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Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Titel: Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Misselhorn
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aus. Vorsichtshalber hielt sie sich mit einer Hand am Tresen fest. Die andere umklammerte geradezu das Glas.
    „Keine Ahnung, wovon du sprichst.“
    „Red’ keinen Quatsch. Du wirst dich doch noch an den Nachmittag erinnern, als er seine Jugendliebe getroffen hatte. Du hast ihm eine verpasst, was ich im Grunde total gut finde. Nur dass du es mir nicht erzählt hast, das kann ich nicht verstehen.“
    Julia wäre es recht gewesen, wenn sich vor ihr der Boden aufgetan hätte.
    „Ich kann nicht glauben, dass der Idiot es dir erzählt hat.“
    „Das brauchte er gar nicht. Ich habe es auch so rausbekommen. Er war so verstört, als er an dem Nachmittag, später als geplant, nach Hause kam. Ich fand das nicht einmal ungewöhnlich. Im Krankenhaus gibt es öfter Notfälle und Steffen muss länger bleiben. Er ist nach Doppel-Schichten immer sehr kaputt. An dem Nachmittag war er aber geradezu aufgekratzt.“
    „So ein Vollidiot. Und was ist dann passiert?“
    „Er brach augenblicklich in Tränen aus, als ich ihn ansprach, entschuldigte sich und meinte er würde es verstehen, wenn ich ihn sofort vor die Tür setze. Er wollte wirklich seine Sachen packen und ausziehen. Er war so aufgelöst, dass er mir erst gar nicht erzählen konnte, was passiert war. Ich konnte es mir allerdings bereits denken.“
    „Aber du hast ihm verziehen, sonst wärst du ja nicht mehr mit ihm zusammen.“
    „Was soll ich machen, ich liebe den Kerl einfach zu sehr. Und er hat so sehr gelitten. Da konnte ich nicht anders als ihm zu verzeihen. Aber was ich nicht verstanden habe, warum hast du es mir nie erzählt?“
    „Du erinnerst dich daran, dass ich kurzfristig andere Probleme hatte?“
    „Das ist kein Grund es mir nicht zu erzählen, vor allem, als es dir wieder besser ging.“
    „Ich wollte dich nicht verletzen und ich habe Steffen gesagt, er solle es dir auf keinen Fall erzählen, sonst würde ich ihn umbringen.“
    „Warum redest du so einen Schwachsinn?“
    „Ich wollte nicht, dass du den gleichen Scheiß wie mit Markus noch einmal durchleben musst.“
    „Aber du bist meine Freundin.“
    „Eben drum. Ich bin davon ausgegangen, dass Steffen nicht der Typ ist, der dich betrügen würde. Das war einfach nur ein Ausrutscher. Du wirst doch wohl zugeben, dass es dich verletzt hat, als er es dir erzählt hatte.“
    „Ja, das stimmt. Es war furchtbar. Ich habe ihm zwar vergeben und doch hing mir das lange nach. Es ist komisch, aber dein Zusammenbruch hat uns dabei geholfen darüber hinweg zu kommen und es hat uns zusammengeschweißt. Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht, da war kein Platz mehr für unsere eigenen Probleme.“
    „Na, dann war es doch wenigstens dafür gut. Darauf trinken wir”, sagte Julia und erhob ihr Glas, um es in einem Zug zu leeren und sich gleich noch einen Cocktail zu bestellen.
     
    Die wöchentlichen Verabredungen waren für Julia die einzige Abwechslung. Und sie genoss es. Sie dachte an ihr Leben, als sie mit Ulli zusammen war, die unscheinbare graue Maus gewesen war und es verabscheut hatte.
    Plötzlich schien ihr diese Vorstellung nicht mehr unangenehm zu sein. Ihr Leben war in geordneten Bahnen verlaufen. Keine Höhen, aber auch definitiv keine Tiefen. Der Pegel schlug nie aus.
    Nach allem, was sie getrieben hatte, schien ihr das Konzept des Lebens mit Ulli geradezu perfekt. Sie hatte mit einem Mann zusammengelebt, den sie nicht liebte und der ihr keine Schwierigkeiten machte. Warum nur, was sie so wild darauf gewesen ihr Leben zu verändern?
    Inzwischen machte es ihr nicht einmal etwas aus, dass sie deutlich weniger verdiente. Der Preis dafür war absolut kein Stress. Sie machte pünktlich Feierabend und brauchte nie am Wochenende zu arbeiten oder sich Akten mit nach Hause zu nehmen.
    Sie kam dazu ein Buch zu lesen und fing wieder an zu kochen. Was allerdings zur Folge hatte, dass sie ihre sportliche Figur verlor. Aber selbst das war ihr gleichgültig. Wen würde es schon interessieren wie sie nackt aussah?
    Sport war ihr lästig geworden. Hatte sie darin immer einen Ausgleich gefunden, plagte sie sich nun, um die Alster zu umrunden, was sie teilweise nur noch einmal in der Woche schaffte. Nicht aus Zeitmangel. Ausschließlich aus dem Grund, da dutzende Schweinehunde vor ihr Tür lungerten und sie davon abhielten das Haus zu verlassen.
    Es gab nicht viel, was sie als angenehm empfand. Aber die regelmäßigen Treffen mit Robert, die auf rein platonischer Ebene abliefen, gehörten zu den wirklich schönen

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