Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
immerhin hatte er das gleiche Lebensmodell gewählt. Seine Frau kümmerte sich um die Kinder, während er den Lebensunterhalt verdiente.
Nein, meinte Robert, so sei das bei ihm nicht ganz gewesen. Er hätte das nie von seiner Frau verlangt. Die wollte es so. Sie hatte noch nie großes Interesse daran einer Arbeit nach zu gehen. Es war das lästige Übel, was man in kauf nahm. In Robert hatte sie einen Versorger gefunden, der ihr das Leben ermöglichen konnte, wonach sie immer gestrebt hatte. Für Robert sei es nie ein Problem gewesen diesem Klischee zu entsprechen. Immerhin verdiente er gut. Anfänglich hatte er seine Frau sehr geliebt. Er ahnte nicht, wie sich alles entwickeln würde.
Wenn er es in irgendeiner Weise hätte hervorsehen können, dann hätte er es sicher anders gemacht. So aber, hatte er seine Frau verloren, die nicht verstehen konnte, dass er viel arbeiten musste, um Geld nach Hause zu bringen, was sie mit vollen Händen wieder ausgab. So gesehen, meinte er, würde er Till überhaupt nicht verstehen. Ihm müsste doch klar sein, dass es keine Lösung war, die Frau an den heimischen Herd zu binden und zu erwarten, dass sie dabei auch noch glücklich und zufrieden sei. Vor allem, wenn man sich eine Frau wie Julia ausgesucht hatte, da musste ihm doch klar sein, dass Julia niemals zu Hause bei den Kindern bleiben würde.
„Ich habe vom ersten Moment an gedacht, dass ihr füreinander bestimmt seid”, sagte Robert abschließend.
„Von welchem Moment sprichst du bitte?“
Beinahe hätte Julia angefangen zu hicksen, konnte gerade noch eine Hand vor ihren Mund halten und schluckte es mehr oder weniger hinunter.
„Damals, nach Gittes Party, als ich geholfen habe aufzuräumen, du erinnerst dich?“
„Da war ich doch noch nicht mal mit ihm zusammen”, sagte sie und griff sich ihr Cocktailglas, um es zu leeren.
Inzwischen saßen sie in einer Bar an der Theke. Beide hatten mittlerweile den Überblick verloren, wie viel sie schon getrunken hatten. Julia hob ihr leeres Glas in Richtung des jungen Mannes hinter der Bar und signalisierte diesem, es wieder zu füllen.
„Nein, das nicht. Aber ich habe damals bereits gesehen, dass ihr ineinander verliebt ward.“
„Wie konntest du das? Das hab ja nicht mal ich gewusst.“
„Ich kenne dich eben sehr gut. Und wie ein verliebter Kerl aussieht, das weiß ich auch.“
„Aber Till war damals so unfreundlich.“
„Das war doch aber nur deshalb, weil er so sehr in dich verknallt war.“
„Versteh einer die Männer.“
Der freundliche Mann hinter der Bar servierte ihr einen weiteren Martinicocktail, den sie sofort ansetzte, um zu trinken.
„Meinst du nicht, dass du damit aufhören solltest?“, fragte Robert, der sich langsam über die Menge Alkohol sorgen machte, die Julia willenlos in sich hineinzuschütten angefangen hatte.
„Was? Womit?“
„Cocktails.“
„Nein sicher nicht.“
„Das geht nicht gut aus.“
„Macht nix. Dann geht es mir morgen mal zur Abwechslung schlecht, weil ich einen Kater habe. Das wäre doch auch mal schön. Ich ertrage den Schmerz nämlich nicht länger.“
„Das ist schlimm. Ich kann mich daran erinnern.“
„Hast du meinetwegen etwa auch so gelitten?“
„Ein bisschen.“
„Das tut mir so leid”, Julia kam auf Robert zu, um ihn auf die Wange zu küssen.
Dabei verlor sie das Gleichgewicht. Im letzten Augenblick konnte Robert sie halten. Anstatt ihn auf die Wange zu küssen, plumpste sie mit ihrem Kopf in seinen Schritt.
„Ups“, sagte sie beim hochkommen, „Sorry, das wollte ich nicht.“
Sie strich mit einer Hand über die Stelle, in der zuvor ihr Kopf gelegen hatte, so als wollte sie etwas reinigen. Dabei spürte sie ganz eindeutig seine Erregung. Erschrocken sah sie ihn an. Robert sagte nichts, sah im ersten Moment fast hilflos aus, bis ein Lächeln über sein Gesicht huschte.
Sie musste zugeben, dass ihr das Gespräch mit ihm gefallen hatte und sie es vermisste, sich nicht mehr regelmäßig mit ihm austauschen zu können. Aber nicht nur das, sie spürte die Erotik zwischen ihnen. Je betrunkener sie wurde, desto mehr hatte sie das Verlangen geliebt zu werden. Seitdem Till sie verlassen hatte, glaubte sie, mit einem Makel belegt zu sein und kein Mann sie jemals mehr wieder attraktiv finden würde.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, sahen sie sich an. Robert nickte dem Mann hinterm Tresen zu, der sofort verstand und die Rechnung brachte. Keine halbe Stunde später waren sie in Roberts
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