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Lebe wohl, Erde!

Lebe wohl, Erde!

Titel: Lebe wohl, Erde! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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Aufbruch.
    Jeder von uns Jungen hob mit seinem Willen die Schwerkraft auf. Mit zunehmender Geschwindigkeit brausten wir durch die Luft und bald darauf durch den luftleeren Raum. Die Sterne veränderten ihre Farben, wurden von Violett zu Rot, als wir sie zurückließen. Und dann erkannten wir an den Zeichen, auf die zu achten man uns gelehrt hatte, daß wir unserem Ziel nahe waren, und so verringerten wir unsere Geschwindigkeit.
    Ein grüner Planet hob sich von den blinkenden Sternen ab, die nun wieder weiß oder blau, rot oder gelb leuchteten.
    Vielleicht waren seit Beginn unserer Reise ein Dutzend Sekunden vergangen, vielleicht auch tausend Jahre. Jetzt jedenfalls standen wir auf einer seltsamen blaugrünen Welt, bewegten unsere Arme und Beine und atmeten wieder. Ein Anderer kam ohne Eile auf uns zu. Er hatte genau gewußt, wann wir ankommen würden.
     
2. DER GRÜNE PLANET DES WAHNSINNS
     
    Collard schaute zu mir herein. Seiner Miene nach zu schließen, bleibt mir nicht mehr viel Zeit. Sie verriet Mitleid und eine Freundlichkeit, die mich erschreckt. Er muß wirklich glauben, daß seine Maschine mein Gehirn umdreht und dazu bringt, daß ich die Anderen verrate. Absurd! Schließlich haben die Anderen diese Maschine durch ihr ungeheuerliches Wissen erfunden und hergestellt. Er stahl sie von ihnen, genau wie die Kraft und Intelligenz, die sie ihm in seiner Ausbildung für die Vier und Vier gaben. Er … Aber ich muß mich kurz fassen.
    Auch auf dem Planeten der Anderen war nicht alles hundertprozentig gut. Ich war darauf vorbereitet, denn ich weiß, daß nichts perfekt ist. Aber Collard mit seinem merkwürdigen menschlichen Optimismus, den man ihm nicht hatte nehmen können, und mit seinen unmöglichen Idealen war erschüttert.
    Der Andere, der uns erwartet hatte, bedeutete uns wortlos, ihm zu folgen, und so trugen wir die immer noch bewußtlosen Mädchen in ein nahes Gebäude, in dem sich Reihen um Reihen von steinernen Liegebänken befanden, mit Gehirnmaschinen am Kopfende – Maschinen, wie die Anderen sie benutzt hatten, um unsere Gedanken in den Tests für die Vier und Vier zu formen, und wie die, die Collard bald an mir anwenden will. Auf den Liegen ruhen die Mädchen, die einst zu den Vier und Vier gehört hatten. Allein in diesem einen Raum befanden sich mindestens hundert. Vier werden jedes Jahr ausgewählt, und das seit einem Vierteljahrhundert. Viele von ihnen hatten ihre Schönheit eingebüßt und viele ihre Menschlichkeit. Die Augen der Mädchen waren geschlossen, und ihr Busen hob und senkte sich nur langsam. Am Leben erhalten wurden sie offenbar durch die mit bläulichem Blut gefüllten Zylinder am Fußende jeder Liege, von denen zwei flexible Kristallröhren in den Schultern der Mädchen steckten.
    Der Andere bedeutete uns, die Mädchen auf leere Steinbänke zu legen. Ein weiterer Meister kam herein und öffnete einen flachen Behälter, der scharfe Messer oder Skalpelle enthielt. Mit einem davon schritt er zu den Liegen mit den Neuankömmlingen. Collard blieb an der Tür kurz stehen und drehte sich um. Seine Wangenmuskeln zuckten. Ich berührte seinen Arm, da erst ging er weiter und folgte uns ins Freie.
    Zwei weitere Andere kamen an uns vorbei und betraten das Gebäude. Ich drehte mich nicht um, um zu sehen, was sie taten, aber sie trugen Telepathenkronen, also war anzunehmen, daß sie sich bereits daranmachen würden, das Reservoir an neuem Wissen anzuzapfen, das wir ihnen gebracht hatten.
    Dieser Empfang hatte in Collard offenbar Zweifel über die Anderen geweckt, nicht aber in mir, denn ich war und bin mir immer noch klar, daß sogar die der Vier und Vier völlig von der Gnade der Anderen abhängig waren, trotzdem war es nicht – angenehm.
    Was selbst an mir fraß und Collard zum verachtenswerten Rebellen machte, war etwas, wozu wir eine Weile brauchten, ehe wir uns sicher waren – nämlich, daß wir unsere Schuldigkeit getan hatten und nicht mehr gebraucht wurden. Natürlich gaben die Anderen uns Arbeit, um uns zu beschäftigen. Ich mußte mich um eine Maschine in einer riesigen Halle kümmern, wo Tausende von Rädern sich drehten. Es war eine angenehme Arbeit, und jemand mußte sie schließlich tun, denn selbst die beste Maschine braucht ein denkendes Wesen, das sie wartet. Collard sortierte und analysierte mit winzigen Spektroskopen und anderen wundersamen Geräten Mineralproben aus den Tiefen ihres eigenen Planeten, den die Anderen immer noch erforschten. Auch die beiden anderen Jungen

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