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Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Titel: Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Misselhorn
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zu Hause verbringen würde, „warum bringst du dich nicht gleich um? Das geht schneller und kostet mich nicht so viele Sorgen. Würdest du dich bitte mal im Spiegel anschaun. Du bist nur noch die Hälfte, wenn du nicht bald anfängst wieder was zu essen, dann muss ich Steffen bitten einzugreifen, der sich, abgesehen davon, auch verdammte Sorgen um dich macht.“
    Alle kümmerten sich um sie, Gitte kam jeden Morgen mit Frühstück, wenn Steffen von seiner Schicht im Krankenhaus kam, sah er sofort nach ihr und inzwischen rief Robert täglich an, um sich nach ihrer Gesundheit zu erkundigen. Nur einer, der wollte nichts mehr von ihr wissen.
     
    Niemand in der Kanzlei hätte angenommen, dass Julia nicht an einem Virus erkrankt sei. Sie sah grauenvoll aus. Einige ihrer Kollegen gingen ihr aus dem Weg, da man annahm, sie sei noch immer ansteckend, so schlimm, wie es sie erwischt hatte.
    Aber nach weiteren zwei Wochen, sah Julia noch immer krank aus. Dabei arbeitete sie für zwei, verließ grundsätzlich als Letzte die Kanzlei und war morgens weit vor ihrem Team am Schreibtisch. Nach einem Monat war inzwischen jedem klar, dass Julia keine Beziehung mehr haben konnte, denn kein Mann würde sich das gefallen lassen. Selbst an den Wochenenden war Julia in der Kanzlei anzutreffen.
    Sie trieb keinen Sport mehr und ließ ihre Haare wachsen, bis sie diese wieder langweilig hochstecken konnte. Ihr Gesicht musste ohne jede Form von Makeup auskommen und man hätte annehmen können, dass Julia die Kleidung ausgegangen war, denn sie trug beinah jeden Tag das Gleiche. Ausschließlich ihre Blusen wechselte sie und wöchentlich das Kostüm, um es in die Reinigung bringen zu können.
    Ausschließlich wenn es um wichtige Kunden ging, war Julia bereit sich etwas mehr mit ihrem Äußeren zu befassen, was ihr wahnsinnig schwer fiel.
    An ihrem Geburtstag nahm sie sich Urlaub. Das hatte sie noch nie getan und wäre ihr unter normalen Umständen nie in den Sinn gekommen. Aber sich an diesem Tag mit Glückwünschen auseinandersetzen zu müssen, dessen schien sie nicht gewachsen zu sein. Nicht einmal Gitte oder Steffen wollte sie sehen.
    Vor einem Jahr hatte sie das erste Mal mit Till geschlafen und sich unsterblich in ihn verliebt. Dass ein Jahr vergangen sein sollte, konnte sie kaum glauben. Auch wie lange sie nun schon von Till getrennt war. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor.
     
    „Alles Gute nachträglich“, sagte Robert, der am Freitag danach am Abend in ihrer Bürotür stand.
    „Danke dir.“
    „Ich war unterwegs und dachte mir, dass du wahrscheinlich anderes an deinem Geburtstag zu tun hast.“
    „Ja, ich hatte mir frei genommen.“
    „Endlich wirst du mal vernünftig. Wie geht’s denn Till, hat er dich verwöhnt?“
    Julia hatte seinen Namen eine Ewigkeit nicht mehr gehört und gestattete sich nicht einmal ihn zu denken. Wenn sie an ihn dachte, dann an den Mann, der sie verlassen und nicht lieben wollte.
    „Robert, lass das bitte.“
    „Das mach ich, wenn du jetzt mit mir was Essen gehst und mir endlich erzählst, was eigentlich mit dir los ist. Ich dachte, ich bin dein Freund.“
    „Das bist du, aber weißt du, ich habe hier noch einen wirklich dringenden Datensatz, den ich bis Montag durcharbeiten muss.“
    „Lass das dein Team machen, dafür sind sie schließlich da.“
    „Die sind schon im Feierabend.“
    „Lass mal sehen“, sagte Robert und war, bevor sie Einspruch erheben konnte, um den Schreibtisch herumgekommen, um Einsicht in die Akten zu nehmen, „was hast du denn da für ein Problem.”
    Nur widerwillig ließ es Julia geschehen. Sie wusste, würde Robert genau hinsehen, dann hätte er bemerkt, dass diese ganze Sache nicht so dringlich war, wie sie vorgab.
    „Okay”, sagte Robert und legte die Akte beiseite, „ich hol dich in fünf Minuten ab.“
     
    „Ich weiß überhaupt nicht”, versuchte Julia einigermaßen artikuliert herauszubringen, „warum ich mich in diesen Schwachkopf verliebt habe?“
    Während des Essens, dass Julia versuchte zu verweigern, Robert jedoch darauf bestand, sonst würde sie keinen Wein in seiner Gegenwart trinken dürfen, hatte sie ihm in allen Einzelheiten von Tills Geburtstag erzählt und was der Grund für die Trennung war. Robert war ebenso fassungslos wie Gitte und Steffen. Das sei nun wirklich kein Grund, zumal Julia Till signalisiert hatte, sich auf ein Kind mit ihm einzulassen. Julia hatte angenommen von Robert eine plausible Erklärung für Tills Verhalten zu bekommen, denn

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