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Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst

Titel: Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Mass
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Jungs vertieft. Er winkt und grüßt, als wir gehen.
    Auf dem Nachhauseweg im Auto krümmt sich Lizzy auf ihrem Sitz zusammen und zuckt gelegentlich. Ich dagegen merke, dass es mir viel besser geht. Die dunkle Wolke, die drohend über mir hing, ist nicht mehr da. Mr Oswald hatte recht. Es hilft, zu wissen, wie wir hierhergekommen sind. Selbst wenn es uns total überwältigt, wie riesig groß das Universum ist und was für ein kleiner Teil davon wir sind, ist es doch irgendwie tröstlich, zu begreifen, wo unser Platz ist. Und die Vorstellung,
wie viele weitere S.v.J.s ich damit verbringen kann, mehr herauszufinden, ist aufregend. Es juckt mich, Lizzy zu quälen, indem ich mit ihr gemeinsam noch einmal alles durchgehe, was wir heute erfahren haben, aber ich beschließe, sie zu verschonen.
    Allerdings – egal wie viel ich in dieser Woche über das Leben, das Universum und alles gelernt habe, ich bezweifle, dass ich der Erkenntnis, was in Dads Kassette ist, auch nur ein Schrittchen näher gerückt bin. Ich öffne den Minikühlschrank und nehme mir ein Sodawasser heraus. Gerade will ich den Verschluss aufhebeln, als mir plötzlich eine Idee kommt – etwas, worauf ich schon an dem Tag, als Mom mir die Kassette gab, hätte kommen sollen. Es liegt so sonnenklar auf der Hand!
    Ich beuge mich vor und rüttle Lizzy am Bein. Sie stöhnt. Ich nehme das als Zeichen, dass sie mir zuhört.
    »Wie würde es dir gefallen, wenn wir nach Atlantic City fahren?«
    Sie öffnet ein Auge. »Gibt es Bakterien in Atlantic City?«
    »Nö«, lüge ich.
    »Okay«, sagt sie und macht das Auge zu. Eine Sekunde später macht sie es wieder auf. »Wie kommen wir denn nach Atlantic City?«
    »Da lasse ich mir was einfallen«, erwidere ich. Ich warte darauf, dass sie mich fragt, warum wir nach Atlantic City wollen, aber sie tut es nicht.
     
    Als Mom von der Arbeit nach Hause kommt, habe ich mir noch immer keinen Plan zurechtgelegt. Den größten Teil des Nachmittags habe ich damit verbracht, zu beobachten, wie Frettchen
Katze durchs Aquarium scheuchte. Hund und Hamster schwammen gemächlich vorbei und schauten lediglich amüsiert. Unnötig zu sagen, dass sie mir keine Ideen geliefert haben. Immer wieder habe ich überlegt, ob ich bei Lizzy anklopfen und sie um Hilfe bitten soll, aber sie hat die längste Dusche genommen, von der die Welt je gehört hat. Und außerdem ist immer sie diejenige, die sich die Pläne ausdenkt. Ich sollte wohl in der Lage sein, mal einen selbst hinzukriegen.
    Mom klopft an meine Tür und öffnet sie dann. Sie trägt einen Button, auf dem steht WER LIEST, GEWINNT. »Wie war dein Tag?«, fragt sie und nimmt einen Schluck Eistee.
    »Echt gut«, berichte ich ihr. »Wir sind ins Museum für Naturgeschichte gegangen!«
    »Das ist ja wirklich ein harter Sozialdienst, den ihr beiden da durchstehen müsst.«
    Ich grinse. »Es ist nicht alles das reine Zuckerschlecken. Heute hatten wir im Wagen keine Cola mehr. Ich musste Pepsi trinken.«
    »Aber du magst Pepsi doch sowieso lieber.«
    »Schon, aber ich konnte es mir nicht aussuchen. «
    Sie schüttelt den Kopf über mich. »Bevor ich’s vergesse, Tante Judi hat am Sonntag eine Ausstellung in Atlantic City. Wollt ihr mitkommen, du und Lizzy?«
    Ich höre die Worte aus ihrem Mund, aber ich verstehe sie nicht. So viel Glück habe ich nie!
    »Hast du Atlantic City gesagt?«, frage ich und halte die Luft an.
    »Richtig. Die Ausstellung ist in einem der Spielkasinos an der Strandpromenade. Sie versuchen, ihr Image zu verbessern, indem sie einheimische Künstler fördern.«

    Immer noch nicht bereit, daran zu glauben, sage ich: »Hast du gesagt, an der Strandpromenade?«
    Sie tritt zu mir, greift nach einem Haarbüschel, hebt es an und schaut mir ins Ohr. »Hörst du neuerdings schlecht?«
    Ich schüttle den Kopf und meine Haare fallen an ihren Platz zurück.
    »Bist du interessiert oder nicht?«
    Ich nicke begeistert.
    »So ist es dann also, wenn man mit einem Jugendlichen zusammenlebt«, sagt sie seufzend. Dann wuschelt sie mir durchs Haar, als wäre ich fünf Jahre alt, und schließt meine Zimmertür.

Kapitel 15: Die Strandpromenade
    Lizzy hat ihren Kaffeetisch zur Seite geschoben und übt ihre Hula-Hoop-Nummer.
    Ich werfe ihr eine Banane aus der Schüssel auf dem Tisch zu. Sie fängt sie mühelos auf. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass du das hingekriegt hast«, sagt sie und beginnt, die Banane zu schälen. Ihre Begleitmusik läuft auf dem CD-Player. Sie hat Stunden gebraucht,

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