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Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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rennt mir entgegen, das heißt, sie rennt in erster Linie den beiden Einkaufstaschen entgegen. An einer richtet sie sich auf, es folgt einer ihrer berühmten Kampfschreie. Sie hat die schwarzen Oliven gerochen. Sie sind in einer Plastikdose und die Plastikdose steckt in einem verknoteten Plastiksack, wie sie da Oliven riechen kann, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Ich stelle die Taschen ab, und bevor sie sich kopfüber in die eine hineinstürzen kann, fische ich die Dose mit den Oliven heraus, öffne sie und nehme eine. Es gelingt mir nicht, sie auf den Boden zu legen, Gismo schnellt nach oben und stiehlt mir die Olive aus der Hand. Ich kenne keine Katze außer ihr, die wild auf Oliven ist. Sie maunzt nach mehr und ich stelle die kleine Plastikdose einfach auf den Vorzimmerboden. Jetzt hab ich für einige Minuten Ruhe.
    Lauwarmer Gemüsesalat mit Entenbrust
    Karamellisierte Zwiebelcreme mit geräucherten Austern
    Paradeiser-Couscous mit weißem Wels
    Papaya mit Chilischokolade
    Das, was ich für das Menü brauche, räume ich erst gar nicht weg. Noch ein Plus von Oskars Wohnung: Seine Küche ist deutlich größer als meine. – Warum suche ich immer wieder nach Pluspunkten für seine Wohnung? Nicht nachdenken, kochen. Es ist ab und zu sehr schön, nicht zu denken, Herr Zerwolf. Oskar war von der Idee mit dem Menü begeistert, Carmen hat sofort zugesagt. Ich muss mich ja nicht an der Konversation beteiligen. Wenn sie mir auf die Nerven geht, kann ich in die Küche verschwinden. Okay, nicht zu viel denken. Als Erstes brate ich in Oskars schwerer Gusseisenpfanne die Entenbrust an. Intensiv auf der Hautseite, kurz auf der Fleischseite. Danach mit einem Schuss Cognac ablöschen, ein bisschen Fleur de Sel darüber und im Rohr bei siebzig Grad bis zum Servieren ziehen lassen.
    Hoffentlich hat Verhofen nichts dagegen, dass ich den Wortlaut der Bombendrohung abdrucke. „Man muss es sprengen. In einer halben Stunde geht die ganze Literatur in die Luft.“ Wirkt so, als hätte da jemand etwas gegen Literatur. Warum? Weil er sich selbst als verkanntes Genie sieht? Was muss man sprengen? Ich wasche sehr dünnen grünen Spargel, Zuckererbsen, Kirschparadeiser. Die kleinen türkischen Gurken schäle ich und viertle sie der Länge nach. Noch fast keine Kerne drin, da muss man nichts wegschneiden. Jetzt nur noch den Spargel in fünf Zentimeter lange Stücke schneiden, das Gemüse wird später in reichlich Olivenöl kurz im Wok sautiert, ein paar frische Kräuter dazu, Salz, Pfeffer, Zitronensaft, darüber dann Scheiben von der dünn geschnittenen Entenbrust, und fertig ist der erste Gang. Und falls Carmen doch Vegetarierin ist, wird sie den Gemüsesalat eben ohne Entenbrust essen.
    Was ist eigentlich mit dem Buffet auf der Rathausgala passiert? Um ans Buffet zu kommen, hat jedenfalls keiner mit Bomben gedroht. In Wien kann man sehr gut essen, ich frage mich seit Jahren, warum dann die meisten Buffets, gerade die im Rathaus, so mittelprächtig sind. Wahrscheinlich eine Frage der Kosten. Und wenn man sich ansieht, wie jedes Buffet gestürmt wird, dann kann man leicht zur Erkenntnis kommen, dass es aufgeweichte gebackene Truthahnstücke und matschiges Gemüse auch tun. Vor Kurzem habe ich allerdings gehört, dass sich einer unserer Küchenzampanos der Rathausbuffets annehmen soll. Ich kann nur hoffen, dass es etwas nützt.
    Ich habe weiße Gemüsezwiebeln gekauft. Die sind milder und ein wenig süßlich. Ich schneide sie in große Würfel, röste sie in etwas Butter an, eine großzügige Handvoll Kristallzucker dazu, weiterrösten, bis der Zucker braun wird. Eine kleine Chilischote dazu. So wird man gleich sehen, ob Carmen Scharfes mag, zu scharf mache ich es in diesem Fall ohnehin nicht. Mit Martini Extra Dry ablöschen, etwas Wasser, Salz und eine Prise Vegeta dazu. Jetzt sollen die Zwiebeln auf ganz kleiner Flamme weich kochen. Vor dem Anrichten werden sie püriert, abgeschmeckt, ein paar Tropfen vom guten echten Balsamico Tradizionale darüber, die geräucherten Austern kommen einfach aus der Dose und basta. Alles muss man nicht selbst machen.
    Ich hätte auf die E-Mail mit der Liste der Literaturpreisträger warten sollen. Seit einiger Zeit funktioniert es nicht, dass ich die Redaktionsmails von zu Hause aus abrufen kann. Ich muss das endlich mit dem Servicetechniker besprechen. Vielleicht gibt die Liste Aufschluss über mögliche Täter. Was, wenn ein Buch gewonnen hat, das sich kritisch mit dem Islam oder islamistischen

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