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Leben im Käfig (German Edition)

Leben im Käfig (German Edition)

Titel: Leben im Käfig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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er nicht wiederkommt? Wird er Krücken bekommen? Krücken sind lustig. Ist der Fuß gebrochen? Tut das sehr weh?“
    „Ich weiß es nicht“, antworte Sascha ehrlich. „Wiederkommen tut er auf jeden Fall, aber wann weiß ich nicht. Es kann schon sein, dass der Fuß gebrochen ist. Aber das werden die Ärzte im Krankenhaus sich genau angucken.“
    „Mama glaubt, dass der Fuß kaputt ist“, schniefte Sina. „Und Mama hat immer recht.“
    „Wir werden sehen. Sie kümmern sich jetzt gut um Fabian und dann sehen wir weiter.“ Sascha kam sich unbeholfen vor. Sollte er seiner kleinen Cousine etwas von Röntgengeräten, Operationen, Bänderrissen und ähnlichem erzählen? Wie viel konnte man einem achtjährigen Mädchen zumuten? Wie viel wusste sie und was war zu viel? Er wollte sie nicht mit medizinischen Details bombardieren oder ihr mit Krankenhaus-Horror-Geschichten Angst machen. Stattdessen fragte er zaghaft: „Willst du etwas spielen, bis dein Papa nach Hause kommt?“
    Für eine Sekunde warf Sina ihm einen geradezu erwachsenen Blick zu, bevor sie die Schultern zuckte und altklug sagte: „Wir können eh nur abwarten, oder?“ Aus ihrem Kindermund klangen diese Worte viel zu groß und vernünftig. Aber kaum, dass sie ein Brettspiel aus dem Regal gezerrt hatte und Sascha die Regeln erklärte, die er eh schon kannte, war sie wieder das kleine Mädchen, das sie sein sollte.
    Sie hatten ein paar Mal gewürfelt, die ersten Hexen um das Feuer auf dem Spielbrett tanzen lassen, als Sina plötzlich mit verschleierten Augen aufsah und flüsterte: „Weißt du, dass ich Fabian manchmal gar nicht mag? Und dann wünsche ich mir, dass er sich wehtut. Aber jetzt ... jetzt tut es mir ganz schrecklich leid, dass ich so etwas Schlimmes gedacht habe.“
    Sie brach in Tränen aus. Der Rotz lief ihr aus der Nase und tropfte auf ihr pinkes T-Shirt, bevor Sascha ein Taschentuch zücken konnte. Hilflos sah er zu, wie es Sina vor schlechtem Gewissen schüttelte, und wusste nicht, was er sagen sollte.
    Zaghaft streckte er die Hand nach ihr aus und tätschelte sie am Arm, was zur Folge hatte, dass er den Bruchteil einer Sekunde später ein von Tränen verschmiertes, nach Gummibärchen und Spaghetti Bolognese riechendes Etwas auf seinem Schoss hatte.
    Sascha geriet ins Schwitzen. Das hier war eine Nummer zu groß für ihn. Er konnte seine fast erwachsene Schwester trösten. Er konnte Andreas umarmen, wenn es dem schlecht ging, aber das hier war etwas ganz anderes. Sina war so klein, so zerbrechlich. Einmal kräftig zupacken und er konnte sie zu ihrem Bruder ins Krankenhaus bringen. Oder so kam es ihm zumindest vor.
    Er tat sein Bestes. Murmelte, dass es nicht ihre Schuld sei und sie sich keine Gedanken machen müsse. Dass Unfälle nun einmal passierten und dass jeder Mensch manchmal etwas Schlimmes denken würde, dass es deswegen aber noch lange nicht wahr würde. Er wiederholte sich und gab allgemein keine besonders überzeugende Vorstellung ab.
    Sina hingegen schien es zu helfen, sodass sie sich nach einer Weile von ihm löste und unerwartet fragte: „Ist der Andreas von drüben jetzt dein Freund?“
    Von dem kindlichen Gedankensprung überfordert, von dem frechen, noch etwas feuchten Grinsen seiner Cousine aus dem Konzept geworfen, nickte Sascha überrascht: „Ehm... ja.“
    Verschwörerisch sah Sina sich in ihrem Kinderzimmer um, bevor sie ihren Mund ganz nah an Saschas Ohr schob und flüsterte: „Hast du ihn auch schon mal geküsst?“
    Instinktiv verspürte er den Drang, nach der versteckten Kamera im Zimmer zu suchen. Gerade noch ein Nervenbündel mit der festen Überzeugung, ihren Bruder durch Gedankenkraft ins Krankenhaus manövriert zu haben, nun eine neugierige Göre, die ihm seine Geheimnisse aus der Nase ziehen wollte. Und es funktionierte!
    Bevor Sascha sich versah, hörte er sich stammeln: „Ehm ... ja ... ist ja mein Freund, oder? Gehört dazu.“
    „Und ist das schön?“, bohrte Sina weiter, die angesichts des spannenden Themas ihre Tränen vergaß.
    „Joah, schon schön ...“ Und er würde jetzt verdammt lieber Andreas küssen, als sich der Sinaischen Inquisition zu stellen.
    „Küsst du mich auch mal?“, flehte Sina und ließ ihre kindlich kurzen Wimpern fliegen. Sascha verschluckte sich, wusste nicht, ob er lachen oder schreien sollte. Was war das denn nun? Hustend schob er Sina ein Stück von sich: „Ich kann dich nicht küssen. Du bist doch meine Cousine.“
    „Aber Fabian hat mich auch schon geküsst! Und

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