Leben aus der Asche
ans Fenster getreten.
»Ich bin nicht deiner Ansicht«, sagte er zu Zimmermann gewandt. »Ich sehe keinen Grund, weshalb wir nicht diese Position einnehmen sollten!«
»Und Hamilton?«
Buchanan machte eine wegwerfende Geste.
»Ach was! Das ist kein Argument! Was hindert uns daran, ihn einfach zu ignorieren?«
»Eine ganze Menge – könnte uns daran hindern! Wenn es ihn noch gibt, und wenn er Machtmittel hat, sieht er sich mit Sicherheit als legitimen Nachfolger der Regierung an.«
»Willst du ihm etwa Zugeständnisse machen, nachdem er sich aufgeführt hat wie ein Bandit?«
Zimmermann schüttelte mit Nachdruck den Kopf.
»Ich denke nicht daran! Es ist aber genauso sinnlos, seine Existenz einfach zu ignorieren!«
Buchanan war sichtlich erregt; er setzte sich mit einem Ruck wieder hin.
»Aber wie willst du denn herauskommen aus diesem Teufelskreis? Du kannst nicht einfach losgehen und ihn suchen!«
Es klopfte an der Tür, und Mary Buchanan steckte den Kopf herein.
»Nachrichten aus der Funkbude!« sagte sie und ließ Jim Grant eintreten.
»Was ist los?« fragte Zimmermann alarmiert, als er Grant ansah.
Jim Grant war leichenblaß.
Zimmermann überflog den Zettel, den Grant ihm gegeben hatte.
Mit einer heftigen Geste schleuderte er ihn auf den Tisch.
»Das kommt ja wie bestellt«, sagte er.
Buchanan nahm den Zettel und las ihn. Er reichte ihn wortlos weiter.
Die Botschaft von Dave Davies war in Jackville angekommen.
»Wir müssen Popojew warnen«, sagte Buchanan nach einer Weile. Seine Stimme klang hoffnungslos.
Zimmermann schüttelte den Kopf.
»Geht nicht«, sagte er.
»Warum nicht?«
»Dann weiß Hamilton sofort Bescheid und bombardiert uns. Der ist zu allem fähig!«
»Möglicherweise ist es doch besser, die Russen zu benachrichtigen, sonst glauben sie noch, wir treiben doppeltes Spiel; wenn Hamilton tatsächlich Raketen losschickt, gehen die auf unser Konto.«
»Das ist ganz richtig gedacht, Mr. Ewert. Wir wissen nur nicht, wie wir aus dieser Zwickmühle herauskommen sollen!«
»Wir dürfen es gar nicht dazu kommen lassen, daß Hamilton die Initiative übernimmt«, sagte Townshend.
»Und wie stellen Sie sich das vor?«
Townshend beugte sich vor.
»In dem Funkspruch ist doch der Termin angegeben, wann dieser Dee Wache hat, nicht wahr?«
»Der Termin ist äußerst knapp«, sagte Zimmermann.
»Dann müssen wir uns eben beeilen!«
Buchanan zog hörbar die Luft ein.
»Mag sein, daß ich zu alt werde«, sagte er, »aber die ganze Geschichte kommt mir vor wie das letzte Himmelfahrtskommando. Eine gut ausgerüstete Stellung überwältigen? Wie stellt ihr euch denn das vor? Da sind dreihundert Mann!«
»Wir können doch nicht einfach den Kopf in den Sand stecken!« Ewert sah Zimmermann beinahe beschwörend an.
»Wir haben keinen Trumpf in der Hand«, sagte Zimmermann leise.
»Doch!« sagte Ewert, und alle sahen ihn an.
»Lachen Sie nicht, lassen Sie mich ausreden«, sagte Ewert. »Ich weiß, es klingt verrückt, was ich Ihnen vorschlage. Es ist eine Idee, die so nahe liegt, daß wir nicht daraufgekommen sind. Die Filme, in denen ich die tollkühnen Agenten spielen mußte, hatten immer eines gemeinsam: Der Agent wurde in Ausnahmesituationen gebracht, und er mußte sein Köpfchen anstrengen, um da herauszukommen. Eine Situation ähnelte der, in der wir uns jetzt befinden! Der Agent mußte in einen feindlichen Ring gelangen, weil er ihn von außen nicht aufknacken konnte. Er mußte sich das Vertrauen der Gegner erschleichen, und dann konnte er seine Mitstreiter hineinlassen ...«
Zimmermann machte ein skeptisches Gesicht.
»Wie wollen Sie denn da hineinkommen?«
Ewert zuckte die Schultern.
»Weiß ich noch nicht. Aber andererseits, warum nicht auf die einfachste Weise?«
»Schön und gut«, meinte Buchanan, »aber Sie können doch schlecht hingehen und sagen: Laßt mich hinein!«
Ewert lehnte sich zurück.
»Warum nicht?«
»Na, hören Sie, Sie brauchen eine gute Story, damit man Ihnen glaubt, daß Sie gerade dort und gerade jetzt auftauchen!«
»Richtig! Aber das ist das einzige Problem!«
»Ob Sie damit durchkommen ...«
»Sie vergessen, daß ich Schauspieler bin!«
Zimmermann rieb sich nachdenklich das Kinn.
»Es ist Wahnsinn«, sagte er nach einer Weile. »Aber ich habe keine bessere Lösung anzubieten!«
Ewert sah sich herausfordernd um.
»Was zögern wir noch?« fragte er. »Lassen Sie uns geeignete Leute zusammensuchen, und dann fahren wir los. Wir haben nicht viel
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