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Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst

Titel: Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Mass
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alles in Ordnung, sobald ich eine richtig heiße Dusche nehmen kann.«

    Er lacht. »Vergiss nicht, Bakterien sind fast immer freundlich. Du wirst sie bestimmt nicht alle abwaschen oder wegkratzen wollen.«
    Hastig steckt Lizzy ihre Hände in die Shortstaschen, um sich nicht weiter zu kratzen. Ich weiß, dass sie nicht überzeugt ist. Wir machen uns auf den Weg zum Torbogen, der uns zur Dinosaurierausstellung und zu James zurückführen wird.
    »Vergesst nie«, sagt Dr. Grady, als wir den Ausstellungssaal betreten, »so riesig das Universum auch ist und so wenig wir jemals davon wissen werden, es gibt nur einen Jeremy Fink, eine Lizzy Muldoun. Einen Amos Grady. Das macht aus jedem von uns etwas schier unfassbar Besonderes und Einzigartiges. Warum sind wir hier? Meiner Meinung nach sind wir hier, weil wir in der Evolutionslotterie gewonnen haben. Wir sind hier, weil dies, soweit wir wissen, der einzige Ort ist, an dem wir sein können. «
    »Genau genommen sagen Sie also«, wirft Lizzy ein und kratzt sich durch die Hosentaschen hindurch an den Oberschenkeln, »dass wir hier sind, weil wir hier sind?«
    »Exakt!«, bestätigt Dr. Grady.
    Lizzy kneift mich in den Arm. »Kommst du damit klar, Jeremy? Oder bleibt deine existenzielle Krise bestehen?«
    Mir schwirrt noch der Kopf von all dem, was Dr. Grady gesagt hat. Aber er schwirrt in einem guten Sinn. »Du weißt, dass ich lange brauche, bis ich mir die Dinge zurechtgelegt habe«, antworte ich. »Ich kann nicht so mir nichts, dir nichts Entscheidungen treffen wie du.«
    »Wie wahr. Einmal«, beginnt Lizzy, die beim Gehen jetzt ihren Bauch kratzt, »als wir sechs Jahre alt waren, haben uns Jeremys Eltern zum Eisessen eingeladen. Er hat so lange gebraucht,
sich zwischen Schokolade und Vanille zu entscheiden, dass der Mann den Laden zuletzt zumachen musste und Jeremy gar nichts gekriegt hat.«
    Ich seufze. Mir hat es entschieden besser gefallen, als Lizzy noch voll darauf konzentriert war, ihre Haut schichtweise abzureißen. Dr. Grady lacht leise und sagt: »Damit klarzukommen, warum wir hier sind und welchen Sinn das alles hat, kann sich als lebenslange Aufgabe erweisen. Irgendwann später, wenn ihr beide alt und miteinander verheiratet seid, werdet ihr zurückschauen und …«
    »AAAAH!!«, kreischen wir einstimmig.
    »Wir sind später nicht verheiratet !«, rufe ich.
    »Zumindest nicht miteinander!«, fällt Lizzy ein.
    In diesem Moment rückt das lebensgroße Dinosaurierskelett in unser Blickfeld. Zweifellos im Bemühen, das Thema zu wechseln, sagt Dr. Grady: »Wäre nicht ein Meteor auf die Erde geprallt und hätte diesen Burschen ausgelöscht, dann wären Säugetiere nicht größer geworden als eine große Ratte oder ein kleines Schwein. Ihr und ich, wir wären nicht hier. Für uns ist es also gut gelaufen.« Er schaut mit liebevollem Blick zu dem Dinosaurier hoch. »Für ihn allerdings weniger. – Da ist euer Freund«, sagt Dr. Grady und deutet auf James. James steht hinter einem der riesigen Vorderbeine des Dinosauriers. Er beugt sich über das Absperrgeländer und schaut aus so kurzer Entfernung, dass seine Nase das Bein fast berührt.
    »Es ist nicht echt«, sagt Dr. Grady, als wir näher kommen.
    »Nicht?«, sagt James sichtlich enttäuscht.
    Dr. Grady schüttelt den Kopf. »Aber das andere Bein ist es.«
    Sofort läuft James zu diesem Bein und betrachtet es wieder
ganz aus der Nähe. Ich folge ihm. »Ich hätte nicht gedacht, dass Sie ein Dinosaurier-Fan sind.«
    James nickt. »Mein Vater hat früher Fossilien und Knochen gesammelt. Einmal hat er eine Molluske gefunden, die über eine Million Jahre alt war.«
    »Wow!«, sage ich ernstlich beeindruckt. »Der größte Fund, den mein Dad je gemacht hat, war ein Lotterie-Rubbellos im Wert von fünfundzwanzig Dollar. Es steckte in einem Buch, das er auf der Straße gefunden hatte.«
    »Hallo«, sagt James und legt den Kopf schief. »Was ist mit Lizzy los?«
    Ich drehe mich um und entdecke Lizzy in der Ecke des Ausstellungssaals, wo sie wie besessen ihren Kopf kratzt. Sie hat ihren Pferdeschwanz gelöst und jetzt stehen ihre Haare in alle Himmelsrichtungen ab. »Oh. Das ist, weil Dr. Grady uns erzählt hat, dass wir im Prinzip von Kopf bis Fuß mit Bakterien übersät sind, inwendig und auswendig.«
    »Wir bringen sie besser nach Hause«, sagt James.
    Ich schaue mich suchend nach Dr. Grady um, damit ich mich von ihm verabschieden kann, und finde ihn intensiv in ein Gespräch mit einem Vater und seinen beiden kleinen

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