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Lebe wohl, Erde!

Lebe wohl, Erde!

Titel: Lebe wohl, Erde! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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funktionierte nicht immer. In einem Hotel konnte ich die ganze Nacht nicht einschlafen, weil es in den benachbarten Zimmern ziemlich wüst herging. Erst im Morgengrauen fand ich endlich Ruhe, und im Fliegerhorst erfuhr ich dann, daß das Hotel als Hurenhaus verschrien war. Ich frage mich, was der Nachtportier sich gedacht haben mochte, als ich mir mit lavendelfarbiger Schreibmaschine und Unschuldsgesicht ein Zimmer geben ließ.
    IRRTUM schrieb ich in einem dieser Hotelzimmer. Die Geschichte erschien in der Winter-Nummer 1944 von PLANET STORIES.
    Das Colorado-Zwischenspiel dauerte nicht sehr lange. Woran ich mich am meisten erinnere, sind die endlosen Diskussionen mit Air-Force-Psychologen über die Gefahren der Isolation im Polarkreis. Und an einen langen, schlimmen Tag in einem Zahnarztsessel, als man mir alle alten Füllungen aus den Zähnen holte und sie mit neuen Plomben ersetzte, die die arktische Kälte aushielten.
    Und dann versetzte man mich nach Italien!
     

 
Irrtum
     
    Der Deckoffizier war froh, als er an der Hauptschleuse zurück war. Es gab natürlich keinen Grund, weshalb nicht alles perfekt funktionieren sollte, aber trotzdem war er froh, als er es bestätigt fand. Der Erste Offizier schien schlechter Laune zu sein. Er rauchte in der offenen Schleuse eine Zigarette und starrte über die dunstigfeuchte venusische Landschaft auf die Eingeborenenstadt.
    »Alles in Ordnung, nehme ich an«, brummte er.
    Der Deckoffizier nickte. »Wenn es so weitergeht, wird mein Logbuch leerbleiben«, sagte er. »Alle Mann anwesend, von der Delegation abgesehen, die Ladung verstaut, und das Schiff startbereit. Wir können aufbrechen, sobald sie zurück sind.«
    Der Erste Offizier warf seine Zigarette aus der Schleuse. » Wenn sie zurückkommen.«
    »Warum sollten sie nicht?«
    Der Erste zuckte die Schulter. »Ich weiß es nicht, Lowry«, murmelte er. »Das ist ein komischer Ort hier. Ich traue den Eingeborenen nicht.«
    Lowry hob eine Braue. »Oh? Aber sie sind doch Menschen, genau wie wir …«
    »Nicht mehr. Sie waren es vor vier oder fünf Generationen. Großer Gott, sie schauen ja nicht einmal mehr menschlich aus. Diese weiße, lappige Haut – sie widern mich an.«
    »Akklimatisation«, sagte Lowry. »Sie mußten sich dem Venusklima anpassen. Aber sie sind doch recht freundlich.«
    Der Erste zuckte wieder die Schultern. Er starrte auf die Holzhütten am Rand der Stadt, die durch den allgegenwärtigen venusischen Dunst nur verschwommen zu sehen waren. Die einheimische Ehrenwache, die etwa hundert Meter vor dem Erdschiff Posten bezogen hatte, stand reglos, mit ihren altmodischen Protonengewehren über den Rücken geschlungen. Ein paar Eingeborene bestaunten mit großen Augen das Schiff, machten jedoch keine Anstalten, sich an der Wache vorbeizuschleichen.
    »Natürlich«, sagte Lowry plötzlich, »gibt es eine Minorität, die vor uns Angst hat. Ich war gestern in der Stadt und unterhielt mich mit einigen der Einheimischen. Sie befürchten, daß ganze Horden von Erdenmenschen einwandern werden, nun, da wir wissen, daß man auf der Venus leben kann. Und ich hörte auch von einer unbedeutenden Untergrundbewegung. Sie verbreitet das Gerücht, daß die neuen Immigranten die eingeborenen Venusier – damit sind die Abkömmlinge der ersten Expedition gemeint – geradewegs in den Schlamm treiben werden. Nun …« Er lachte, »… vielleicht tun sie das auch. Schließlich überleben immer die Stärksten. Das ist ein altes Naturgesetz …«
    Der Lautsprecher über der offenen Schleuse knackte heftig, dann rasselte eine metallische Stimme: »Deckoffizier! Posten Nummer 1! Instrumente zeigen einen auf die Hauptschleuse gerichteten Spionstrahl an.«
    Lowry, der mitten im Wort unterbrochen worden war, ruckte den Kopf zurück und starrte ungläubig auf den Knopf neben dem Lautsprecher. Tatsächlich, er glühte rot – tat es möglicherweise schon seit Minuten. Er brüllte in den Sprecher an der Wand: »Schirm einschalten! Delegation verständigen! Patrouille zusammenstellen!« Noch während er die Befehle erteilte, erlosch das Warnlicht.
    »Da, sehen Sie!« sagte der Erste.
     
    »Da habt ihr es!« Svan schaltete das Abhörgerät aus und drehte sich um. Die fünf anderen im Zimmer schauten besorgt drein. »Jetzt habt ihr es aus ihrem eigenen Mund gehört. Der Rat hatte also recht!«
    Die jüngere der beiden Frauen seufzte. Sie wäre schön gewesen, trotz ihrer fahlweißen Haut, hätte sie Haare auf dem Kopf gehabt. »Svan«,

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