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Lebe wohl, Erde!

Lebe wohl, Erde!

Titel: Lebe wohl, Erde! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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mich kurz an, mit diesem seltsamen Ausdruck, der mir schon öfter aufgefallen war und der eine merkwürdige Zuneigung für mich verriet und mir versicherte, daß er mir nichts tun würde, wenn er es verhindern konnte. Und dann erlosch das Licht in seinen Augen. Er warf meine Krone auf den Boden und zertrampelte sie.
    Ich glaube, ich muß aufgeschrien haben, denn Collard sagte schnell: »Die Sache ist zu wichtig, Symes. Ich darf kein Risiko eingehen, daß du die Krone wieder aufsetzt. Du bist zu überzeugend indoktriniert worden und glaubst zu unerschütterlich an die Rechtschaffenheit und die Vollkommenheit und Unfehlbarkeit der Meister. Du würdest mir nicht trauen, selbst wenn ich dir bewiese, was ich ohne weiteres beweisen kann, selbst wenn ich dir zeigte, daß die Anderen nicht die Beschützer und wohlmeinenden Freunde der Erde sind, sondern Tyrannen, die die Menschen vernichten wollen!«
    Ich lachte freudlos. Collard war ein gefährlicher Irrer. »Du bist ja verrückt!« sagte ich scharf. »Du verbreitest Lügen, und ich muß dich deshalb melden. Die Anderen …«
    »Die Anderen sind allmächtig, und ihr Wille muß geschehen, amen«, beendete Collard die Phrase für mich. »Ich wußte ja, daß es nichts nutzen würde.«
    Der andere Mann sagte drängend: »Wir vergeuden unsere Zeit, Collard. Das Schiff wird bald hier sein.«
    Collard nickte. Zu mir sagte er noch: »Du wirst mit uns kommen müssen, Symes, denn sonst bliebe mir nichts übrig, als dich zu töten, und das möchte ich nicht.« Seine Augen waren unerbittlich wie das Vakuum zwischen den Sternen, und ich wollte nicht sterben. Außerdem kam vielleicht noch eine Chance …
    »Na gut«, murmelte ich. »Ich komme mit. Wohin?«
    Mit der Waffe deutete er auf das Gebäude mit den Mädchen. Zu dem anderen sagte er: »Bleib du hier. Ich glaube nicht, daß es irgendwelche Schwierigkeiten geben wird. Sie dürften inzwischen fast soweit sein.«
    Vor ihm schritt ich zu der Eingangstür. Ich zuckte zusammen, als ich sah, was hier vorging. Drei der Anderen standen mit dem Rücken gegen die Wand, und ein Mensch hielt sie mit einem Strahler in Schach. Die beiden anderen Männer waren dabei, die Kristallzylinder zu Füßen der Mädchen zu öffnen und ein paar Tropfen aus einer Flasche in das Blut zu geben, doch das machten sie nur bei den jüngeren Mädchen, die älteren verschonten sie. Nachdem sie etwa vierzig Zylinder geöffnet und das Blut angereichert oder was immer hatten, rannten sie zu dem ersten Mädchen der Reihe, ohne überhaupt auf uns zu achten. Dann eilte einer der beiden in ein anderes Zimmer und schob eine Maschine auf Rädern herbei. Er nahm den an der Maschine befestigten Schlauch ab, der in einer Art Trichter endete, und drückte ihn auf das Gesicht des ersten Mädchens. Sein Kamerad warf einen schnellen Blick auf das Blut im Zylinder, das nun nicht mehr so bläulich wie zuvor war, sondern rot wie normales Menschenblut wurde. Dann sprang er zum Kopfende der steinernen Liege und riß mit einer flinken Bewegung die beiden Röhren aus den Schultern des Mädchens.
    Ich schrie auf, wollte möglicherweise sogar vorwärts springen, denn was sie hier taten, war geradezu eine Blasphemie! Aber Collard hielt mich zurück. Ich konnte nur hoffen, die Anderen an der Wand mit ihren übermenschlichen Sinnen wußten, daß ich nicht zu dieser schrecklichen Verschwörung gehörte und alles tun würde, um Collard und seine Genossen der gerechten Strafe zuzuführen. Ich wußte natürlich jetzt, wofür die Maschine da war. Im gleichen Augenblick, als der eine die Röhren aus dem Fleisch gezogen hatte, berührte der andere einen Knopf an der Maschine, und sie begann sich rhythmisch zu bewegen. Der Busen des Mädchens hob und senkte sich, spasmodisch zuerst, doch dann immer regelmäßiger. Der erste las den Puls des Mädchens, dann nickte er. Sie schalteten die Maschine aus und schoben sie zu dem nächsten Mädchen, wo sie die Prozedur wiederholten.
    Es war schändlich! Die Anderen hatten in ihrer Weisheit die Mädchen mit einem voll Wissen gefüllten Geist hierhergebracht, einem Wissen, das die Anderen brauchten und auch haben sollten. Und hier machten ein paar unverantwortliche Menschen das alles zunichte!
    Die erweckten Mädchen setzten sich auf und wanderten noch benommen herum. Sie schienen sich zu fürchten, doch nicht vor den beiden Männern, die sie zu sich geholt hatten. Nein, wenn ihre Augen auf den drei Anderen zu ruhen kamen, die reglos wie Statuen an der Wand

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