Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
langer Zeit meldest.“
„Warum nicht? Wir sind doch erwachsen oder etwa nicht? Außerdem waren wir einmal Freunde. Nur weil wir getrennt sind, kann ich dir doch zum Geburtstag gratulieren.“
„Sicher. Also, danke nochmals. Ich habe gleich eine Patientin.“
„Ja klar. Ich wünsch dir noch einen schönen Tag.“
Julia legte auf und fragte sich, warum sie das hatte tun müssen. Es war ein unerfreuliches Gespräch gewesen. Aber es hatte sie feststellen lassen, dass sie nichts mehr für ihn fühlte. Jetzt konnte sie neu beginnen.
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Nun saß sie mit zwei zankenden Frauen in ihrer Küche und musste in nicht einmal einer viertel Stunde zur Arbeit. Gerne hätte sie in aller Ruhe ihren Kaffee getrunken. Stattdessen musste sie, wie schon so viele Male, den Streit schlichten, indem sie lauthals verbal dazwischen ging und beide um Ruhe bat. Wie jeden Morgen war kurze Zeit Stille, was nie lange anhielt.
„Jetzt reicht’s, Mädels”, sagte sie etwas zu laut und stand auf. „Könntet ihr mir nur einen einzigen Morgen meine Ruhe gönnen? Ist das zu viel verlangt?“
Beide Frauen sahen sich schweigend an, als ob Julia die Schalter für ihr Mundwerk gefunden hatte. Julia packte ihre Sachen zusammen und verließ die Küche. In der Tür blieb sie kurz stehen und drehte sich um.
„Ich wünsch euch einen schönen Tag. Ich koch euch heute was Schönes.“
Noch bevor Julia die Wohnung verlassen hatte, fingen die Frauen in der Küche wieder an zu streiten.
Da Julia nicht mehr in der Lage war ihre Miete zu zahlen, war sie gezwungen sich Untermieter zu nehmen. Obwohl sie inzwischen eine Arbeit gefunden hatte, die bei weitem nicht so gut entlohnt wurde, wie die Stellung als Partnerin, war sie doch froh, die Wohnung nicht allein finanzieren zu müssen.
Sie lebte nun schon fast ein Jahr mit den jungen Frauen zusammen, die beide noch studierten. Natascha war Anfang zwanzig, blond, relativ schlank und groß gewachsen. Sie studierte Jura, während Janine Betriebswirtschaftslehre belegt hatte. Mit ihren sechsundzwanzig Jahren wirkte Janine gegen Natascha regelrecht erwachsen. Ebenso wie Natascha, war Janine groß, nur hatte sie dunkelbraune Haare, die zwar lang waren, sie diese aber immer zum Zopf hochgebunden trug.
Obwohl Julia um einiges älter war, freundeten sich die drei an. Nur die morgendlichen Streitereien gingen ihr mächtig auf die Nerven und sie vermisste ihr altes Leben, in dem sie alles gehabt hatte und einmal sehr glücklich gewesen war.
Auf Männerbekanntschaften verzichtete Julia seither. Sie glaubte, für den Rest ihres Lebens genug Männer im Bett gehabt zu haben. Nicht, dass sie für immer dem Sex abschwören wollte, das sicher nicht. Aber so, wie sie es vor ihrem Zusammenbruch getan hatte, das wollte sie unter keinen Umständen wieder. ‚Irgendwann’, dachte sie, ‚kommt vielleicht wieder einer, der sich in mich verliebt. Den nehme ich und werde mich nie wieder verlieben. Denn Liebe bringt einen nur in Schwierigkeiten.‘
35. Kapitel: Höhen und Tiefen
„Wenn du nicht so angeschlagen gewesen wärst“, sagte Gitte und nippte an ihrem Cocktail, „dann wäre ich echt sauer auf dich.“
„Warum? Was meinst du? Hab ich was Schlimmes gemacht?“
Julia setzte ebenfalls ihr Glas an, leerte es und bestellte sich sofort einen neuen Cocktail. Sie sah Gitte an, die schweigend nickte und dem netten Mann hinter der Bar zu verstehen gab, dass sie ebenfalls noch einen Drink brauchte.
Seitdem Julia wieder einen Job hatte und wieder in der Lage war etwas mehr Geld für Vergnügungen auszugeben, trafen sich die beiden Frauen wieder regelmäßig einmal in der Woche.
„Das weißt du ganz genau“, sagte Gitte und nahm dankend ihren neuen Cocktail entgegen.
„Nein, ehrlich, ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.“
Julia trank einen großen Schluck und spürte den Alkohol, der wärmend ihre Kehle herunter floss und sich wohlig in ihrem Magen ausbreitete.
„Von Steffen.“
„Was soll mit ihm sein?“
„Du erinnerst dich nicht mehr?“
„Woran, dass er der einzig wahre Mann ist und du verdammtes Glück mit ihm hast?“
„Er ist definitiv kein Heiliger und du weißt das besser als ich.“
Julia brach der Schweiß aus. Verlegen trank sie schnell noch einen Schluck, besah sich das Glas, das auf wundersame Weise schon wieder fast leer war.
„Ich weiß nicht, was du meinst.“
„Julia, verarsch mich nicht. Er hat mir alles erzählt.“
Die Hitze löste in Julia ein Schwindelgefühl
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