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Leben im Käfig (German Edition)

Leben im Käfig (German Edition)

Titel: Leben im Käfig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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konnte es tief in seinem Bauch spüren. Elektrizität manifestierte sich im Zimmer und drohte sich zu entladen. Zwischen ihnen waren höchstens noch zwei Zentimeter Raum, die Sascha durch ausgiebiges Rekeln geschickt schmolz. Als sich ihre Oberschenkel kurz berührten, zuckte Andreas zusammen und senkte den Blick. Sascha unterdrückte ein Lächeln und ein erleichtertes Seufzen. Offenbar ließ er den Freund doch nicht kalt. Vielleicht brauchte Andreas nur ein wenig Zeit, um sich mit der neuen Situation vertraut zu machen. Vielleicht hatte er sich nicht getraut, sich ihm zu nähern und wartete nun genauso gierig auf ein Zeichen, wie Sascha anders herum.
    Aber das ließ sich herausfinden.
    „Lass uns mal ein paar Einzelspiele gegen den Computergegner machen“, schlug Sascha leichthin vor. „Zeig mir mal, wie du diese doppelte Rolle mit der Trittfolge machst. Ich bekomme das nicht mit, wenn ich mich gleichzeitig wehren soll.“
    „Ich soll dir meine besten Tricks verraten?“, gab Andreas zurück. Ein Kratzen lag auf seinen Stimmbändern.
    „Bis ich sie gelernt habe, hast du eh schon wieder Neue erfunden“, grinste Sascha und lehnte sich bequem zurück gegen das Fußende des Bettes.
    Die Matratze war fest in seinem Rücken. Er gähnte theatralisch und legte den rechten Arm auf das Bett, zufällig genau in Andreas' Nacken. Er wartete, tat so, als würde er sich mit dem Geschehen auf dem Bildschirm auseinandersetzen. In Wirklichkeit kämpfte er damit, ruhig zu atmen. Sie waren sich jetzt sehr nah. Er hätte gerne zugefasst, aber er brauchte ein Zeichen; wenigstens ein kleines. Er hatte versprochen, Andreas nie wieder zu nahe zu treten. Deswegen musste er abwarten, ob er eine Einladung bekam.
    Sie kam. Nach ein paar Minuten spürte er, wie Andreas minimal den Kopf in den Nacken legte und weich gegen seine Unterarm drängte. Bildete er es sich ein oder wurde der Freund rot im Gesicht? Schnell zog Sascha den Arm zurück und setzte sich wieder richtig hin.
    „Hast du das gesehen?“, fragte Andreas nervös. „Salto, dreifache Trittkombination und dann vom Brustkorb abstoßen. A, B, hinten links, unten links und dann hinten links und hinten rechts gleichzeitig.“
    „Wetten, dass du das nicht noch einmal schaffst?“, sagte Sascha herausfordernd und mit einem süßen Hintergedanken im Kopf.
    „Wie bitte?“ Andreas klang ernsthaft entrüstet und sofort wesentlich selbstsicherer. „Warum sollte ich nicht?“
    „Glückstreffer halt.“
    „Pft, von wegen“, startete Andreas einen neuen Kampf, um zu beweisen, dass Können und Glück nichts miteinander zu tun hatten.
    Schmunzelnd wartete Sascha ab, bis der Freund seinen Gegner in die Enge gedrängt hatte. Dann lehnte er sich zur Seite, schob blitzschnell die langen Haare weg und küsste den Hals darunter. Bevor Andreas Zeit hatte zu reagieren, wanderte Sascha höher und saugte spielerisch an seinem Ohrläppchen. Mit feuchter Zunge stieß er es an und biss schließlich vorsichtig hinein.
    Er spürte, wie Andreas nach Luft rang und ihm sehnsüchtig Hals und Kopf entgegen schob. Zweifelsohne genoss er die kleine Zärtlichkeit. Als Sascha sanft über die Bahn des Außenohrs leckte und kurz ins Innenohr hauchte, hörte er ein vertrautes Geräusch vom Fernseher kommen. Es klang, als hätte man einer Katze auf den Schwanz getreten.
    „Game over“, flüsterte er Andreas kichernd ins Ohr. „Wette gewonnen. Kleine Konzentrationsschwäche?“
    Für zwei Sekunden blieb sein Freund starr sitzen, betrachtete ungläubig das Ergebnis auf der Mattscheibe, bevor er den Controller von sich warf und sich auf Sascha stürzte.
    „Das war geschummelt“, protestierte Andreas lachend, während er nach Saschas Handgelenken griff.
    „Im Krieg ist bekanntlich alles erlaubt“, gab jener japsend zurück. Der Luftballon in seinem Inneren war angesichts von Andreas' herzlichem Lächeln wieder prall geworden und drohte ein weiteres Mal, ihm den Brustkorb zu sprengen. Das Eis war geschmolzen.
    „Gut, dass du es erwähnst.“
    Mit diesen Worten warf Andreas sich auf ihn. Der Kampf war eröffnet.
    Wie kleine Kinder im Sandkasten purzelten sie übereinander, während sie versuchten, den anderen festzunageln. Immer wieder bekam einer von ihnen den Unterarm des anderen zu fassen oder schaffte es, ihn auf den Rücken zu rollen. In ihrem Übermut krachten sie gegen ein frei stehendes CD-Regal, das ins Wanken geriet und seinen Inhalt über den Boden verteilte. Es störte sie nicht.
    Lachend und

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