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Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst

Titel: Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Mass
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bis sie den perfekten Hula-Hoop-Song ausgesucht hatte: » You spin me right round baby right round. Like a record baby right round, round, round.«
    »Ganz ehrlich, diese Lorbeeren stehen nicht mir zu«, antworte ich. »Wir verdanken es Tante Judi und ihrer Kunstausstellung.«
    Lizzy schüttelt den Kopf. »Irgendwie hast du die zuwege gebracht. Ich weiß nicht wie, aber so ist es.«
    So gerne ich glauben würde, dass ich echtes Zauberwerk vollbringen kann – ich habe es vor ein paar Jahren aufgegeben, nachdem ich zwei Stunden lang auf einen Löffel gestarrt hatte in dem Versuch, ihn zu verbiegen. Das Einzige, was passierte, war, dass ich höllische Kopfschmerzen kriegte und mir total bescheuert vorkam.
    Lizzy wirft ihre Bananenschale über die Schulter und streift
dabei versehentlich mit dem Arm den Reifen. Er fällt augenblicklich nach unten. »Uhh«, sagt sie, »ich schaffe das nie im Leben rechtzeitig. Und wir sind keinen Schritt weiter damit, die Kassette aufzubekommen. Aber vielleicht sind wir’s ja nach morgen.«
    »Wieso?«
    Lizzy hebt den Reifen auf und legt ihn sich wieder um die Taille. »Wir fragen einfach die Wahrsagerin, wenn wir sie finden.«
    » Falls wir sie finden«, erwidere ich, und mir dämmert, dass Lizzy die ganze Zeit gewusst hat, warum ich nach Atlantic City will. Die Sache ist eigentlich ziemlich weit hergeholt. Immerhin war die Wahrsagerin schon alt, als Dad ihr begegnete. Jetzt ist sie noch dreißig Jahre älter. Ich werfe Lizzy den Fußball zu und er rutscht ihr glatt durch die Hände. Wir werden öfter üben müssen, wenn wir diese Snickers-Riegel gewinnen wollen.

    Am nächsten Morgen weckt mich Mom im ersten Morgengrauen. »Tante Judi wird jeden Moment hier sein«, sagt sie und zieht die Rollos hoch. Ich stöhne und lege mir das Krokodil über die Augen. Wer würde denken, dass die Sonne zu dieser frühen Stunde überhaupt schon aufgegangen ist?
    Mom nimmt das Krokodil weg und legt es auf meinen Schreibtisch neben Dads Kassette. Dann holt sie eine Shorts und ein T-Shirt aus meiner Klamottenkommode und wirft beides aufs Bett.
    »Ich ziehe mich schon seit einer Weile selbst an, Mom«, teile ich ihr mit und setze mich mühsam auf.

    »Bedaure«, sagt sie und klingt dabei für mein Gefühl gar nicht sehr bedauernd. »Wir haben es eilig.« Sie beugt sich vor und schlägt mit der Faust gegen die Wand. Dann hebt sie das Poster mit dem Sonnensystem an. »Aufstehen, Lizzy!«, schreit sie durch das Loch.
    Ich starre sie schockiert an und bin jetzt hellwach. »Du weißt davon?«
    Sie lacht. »Ich bin eine Mutter. Mütter wissen alles.«
    »Tatsächlich?« Das ist mir neu.
    »Klar«, sagt sie und hält mein T-Shirt und die Shorts hoch, um mich zur Eile anzutreiben. »Genau wie ich weiß, dass ihr beide, du und Lizzy, wenn wir in Atlantic City sind, euch irgendeine Entschuldigung einfallen lasst, damit ihr nicht in die Ausstellung gehen müsst und stattdessen nach der Wahrsagerin suchen könnt, die dein Dad an seinem dreizehnten Geburtstag getroffen hat.«
    Mir klappt der Unterkiefer herunter. Sie lehnt sich zu mir und drückt mir das Kinn nach oben.
    »Hast du den sechsten Sinn oder so was?«, frage ich, als ich endlich zu reden imstande bin.
    Sie lächelt mysteriös und antwortet nicht. Dann hämmert sie wieder gegen die Wand und schiebt das Poster zur Seite.
    Lizzys Stimme dringt gedämpft herüber. »Bin schon auf! Bin schon auf! Meine Güte!«
    Zwanzig Minuten später sitzen Lizzy und ich zusammengequetscht auf der Rückbank von Tante Judis Kombi. Wir teilen uns die Bank mit zehn in Schaumstoff verpackten Skulpturen. Das Auto riecht wie eine Kombination aus abgestandenem Kaffee und Schweißfüßen.
    »Ich vermisse James«, flüstert Lizzy, und ich nicke zustimmend.
Das Auto gehört meiner Tante nicht einmal. Alle Künstler, die in ihrem Atelier arbeiten, teilen es sich miteinander. Es ist so alt, dass es allen Ernstes einen achtspurigen Kassettenrekorder hat. Wir reden von den Sechziger jahren. Es wird an ein Wunder grenzen, wenn wir es bis New Jersey schaffen, ohne dass der Motor zusammenbricht oder alle vier Reifen in verschiedene Richtungen wegrollen. Ich bin etwas überrascht, dass Mom bereit ist, unser Leben in diesem Ding aufs Spiel zu setzen. Sie scheint sich allerdings keine großen Sorgen zu machen. Sie hat einen Arm aus dem Fenster gehängt und ihre Haare flattern kreuz und quer durch die Gegend. Im Gegensatz zu mir wagt sie sich gern aus der Stadt. Ich habe immer Angst, das Wasser

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