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Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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eine Jüngerin“, faucht Ida Moylen.
    „Weis war in der Nacht, als Franziska Daschs Schuh gefunden wurde, bei Ihnen. Warum?“
    „Sie haben kein Recht, mich das zu fragen.“
    „Wollen Sie lieber, dass Sie die Polizei das fragt?“
    „Sie können mir nicht drohen. Wir haben das letzte Kapitel seines Buches redigiert. Die Polizeibeamten waren schon da. Sie haben mich sehr korrekt behandelt.“
    Heißt das, die Polizei weiß vom Verhältnis zwischen Moylen und Weis? Nicht unbedingt. Sie können sie auch bloß als seine Verlegerin, die außerdem mit auf der Gala war, befragt haben. „Sie sind seine Geliebte. Passen Sie bloß auf, dass Sie nicht in seine Machenschaften hineingezogen werden. Oder stecken Sie schon mit drin? Weis ist bei der Rathausgala vom Tisch aufgestanden, Sie sind ihm gefolgt. Und auf Frau Dasch waren Sie sehr, sehr eifersüchtig, nicht wahr?“
    „Ich bin auf die Toilette gegangen. Ich habe es nicht nötig, irgendjemandem hinterherzuspionieren.“
    „Dann hat Franziska Dasch hinter Ihnen herspioniert?“
    „Sie werden meine Verbindung zu Weis nicht in den Dreck ziehen, Sie nicht“, schreit Moylen jetzt. Ihre Stimme ist hoch, so als ob sie gleich überschnappen würde.
    „Wo ist Franziska Dasch?“, sage ich mit lauter Stimme.
    „Sie begreifen gar nichts! Raus!“
    „Ich habe einen gültigen Vertrag.“
    „Aber nicht mit mir. Und Weis hat gesagt, er ist beendet! Weis hat zugesagt, dass Sie das Geld trotzdem kriegen. Sie kriegen es! Was wollen Sie noch?“
    „ ‚Trotzdem‘ ist gut. Ich hab meine Arbeit getan.“
    „Sie haben spioniert, um ihn zu ruinieren! Und den Verlag auch!“
    Ganz ruhig sage ich: „Ich bin Journalistin, ich recherchiere. Was dabei herauskommt, haben Sie sich selbst zuzuschreiben. Und Ihrem Guru.“
    Die Verlegerin ist kreideweiß im Gesicht. Vor Wut? Oder kippt sie in der nächsten Minute um? „Eine wie Sie hat doch keine Ahnung von spirituellem Gleichklang!“, kreischt sie dann.
    Verdammt. Das stimmt. Zumindest beinahe immer.
    Ich gehe durch die Wiener Innenstadt. In der Auslage einer Boutique eine schwarze Leinenhose. Sie wirkt bequem und trotzdem irgendwie elegant. So ein Stück, das man immer und überall tragen kann. Hundertdreißig Euro. Ganz schön teuer. Ich bin keine, die für Kleidung allzu viel Geld ausgibt. Ich brauche Ablenkung. Ich will mir eine Freude machen. Und seit ich Chefreporterin bin, kann ich mir ab und zu auch eine Belohnung leisten. Ich habe gerade zwei Schritte in den Verkaufsraum gemacht, da läutet mein Telefon. Moylen. Sie hat mir doch noch etwas zu sagen. Zwei Schritte, und ich bin wieder draußen. Aber es ist Vesna.
    „Müssen uns dringend treffen. Slobo hat auf Baustelle was herausgefunden. Sieht aus, dass Weis immer wieder beim Recyclingwerk unterwegs gewesen ist mit Jüngerinnen. Du bist in Redaktion?“
    Ich sehe auf die Leinenhose. „Ich bin in der Innenstadt.“
    „Nicht shoppen, Arbeit ruft!“, sagt Vesna vergnügt.
    Warum ist sie nie müde und von Selbstzweifeln geplagt? Oder weiß sie nur besser damit umzugehen? Nicht jede kann so aktiv sein wie sie. „Ich komme, hole nur schnell mein Auto aus der Tiefgarage.“ Menschen sind eben verschieden. Selbst Freundinnen sind verschieden. Ich gehe in die Boutique und probiere die Leinenhose an. Sie passt perfekt, und durch die Kordel am Bund ist sie tatsächlich sehr bequem. Da kann man auch einmal mehr essen. Ich zahle und eile deutlich fröhlicher Richtung Auto.
    Untertags ist es gar nicht so einfach, sich hier zurechtzufinden. Mit hellbrauner Erde schwer beladene Lkw bahnen sich ihren Weg entlang der breiten Erdbänder, die einmal zum Autobahnknoten werden sollen. Neben zwei anderen Lkw ein Kran, er hebt dicke schwarze Rohre herunter. Dort drüben gelbe Bagger mit enormen Schaufeln, sie graben Erde ab, Sandspiel in Uberdimension. Drei Baggerschaufeln, und ein Lkw ist voll, der nächste wartet bereits. Zurzeit kann man nicht einfach von der provisorischen Straße abbiegen und quer über die Baustelle fahren. Es muss einen anderen Zugang zum Recycling- und Schotterwerk geben. Ich bleibe am Straßenrand stehen und kneife die Augen zusammen. Dort hinten scheint ein kleiner, quasi offizieller Weg zu sein. Ich fahre hundert Meter weiter, biege dann rechts ab. Vorbei an einem Gelände mit Wohnwagen. Die Wohnwagen sind ebenso verstaubt wie die Verkaufsbaracke daneben, wahrscheinlich hat der Besitzer längst eine kleine Entschädigung bekommen und sitzt daheim und schaut in die

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