Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
überbrücken. Inzwischen war aber so viel Zeit vergangen, dass sie ihre Ersparnisse einsetzten musste, um die Miete bezahlen zu können. Und noch immer unternahm Julia nichts, um ihre Situation zu ändern.
Den Kontakt zu Robert hatte sie abbrechen lassen. Nie rief sie ihn zurück und ließ sich von Gitte verleugnen, wenn er vorbei kam, oder ignorierte das Klingeln an der Tür. Sie wollte mit niemanden sprechen. Nicht einmal mit Gitte oder Steffen, die sich rührend um sie kümmerten.
„Wie war die Hochzeit?“, fragte Julia Gitte eines Tages, da sie annahm, dass Steffen mit Sicherheit Tills Trauzeuge gewesen war.
Gitte und auch Steffen vermieden es über ihn zu sprechen. Umso erstaunter war Gitte über ihre Frage.
„Was ist? Sie sind doch schon verheiratet, oder etwa nicht?“
„Ja, das sind sie.“
„Und, wie war die Hochzeit?“
„Ich möchte nicht darüber sprechen.“
„Komm schon, ich möchte es aber wissen. Ganz sicher wird es mir helfen.“
„Meinst du?“
Julia nickte und Gitte fing an zu erzählen. Ohne viel auszuschmücken und jede Form der Emotion berichtete sie ihrer Freundin von dem Tag, an dem sie sehr viel lieber Julia neben Till gesehen hätte.
„Das war bestimmt schön”, sagte Julia, als Gitte fertig war.
„Im Prinzip war es das auch. Die Feier muss ein Vermögen gekostet haben. Alles war perfekt. Bis auf die Braut. Ich mag sie nicht. Sie kann einfach nie ihre Klappe halten. Keine Ahnung, wie Till das erträgt. Und ich frage mich immer, wie er mit der zusammen sein kann, nachdem er dich hatte?“
„Das frage ich mich auch. Aber sie wird ihm die Familie schenken, die er sich so sehr wünscht und die ich ihm nicht geben wollte. Sie wird genau das tun, was er gern möchte. Sie hat es geschafft. Ich denke, das hat sie von Anfang an so geplant.“
„Und, wie geht es dir jetzt?“, wollte Gitte wissen.
„Keine Ahnung. Ich fühle nichts. Ich bin komplett leer.“
„Julia, so kann es nicht weiter gehen.“
„Ich weiß.“
„Dann ändere bitte etwas.“
„Das würde ich, wenn ich könnte.“
Seit über einem Jahr hatte Julia sich nun zurückgezogen und am aktiven Leben nicht mehr teilgenommen, als sie Gitte und Steffen in ihrer Küche belauschte, die gerade dabei waren für sie zu kochen.
„Sollen wir das wirklich tun?“, fragte Steffen im gedämpften Ton.
„Ja, ich denke schon. Sie muss lernen damit umzugehen und sie braucht ihr Leben zurück.“
„Aber es wird sie umbringen.“
„Was wird mich umbringen?“, fragte Julia und betrat die Küche.
„Ach, hallo Julia”, sagte Gitte und kam auf sie zu, um sie in ihre Arme zu nehmen, „nichts wird dich umbringen.“
„Ihr habt doch gerade über mich gesprochen.“
„Nein, wie kommst du darauf. Hast du Hunger?“
„Immer dieses lästige Essen.“
„Julia, schau dich doch an. Du bist ja nur noch Haut und Kochen“, sagte Steffen.
„Ich weiß”, sagte Julia und glaubte, dass sie sich am Besten gleich wieder in ihr Bett legen sollte, „ich muss etwas ändern. Ich bin nur so unendlich müde.“
„Dann solltest du langsam mal wach werden“, sagte Gitte.
„Was habt ihr denn gekocht?“
Mühevoll hatte sich Julia eine Portion Nudel herunter gequält, während ihre Freunde mit Appetit ebenfalls etwas aßen, sich aber ohne Unterhaltung ihrem Essen gewidmet hatten.
„Bekomme ich als Nachtisch die Information von euch, die ihr mir vorhin verheimlichen wolltet?“
„Wir wollten dir nichts verheimlichen”, protestierte Gitte.
„Ich schon”, sagte Steffen, „aber Gitte meint, du solltest es wissen, es würde dir helfen.“
„Till ist Vater geworden”, sagte Julia daher und glaubte, ihren Freunden damit eine Last abzunehmen.
„Woher weißt du das?“, fragte Steffen entsetzt.
„Ich wusste es nicht. Konnte es mir nur denken. Das war es doch, was er immer wollte.“
„Wie geht es dir?“, fragte Gitte.
„Komisch, aber es geht mir nicht schlechter dabei.“
Zwei Tage danach hatte Till Geburtstag. Etwas eigenartiges passierte am Morgen nachdem Julia aufgewacht war. Sie hatte das erste Mal nach sehr langer Zeit durchgeschlafen und fühlte sich ausgeruht und nicht mehr müde. Voller Tatendrang stand sie auf und ging ins Bad. Sie hatte richtig gute Laune und konnte es sich nicht erklären woran das liegen könnte.
Unter der Dusche stehend, überlegte sie, was sie tun würde, um ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Ein plötzlicher Geistesblitz durchfuhr sie. Kein Mensch war
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