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Lebe wohl, Erde!

Lebe wohl, Erde!

Titel: Lebe wohl, Erde! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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geschworen, niemandem zu sagen. Das werde ich auch nicht, aber Collard wird es vermutlich.
    Ich lernte viel. Ich bin nicht mehr menschlich, auch nicht im Aussehen. Ich verfüge jetzt über große Kraft und brauche, wie die Anderen, keinen Schlaf mehr. Harte Tage verbrachten wir in den Strahlenkammern, ich und die anderen drei jungen Männer, die mit mir auserwählt worden waren. Hätten Sie uns vor den hundert Tagen gesehen, würden Sie uns für Brüder gehalten haben, denn die Meister wählen nach hohem Wuchs, Kraft und Vitalität. Aber nach den hundert Tagen waren wir identisch, aus der gleichen Matrize gestanzt, im gleichen Feuer geschmiedet und auf gleiche Weise ausgebildet.
    Das tierische Rosa unserer Haut wurde zu einem grünen Ton, als unsere Körper Chlorophyllzellen aufnahmen. Wir können reiche Lichtenergie absorbieren und sie wie eine Pflanze in Wärme und Kraft umwandeln. Auch auf andere Weise wurden unsere Körper transmutiert. Gewiß, wir müssen auch jetzt noch essen, aber die Nahrung dient lediglich der Erneuerung abgestorbener Zellen, nicht zur Stärkung.
    Die hundert Tage vergingen. Collard und ich und zwei andere, die unwichtig sind, weil sie nicht mehr leben, waren die vier Jungen. Die Vier und Vier werden nicht alle zusammen ausgebildet. Die vier Mädchen erhalten eine andere Ausbildung, nämlich als einfache Recorder, als lebende Bibliotheken für die Anderen. Auch sie kommen in Strahlenkammern, aber diese Strahlen sind von einer anderen Art. Ihre Gedächtniskraft wird erhöht, und ihre anderen Funktionen werden verringert. Die weisen Anderen tun nichts Unnötiges. Soviel darf ich ruhig sagen, das ist kein Geheimnis. Collard wird bald zur Erde zurückkehren. Er ist der erste Mensch, der die Reise in diese Richtung macht. Ich kann nur beten, daß die Anderen auf ihn vorbereitet sind.
    Die Anderen auf der Erde studieren die Erde und ihre noch unerschöpften Potentiale. Was sie erforschen, wird telepathisch den durch die Strahlen verstärkten Gehirnen der vier Mädchen übermittelt. In den hundert Tagen werden die Mädchen zu Telepathen gemacht, und dann bürdet man ihnen diese ungeheure Wissenslast auf, ein ganzes Jahr lang. Nach diesem Jahr schickt man sie auf die grüne Welt, von der die Anderen kommen.
    Und die vier Jungen bringen sie dorthin, das ist unsere Bestimmung.
    Ich werde nicht niederschreiben, wie das vor sich geht, denn falls Collard stirbt, muß es ein Geheimnis bleiben. Ich sage nur, daß unsere Kronen viel damit zu tun haben. Sie sind nicht nur ein mächtiger Schild und eine wirkungsvolle Waffe, sondern auch die perfekten Transportmittel. Mit ihrer Hilfe können wir die Schwerkraft aufheben und mit Lichtgeschwindigkeit dahinbrausen. Und da wir nicht zu atmen brauchen, können wir uns damit auch durch das All bewegen.
    Doch genug davon. Die Flammen lodern immer noch in der Stadt, und meine Stunde nähert sich ihrem Ende, also fahre ich schnell fort.
    Die hundert Tage vergingen, und wir waren keine Menschen mehr. Wir vier Jungen waren zusammen und bei uns die beiden Anderen, die unsere Ausbildung überwacht hatten. Einer von ihnen befahl uns, die purpurroten Coveralls mit den verschlungenen Triangeln der Anderen anzuziehen, denn sie würden durch ihre Isolierung verhindern, daß wir zuviel Energie von den Strahlen der Sonne aufnahmen, solange wir uns noch in Erdnähe befanden, und gleichzeitig würden sie uns warm halten, wenn wir im weiten All unterwegs zu dem fernen Stern waren, um den der Planet der Anderen seine Bahn zog.
    Ein Zipschiff landete neben uns. Zwei Menschen – von der Sonderpolizei –, in ähnliche Coveralls gekleidet wie wir, doch ohne Kronen, waren die gesamte Besatzung. Einer stieg aus, der andere hob vier schlaffe Gestalten zu ihm hinaus – die vier Mädchen. Sofort kletterte der erste wieder hinein, und das Schiff setzte ab.
    Es gab keine weiteren Anweisungen. Wir wußten, was wir zu tun hatten. Collard, ich und die beiden anderen hoben je eines der bewußtlosen, nicht atmenden Mädchen auf, deren Metabolismus angehalten worden war, damit sie die Reise durch den luftleeren Raum unbeschadet überstehen würden.
    Die Anderen beobachteten uns schweigend. Collard war unser Führer – Collard mit dem merkwürdigen Zug von Menschlichkeit in sich, der menschlichen Kraft, die nicht wie die eisige Starre der Stärke der Meister war, sondern biegsam. Und er hatte sich selbst zu unserem Führer gemacht. Als er sah, daß wir bereit waren, gab er den Befehl zum

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