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Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst

Titel: Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Mass
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Reptilien und Säugetiere, die sich allesamt über Milliarden von Jahren an ihre sich ständig verändernde Umwelt anpassten.«
    Eine Gruppe Jugendlicher in weißen Laborkitteln kommt auf uns zu, sie sind im Schlepptau einer älteren Frau, die wie eine weibliche Ausgabe von Dr. Grady aussieht. Alle tragen ein Klemmbrett bei sich. Lizzy stupst mich an und flüstert: »Das bist du in fünf Jahren!«
    »Sehr witzig«, flüstere ich zurück. Aber ich schaue den Kids aufmerksam in die Gesichter, als sie vorüberdefilieren. Ihre Augen sind wach und neugierig. Es wäre nicht unbedingt das Schlechteste, so auszusehen.
    Dr. Grady wartet, bis die Gruppe an uns vorbei ist, und redet dann weiter. »Die Vorstellung, dass wir aus demselben Schlamm kommen, der auch Amöben hervorgebracht hat, mag nicht sonderlich verlockend sein, aber wir haben tatsächlich alle einen gemeinsamen Ursprung; unsere DNA hat die gleiche chemische Struktur. Ihr, ich und die Fruchtfliege, wir alle haben den gleichen Bauplan für das Leben. Alles Leben auf diesem Planeten ist miteinander verbunden – manche Menschen spüren das auf einer geistigen Ebene stärker als andere. Falls es Leben auf anderen Planeten gibt, dürfte es sich völlig verschieden von unserem entwickelt haben. Die Chance, dass wiederholbar ist, was sich hier ereignet hat, geht gegen null.«
    »Wie kann das sein?«, entfährt es mir.

    »Glaub mir«, sagt Dr. Grady. »Wir sind hier, weil sich über Milliarden von Jahren hinweg unzählige Variablen zusammengefügt haben, deren jede einen anderen Weg hätte nehmen können. Im Grunde genommen sind wir ein schöner Glücksfall, genau wie die Millionen anderer Gattungen, mit denen wir unseren Planeten teilen. Unsere Zellen setzen sich zusammen aus Atomen, Staubpartikeln ferner Galaxien und den Milliarden lebender Organismen, die diesen Planeten vor uns bewohnt haben.«
    An dieser Stelle legt er eine Pause ein und wischt sich eine kleine Träne aus dem Augenwinkel. Aus Höflichkeit schauen Lizzy und ich weg.
    »Jetzt kennt ihr also die wissenschaftliche Erklärung, wie wir hierhergekommen sind«, sagt Dr. Grady und räuspert sich. »Wie ihr sehen werdet, beantwortet das auch die Frage, warum wir hier sind. Die Physik sagt uns, wir sind hier, weil die Schwerkraft uns daran hindert, ins All zu entschweben. In elementarsten biologischen Begriffen gesprochen, sind wir hier, weil einige der frühesten Bewohner dieses Planeten – Bakterien – unsere Existenz zulassen. Unser Körper könnte nicht funktionieren ohne die Aufgaben, die sie für uns übernehmen: in der Luft um uns, auf unserer Haut und in unseren Organen. Wir halten uns für die stärkste Gattung auf Erden, aber davon sind wir weit entfernt. Wir könnten nicht einen Tag ohne Bakterien überleben, sie dagegen sind so anpassungsfähig, dass sie auch noch da sein werden, wenn die Sonne verglüht. Bakterien und Kakerlaken!«
    Ich werfe einen Blick zu Lizzy hinüber, die Anzeichen von Unruhe zeigt. Kein Zweifel, sie denkt über die Bakterien nach, die auf und in ihrem Körper leben.

    Also, irgendwie hatte ich gedacht, die Antwort auf die Frage, warum wir hier sind, würde etwas, nun ja, glanzvoller ausfallen …
    Lizzy beginnt, sich zu kratzen. An ihren Armen tauchen lange rote Striemen auf.
    »Ich fürchte, ich habe zu lange schwadroniert«, sagt Dr. Grady mit einem Blick auf seine Uhr. »Hoffentlich habe ich euch nicht damit erschlagen.«
    »Nein, es war große Klasse«, sage ich und meine es ernst. Ich habe eine Million Fragen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Lizzy mich umbringt, wenn ich sie stelle. »Oh«, sage ich, denn plötzlich fällt mir der Kuhhandel wieder ein, den Lizzy gemacht hat, »Ihr Fernrohr kommt von …«
    Er hebt die Hand und unterbricht mich. »Ich habe meine Meinung geändert. Lasst es ein Geheimnis bleiben, warum es nach fünfzig Jahren zu mir zurückgekehrt ist. Ich habe schon mein ganzes Leben mit dem Versuch zugebracht, rationale Erklärungen für die Geheimnisse des Lebens zu finden.«
    »Okay«, sage ich mit einem Lächeln. Und mit gesenkter Stimme frage ich: »Vielleicht könnte ich ja irgendwann … wiederkommen?«
    »Natürlich«, sagt er und klopft mir grinsend auf den Rücken. »Und du brauchst mir nicht mal etwas mitzubringen.«
    Wir schütteln uns die Hände und ich wende mich Lizzy zu. »Bereit zum Abmarsch?«
    Sie nickt wie wild.
    »Alles in Ordnung, Lizzy?«, fragt Dr. Grady und legt besorgt die Stirn in Falten.
    Lizzy nickt erneut. »Es ist

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