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Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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gearbeitet. Dafür gibt es Zeugen. Ich muss meine Zeit managen und so etwas wie die Literaturgala ist ihre Sache. Ich warne Sie: Der Polizeipräsident ist ein guter persönlicher Freund von mir.“
    „Der neue?“, frage ich und muss grinsen.
    „Selbstverständlich.“
    Der alte wurde vor geraumer Zeit wegen Freundchenwirtschaft, unerlaubter Geschenkannahme und allen möglichen suspekten Kontakten suspendiert. Es ist erst einige Tage her, dass man ihn schwer angetrunken am Steuer, nur mit einer Tunika bekleidet und einem Lorbeerkranz um den Kopf aufgegriffen hat. Er hat von den Polizeibeamten verlangt, dass sie ihn mit „General“ anreden. Den Führerschein konnten ihm die Beamten trotzdem nicht abnehmen, den war er schon bei einer früheren Kontrolle losgeworden.
    „Wenn Sie wissen, wo meine Frau steckt, sagen Sie es! Und sagen Sie ihr, dass sie gefälligst heimkommen soll“, fordert Herr Dasch. Ich beginne, besser zu verstehen, warum sich Frauen wie Franziska nach etwas mehr im Leben sehnen. Aber dass es dann ausgerechnet Guru Weis sein muss?
    „Ich habe keine Ahnung“, sage ich wahrheitsgemäß. „Ich bin Reporterin beim ‚Magazin‘ und hab im Zuge einer Recherche einen Teil ihres Schuhs gefunden. Die Polizei wird sich sicher bald mit Ihnen in Verbindung setzen.“ Ich reiche ihm eine Visitenkarte.
    Er sieht mich irritiert an. Jetzt erst scheint ihm zu dämmern, dass seiner Frau etwas passiert sein könnte.
    „Tut mir leid“, sage ich anstelle einer Verabschiedung, reiche ihm die Hand und gehe.
    „Was hat das Ganze mit diesem absurden Guru zu tun?“, schreit er mir nach. „Oder hat das meine Frau nur eingefädelt, um mir Angst zu machen?“
    Das wüsste ich auch gern.
    Zeit, Zuckerbrot zu informieren. Besser, ich erzähle ihm von der Sache, bevor Dasch mit dem Polizeipräsidenten telefoniert. Falls sie wirklich so gute Freunde sind. Oder soll ich lieber Verhofen anrufen? Ich entscheide mich für eine Doppelvariante. Ich schicke Verhofen eine SMS und wähle die Mobilnummer von Zuckerbrot. Er geht nicht dran. Warum eigentlich Zuckerbrot? Er ist Chef der Mordabteilung. Glaube ich, dass Franziska Dasch ermordet wurde? Warum Mord? Aber was macht der Schuh einer verschwundenen Frau im Recycling-material?

[ 5. ]
    Ich sitze in meinem Auto in der Villengegend und überlege, was ich als Nächstes tun soll. Verhofen meldet sich nicht. Beim Journaldienst der Polizei anrufen? Natürlich. Trotzdem öffne ich erst einmal die Bilddatei des Mobiltelefons, starre das Foto von dem Schuhteil an, starre dann auf das Foto mit dem Zettel. Das Display ist zu klein, ich kann den Text nicht entziffern. Ich zoome näher. Verschwommene Blockbuchstaben. War es ein Zufall, dass ich den Zettel gefunden habe? Mit etwas Abstand wirkt das Ganze auf mich reichlich inszeniert. Das verlassene Weis.Zentrum im Dunkeln, die eine kleine Lampe. Im Schein der Lampe das Blatt Papier. Oder sollte es gar nicht ich sein, die die Nachricht findet, sondern einfach irgendjemand? „TOTALES RECYCLING FRANZISKA DASCH“. Wer sonst kommt am Abend ins Weis.Zentrum? Einer, den man herbittet. Oder vielleicht Weis selbst. Oder Berger. Stammt der Zettel gar nicht vom Täter, sondern von einem, der etwas gesehen hat, sich aber nicht zu sprechen traut? Oder will jemand, dass ein schlechtes Licht auf das Weis.Zentrum fällt?
    Ein Anruf. Vesna. Der Zettel ist verschwunden. Ich hätte ihn mitnehmen sollen. Jetzt haben wir nur ein paar verschwommene Fotos. Man hätte das Weis.Zentrum beobachten müssen. Fehler, Mira, schwerer Fehler. Das kommt von den Alleingängen. Ach was, wer weiß, wie rasch sich die Polizei um so eine Botschaft gekümmert hätte. Ich wähle Zuckerbrots Nummer. Jetzt ist besetzt. Was soll das? Ich drücke die Beenden-Taste. Es läutet. Zuckerbrot.
    „Was ist das mit der verschwundenen Frau?“, fragt er wenig freundlich.
    „Ich habe versucht, Sie zu erreichen“, antworte ich.
    „Üblicherweise wollen Sie von mir Informationen, die ich Ihnen nicht geben kann. Warum sollte ich also ans Telefon gehen? Verhofen hat mich informiert. Ihm haben Sie eine SMS geschickt.“
    „Ich war mir nicht sicher, ob Sie SMS lesen“, erwidere ich. Und dann erzähle ich Zuckerbrot, was ich weiß. Zumindest das meiste davon. Zuckerbrot seufzt und bestellt mich nach Seyring. „Die Spurensicherer werden begeistert sein“, fügt er an, als ob ich daran schuld wäre, dass irgendjemand Frau Dasch recyceln wollte. „Eine Nacht auf einer Asphalthalde. Und ihre

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