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Leben bis zum Anschlag

Leben bis zum Anschlag

Titel: Leben bis zum Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
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wird mit dem UA -Club?
    »Ich such nach einer Halle. Irgendwo am Hafen oder Open Air«, sagt Nora.
    Mehmet schüttelt den Kopf. »Wir müssen alles dransetzen, sobald wie möglich zurück in den Club zu kommen. Lieber gleich als später.«
    »Könnt ihr zwei nicht mal aufhören? Dauernd denkt ihr ans Geschäft.« Dali steht immer noch unter Schock. Zu viel Gewalt das alles. Außerdem fürchtet er, dass seine Eltern das auch so sehen.
    Keath zuckt bei ihr zwei leicht zusammen. Er ist nicht gemeint,
leidet unter Entzugserscheinungen und will sich am liebsten mit Nora an die Elbe verziehen. Er kriegt sowieso kein Wort zwischen ihren und Mehmets Redeschwall.
    Seitdem er mit Nora im Club angekommen ist, verhält sich Mehmet ihm gegenüber sehr abgekühlt, aber mit Nora kommt er demonstrativ gut klar.
     
    »Raus!«
    »Aber Lonson«, bettelt Nicole, »ich hab nichts gemacht.«
    »Du hast die Idioten angeschleppt!«
    So langsam reicht es Sandro. Er hat es nicht nötig, sich von Lonson anmachen zu lassen. »Ich bin kein Idiot. Du hast den Schampus genauso angenommen wie wir. Wir konnten doch nicht wissen, dass gleich die Bullen anrücken?«
    »Hab ich gefragt, ob ihr sicher seid, dass es keine Hehlerware ist und die Bullen mich nicht nach der Herkunft fragen?« Pause. »Ja oder nein?«
    Nicole nickt heftig. Dennis kaum merklich. Sandro blinzelt zustimmend.
    »Ich bin nicht interessiert daran, dass die Bullen meinen Getränkestand durchforsten und Belege sehen wollen. Das wird also in jedem Fall sehr teuer für mich.« Lonson spricht ruhig. »Und deshalb habt ihr drei exakt drei Sekunden Zeit zu verschwinden. Hausverbot und Drohungen muss ich hoffentlich nicht laut aussprechen. Euch ist klar, dass ihr’s bei mir final verschissen habt?« Lonson sieht nicht viel Verständnis für seine Lage in den drei auf ihn gerichteten Augenpaaren.
    »Aber ich hab meine Arbeitsklamotten an!«, jammert Nicole. Das ist nicht viel, wenn man in einer Oben-ohne-Bar arbeitet.
    »Ist mir scheißegal. Raus hier!«
Ron wird vor seinem Wohnblock in Mümmelmannsberg von der zuständigen Streife angesprochen. Wo er herkomme und was er den Tag über getrieben habe, wollen die beiden Beamten wissen.
    Kooperativ berichtet er von seiner ergebnislosen Jobsuche. »Hab Kneipen in Altona abgeklappert, ob die Aushilfen suchen.«
    »Von wann bis wann?«
    »Kurz vor drei bis jetzt.«
    »Das war alles?«
    »Wieso wollen Sie das wissen?«
    »Wir mögen Antworten, keine Gegenfragen.«
    »Okay«, Ron zuckelt an der Lidl-Plastiktüte, »hab noch was geholt für das Spiel heute Abend und …«
    »Wann?«
    »Keine Ahnung, vielleicht so gegen fünf?«
    »Können wir mal einen Blick in die Tüte werfen?«
    Dürfen sie, klar, hier. Ron reicht ihnen die Tüte.
    »Hast du auch den Bon?«, fragt einer der Beamten. Der andere schweigt konstant.
    »Bong?« Klar hat Ron eine Bong. Wie soll er sich denn sonst den Schädel zuknallen, wenn ihm danach ist? Alle, die er kennt, haben eine. Zugeben würde das keiner, wenn ein Bulle danach fragt. Entrüstet starrt Ron erst den Fragesteller und dann den stummen Polizisten an.
    »Ich meine, hast du einen Beleg von deinem Einkauf im Geldbeutel?« Langsam kommt auch behördlicherseits Ungeduld auf.
    »Hab kein Geld für’n Geldbeutel.« Ron spielt den Mürrischen und steckt die Fäuste in die Hosentaschen. In der rechten fängt er an rumzukramen und fummelt einen Beleg heraus. »Meinen Sie den? Bitte schön, is alles bezahlt.«

    Der Stumme fummelt eine Lesebrille aus seiner Brusttasche, studiert ihn und nickt.
    »Können wir den behalten?«, fragt wieder der andere.
    »Wenn nicht oben vor meiner Tür ’n Kollege von Ihnen steht und behauptet, ich hätte das Bier und die Würstchen geklaut.«
    »Mir wird schlecht, wenn ich so ’n Quatsch höre«, sagt der Beamte, der bis jetzt geschwiegen hat. »Wir werden jedes Wort überprüfen. Kapiert? Und wir behalten dich im Auge.«
     
    Es ist spät, als Keath Nora nach Hause begleitet.
    »Das hat’s voll gebracht«, sagt Keath.
    »Was?«
    »Das leere Gequatsche, Planen, Verlautbaren.«
    »Vielleicht hättest du was beitragen sollen, damit es gehaltvoller wird?« Nichts sagen und hinterher alles besser wissen. Nora ist sauer.
    »Vielleicht hätte es mehr gebracht, wenn wir zusammen irgendwohin gegangen wären?«
    »Und wohin?«
    »Genau darüber hätten wir uns zum Beispiel zusammen Gedanken machen können.«
    »Meinst du in unser Luftschloss?«
    »Genau.«
    Ihre Ellenbogen berühren sich.

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