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Lebe wohl, Erde!

Lebe wohl, Erde!

Titel: Lebe wohl, Erde! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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verhüllte flüchtig das Licht der aufgehenden Sonne. Immer neue Explosionen folgten, und zwar ringsum. Die Robotpiloten schienen die Kontrolle über ihre Schiffe verloren zu haben. Sie stürzten mit der Nase voraus in die Tiefe und zerschellten.
    Ich warf einen Blick aus dem offenen Ende hinunter. Der Boden – ein Platz am Rand der Stadt – kam uns viel zu schnell entgegen. Flüchtig sah ich eine größere Zahl der Anderen in den ungewöhnlichsten Stellungen überall auf dem Platz herumliegen. Seltsamerweise bemühten sie sich gar nicht, aufzuspringen und zu fliehen, um dem herabsausenden Frachtraum zu entgehen.
    Ich hörte noch ein grauenvolles Krachen und Splittern, dann wurde es schwarz um mich.
     
3. DAS ERWACHEN IN DER HÖLLE
     
    Collard beugte sich über mich, als ich zu mir kam. In seinen Augen las ich wieder die vertraute Mischung aus Besorgnis und Mißtrauen. Er trug seine Krone nicht, aber er hatte einen Strahler im Gürtel stecken, wo seine Rechte ihn sofort herausziehen konnte, wenn es nötig war.
    »Du bist nicht verletzt. Dafür kannst du den Anderen danken. Fünf Mädchen kamen ums Leben. Aber es gehört eben eine Menge dazu, einem Mann der Vier und Vier physisch etwas anzuhaben. Erhol dich eine Minute, dann möchte ich mit dir reden.«
    Jeder Knochen schmerzte in mir, doch ich stützte mich auf die Ellbogen und schaute mich um. Was ich sah, war unglaublich – absurd – grauenvoll! Überall lagen Leichen, die der Anderen. Es bestand kein Zweifel, daß es sich um Tote handelte, aber keiner wies eine offensichtliche Verletzung auf. Wie war das möglich?
    »Du hast sie umgebracht!« sagte ich zu Collard, aber nicht als Anklage, denn ich konnte das Ganze einfach nicht glauben. Nie zuvor hatte ich einen toten Meister gesehen, ich hatte nicht gewußt, daß sie überhaupt sterben konnten.
    Collard schüttelte den Kopf. »Nein«, entgegnete er. »Die Anderen leben noch.«
    »Leben?« krächzte ich. »Aber …«
    »Ihre Körper sind tot«, sagte er bedächtig. »Zumindest so tot, wie eine Maschine tot sein kann, wenn der Strom abgeschaltet ist. Die Anderen selbst – ihr Geist, ihr Ich – sind … Nun, schau her.« Er streckte mir eine Hand entgegen, und ich sah eine kleine Kapsel aus kupferfarbigem Metall. »Das«, sagte Collard ernst, »ist, was du so sehr verehrst. Das hier ist einer der Meister.«
    Automatisch griff ich danach und berührte die Kapsel. Sie fühlte sich merkwürdig kalt an, als wäre sie Wochen im Raum zwischen den Sternen aufbewahrt worden. Und jetzt erst wurde mir bewußt, was Collard gesagt hatte.
    »Du Narr!« sagte ich. »Was versuchst du …«
    Er steckte die Kupferkapsel wieder ein. »Ich lüge nicht.« Er seufzte. »Ich hatte gar nicht erwartet, daß du mir glauben würdest. Ich werde es dir aber trotzdem erklären. Die Anderen waren Roboter. Woher sie kamen, wie sie entstanden – ich weiß es nicht. Vielleicht könnten sie es dir sagen, aber ich bezweifle es. Jedenfalls waren sie nichts weiter als gut funktionierende Maschinen – o ja, zum größten Teil natürlich aus organischer Materie. Doch eine Maschine kann durchaus organische Teile haben. Die Roboter wurden von außerhalb aktiviert und von einem zentralen Sender – er befand sich im Turm, den wir mit dem Frachter zerstörten – mit Energie versorgt. Als die Energiezufuhr ausfiel – hörten sie zu funktionieren auf. Sie sind völlig unbeschädigt. Deshalb entfernen wir auch diese Kapseln – das Gehirn der Roboter – aus ihren Körpern. Es könnte ja sein, daß jemand wie du, der noch unter dem Zwang der Anderen steht, ihnen die Energie wieder zuführt. Dieses Risiko dürfen wir nicht eingehen.«
    Ich schaute mich benommen um. Jetzt erst bemerkte ich, daß der Sendeturm noch lichterloh brannte. Weitere Flammen und Rauchsäulen ringsum verrieten, wo die Robotschiffe aufgeschlagen waren. Ich schaute zu Collard zurück. Er lächelte mich an. Ich staunte über sein Lächeln, es war freundlich, offen und ehrlich. Ich staunte – bis ich begriff.
    »Du hättest mich fast hereingelegt, aber jetzt verstehe ich. Du hast die anderen getötet und wagst nicht, es mir gegenüber einzugestehen! Du bist ein Rebell, ein Ketzer, ein Renegat! Du mußt bestraft werden, und es sieht so aus, als wäre ich der einzige, der es tun kann. Zieh deinen Strahler, Collard. Ich werde dich töten!«
    Sein Lächeln erstarb, aber er machte keine Anstalten, nach seiner Waffe zu greifen. Er schaute mich eine lange Sekunde an, dann, als ich mich

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