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Lebe wohl, Erde!

Lebe wohl, Erde!

Titel: Lebe wohl, Erde! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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flüsterte sie. »Ich habe Angst. Wer sind wir denn, daß wir so etwas entscheiden dürfen? Unsere Eltern kamen von der Erde. Natürlich kann es anfangs zu Schwierigkeiten kommen, aber wir sind doch vom gleichen Blut!«
    Svan lachte bitter. »Dieser Ansicht sind sie nicht. Du hast sie gehört. Wir sind keine Menschen mehr, sagte der Offizier.«
    Die andere Frau fiel unerwartet ein. »Der Rat hatte recht«, pflichtete sie bei. »Svan, was müssen wir tun?«
    Svan hob nachdenklich die Hand. »Einen Moment. Ingra, bist du dagegen?« Die jüngere Frau wich vor dem Blick seiner funkelnden Augen zurück und schaute die anderen an, die sich offenbar nicht sehr wohl in ihrer Haut fühlten, aber doch bereits Svans Ansicht übernommen hatten.
    »Nein«, murmelte sie.
    »Gut«, brummte Svan. »Nachdem die anderen ebenfalls einverstanden sind, müssen wir handeln. Der Rat überließ die Entscheidung völlig uns, und wir sind uns klar darüber, daß es auf der Venus zur Katastrophe führen würde, wenn das Schiff zur Erde zurückkehrte.«
    »Aber sie sind stark, Svan«, jammerte ein älterer Mann. »Sie haben Waffen. Wir können sie nicht zum Bleiben zwingen.«
    »Sie werden die Venus verlassen, aber die Erde nicht erreichen.«
    Der Ältere sperrte den Mund auf. »Hat der Rat – Mord gestattet?«
    Svan zuckte die Schultern. »Der Rat ahnt nicht, wie groß die Gefahr ist. Die Ratsmitglieder konnten nicht zur Stadt kommen und sahen so auch die Größe des Schiffes nicht.« Mit drohendem Unterton fragte er: »Toller, bist du vielleicht dagegen?«
    Genau wie das Mädchen wich der Ältere vor seinem Blick zurück. Stumpf fragte er: »Wie sieht dein Plan aus?«
    Svan lächelte finster. Aus einer Kiste zu seinen Füßen holte er eine glänzende Metallkugel. »Einer von uns wird sie im Schiff anbringen. Sie zündet erst nach vierzig Stunden – es ist Atomit.« Er grinste triumphierend, aber sein Grinsen erstarb, als er die gequälten Augen der anderen bemerkte. Wütend riß er sechs Blatt aus einem Notizbuch. Auf eines zeichnete er ein Kreuz. »Das wird entscheiden, wer es zu tun hat! Ingra, bring mir die Schale dort.«
    Stumm nahm das Mädchen die paar Zigaretten aus der Glasschale und reichte Svan den leeren Behälter. Er gab die gefalteten Zettel hinein. »Zieh du als erste, Ingra«, befahl er.
    Mechanisch holte sie einen Zettel heraus und behielt ihn ungeöffnet in der Hand. Auch keiner der anderen faltete seinen auf. Aller Blicke ruhten auf Svan. »Wir nehmen meinen Wagen«, bestimmte er, »und sehen uns das Erdschiff an. Das wird keinen Verdacht erregen, denn alle in der Stadt waren bereits dort. Der mit dem markierten Zettel steigt unbemerkt aus und versteckt sich in den Stauden. Es ist schon fast dunkel, man wird ihn also kaum sehen. Die anderen fünf brechen wieder auf, aber es gibt Schwierigkeiten mit dem Wagen, vielleicht kommt er von der Straße ab, sinkt in den Schlamm ein. Jedenfalls werden die Wachen gerufen. Aufregung herrscht – das läßt sich leicht bewerkstelligen, ein paar hysterische Schreie einer Frau genügen. Und der sechste bekommt seine Chance, unbemerkt an das Schiff heranzugelangen. Er braucht die Magnetbombe nur an die Schiffshülle zu drücken. In der Dunkelheit wird sie nicht bemerkt werden, und das Schiff startet vor Morgengrauen. In vierzig Stunden ist die Gefahr für uns behoben.«
    Sie verstanden. Aber Svan sah, daß es ihnen nicht gefiel. Wütend befahl er: »Schaut eure Zettel an!«
    Jeder faltete seinen auf, um festzustellen, ob es der markierte war. Svan warf einen flüchtigen Blick auf seinen. Er war leer. Er schaute auf, um zu sehen, wen es getroffen hatte. Alle hatten zur gleichen Zeit nachgesehen. Und jeder schaute fragend die anderen an. Svan wartete ungeduldig, daß der mit dem Kreuz sich meldete. Und dann verstand er. Ein Verräter! Ein Feigling! Er sah sie nun alle in einem neuen Licht, sah daß ihre Unsicherheit zur Opposition wurde.
    Svan überlegte schneller als je zuvor. Wenn ein Feigling den richtigen Zettel hatte, wäre es falsch, ihn aufzudecken. Natürlich könnte er verlangen, daß jeder seinen Zettel vorwies, aber was war, wenn der Feigling sich wehrte, weil er sich in die Ecke gedrängt fühlte? In einem Sekundenbruchteil traf Svan seine Entscheidung. Er hatte den Stift noch in der Hand. Unter der Tischplatte malte er ein Kreuz auf seinen Zettel.
    Mit müder, enttäuschter Stimme sagte er: »Ich werde die Bombe anbringen.«
    Die sechs Verschwörer fuhren durch die Hauptstraße

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