Leben im Käfig (German Edition)
erwischten oder zuhörten. Und Ivana war nur eine Stufe von einer Mutter oder einem Vater entfernt.
„Ich habe nichts gesagt, als ich vor ein paar Jahren ahnte, dass Andreas Männer mag“, erklärte die Haushälterin schlicht, „und ich habe nicht vor, mich jetzt anders zu verhalten. Es ist seine Sache und du hast recht: Er hat es eh schon schwer genug.“
„Okay. Gut. Dann sind wir ja auf der sicheren Seite.“
„Mehr oder weniger.“ Ivana hob einen hölzernen Löffel, an dem etwas geschlagene Sahne klebte. Fest, aber nicht unfreundlich sah sie Sascha in die Augen: „Tu ihm nicht weh.“
Erleichtert zeigte Sascha ihr sein charmantestes Lächeln: „Das habe ich nicht vor. Wirklich nicht.“
„Dann seid ihr beiden mal gut zueinander“, nickte sie und machte sich daran, Suppe und Tee in zwei rote Thermosflaschen zu füllen.
Fünf Minuten später schloss Sascha die Tür von Andreas' Zimmer hinter sich ab. Es fehlte ihm noch, dass die Eltern am Abend in den Raum platzten. Sein Freund saß halb aufrecht im Bett und sah ihm entgegen. Noch immer schlotterte er merklich.
„Da bist du ja wieder“, wisperte Andreas.
„Dachtest du, ich verschwinde?“
„Vielleicht ...“
Sascha schüttelte den Kopf und balancierte seine Last zum Bett: „Ein bisschen mehr Vertrauen, wenn ich bitten darf. Hier kommen roter Tee und Nudelsuppe. Möchtest du etwas davon haben?“
„Ich bin kein Invalide“, brummte Andreas. „Tee klingt gut.“
„Suppe wäre besser. Sonst kannst du übermorgen in der Geisterbahn anfangen“, beharrte Sascha, fing sich aber nur einen finsteren Blick ein. „Okay, okay, dann eben Tee.“
Er setzte sich auf die Matratze und sah zu, wie Andreas in winzigen Schlucken aus der Kappe der Flasche schlürfte. Als er sie beiseitestellte, stand Sascha auf und machte eine Bewegung, als wolle er Hühner über einen imaginären Hof scheuchen.
Fragend sah Andreas ihn an.
„Du zitterst immer noch, und so lange du auf der Decke liegst, bekomme ich sie nicht unter deinem Hintern weg“, erklärte Sascha den Versuch, es ihnen gemütlich zu machen. Kurz entschlossen zog er sich sein Sweatshirt über den Kopf und grinste, als Andreas' Augen aufleuchteten. „Will mich ja nicht zu Tode schwitzen.“
Zusammen schlüpften sie unter die warme Bettdecke. Sie fanden sich in der Mitte der Matratze.
Es gab einen unbehaglichen Augenblick der Unsicherheit, doch schließlich drückte Andreas sich wieder auf seinen angespannten Platz, schauderte ein paar Mal und ließ sich willig den Nacken kraulen. Atem strich über Saschas nackte Brust und ließ ihn leise bedauern, dass sie nicht an einem anderen Tag zueinandergefunden hatten. Er konnte Andreas' Finger nicht auf seiner Haut spüren, ohne mehr zu wollen. Daran war jetzt nicht zu denken und bei allem Verständnis für die Situation fand Sascha es schade, dass sie sich nicht ausgelassen in den Federn wälzen konnten.
„Ich könnte mich hieran gewöhnen“, raunte Andreas nach ein paar Minuten leise.
Seine Hand wanderte über Saschas Rippenbogen. Viel zärtlicher als sonst, mehr Aussage als erregende Berührung.
„Solltest du aber nicht zu schnell“, gab Sascha missmutig zurück und dachte an das Wochenende, das sich endlos lang vor ihnen erstreckte.
Unter seinen Fingern wurden die Muskeln in Andreas' Rücken steif. Er hatte etwas Dummes gesagt.
Schnell erklärte er: „Erst nächste Woche. Ich fahre morgen zu meiner Schwester. Sie hat Geburtstag und ich habe ihr versprochen, dass ich ihr bei ihrer Party helfe. Ich würde lieber bleiben.“
Andreas entspannte sich wieder und schmiegte das Gesicht gegen seinen Hals; vielleicht, damit man seine enttäuschte Miene nicht sah: „Wann bist du wieder da?“
„Sonntag.“
„Kommst du dann noch vorbei?“
Sascha grinste und schob die Hand unter Andreas' Hemd, streichelte sehnsüchtig seinen Rücken: „Darauf kannst du Gift nehmen. Und wenn du jetzt nicht endlich schläfst, hole ich den Holzhammer aus dem Keller.“
„Danke, hab meine Dröhnung heute schon bekommen“, stöhnte Andreas und richtete sich halb auf. Er sah Sascha mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck an, bevor er schüchtern fragte: „Gibst du mir deine Telefonnummer? Oder rufst mich mal an?“
„Beides.“
Sascha wollte es so. Und er wollte Andreas näher sein, fasste ihn im Nacken und zog ihn sanft zu sich, auf sich. Erst, als sie Bauch an Bauch lagen und sein Freund es sich in seiner ganzen Länge auf ihm gemütlich gemacht hatte,
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