Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
Fenster und sprach mit gedämpfter Stimme mit einem Mann, der mit dem Rücken zur Gruppe stand. Julia erkannte ihn dennoch sofort.
Obwohl sie lediglich seinen Rücken sehen konnte, sah er verdammt gut aus. Er trug einen dicken, grob gestrickten Pullover und dazu ausgewaschene Jeans, die gerade so eng waren, dass man seine muskulösen Beine erahnen konnte. Er hatte etwas im Arm, nur was es war, das konnte Julia nicht erkennen.
Unvermittelt drehte sich Till zu ihr um. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Aber er senkte sofort den Blick auf das Bündel, dass er im Arm trug. Das Baby schlief tief und fest und sah bezaubernd aus. Was Julia erstaunte, da sie für Säuglinge nichts empfinden konnte.
An ihr vorbei tobte erneut der kleine Junge, lief zu seinem Vater und zog ihm an der Hose.
„Leon, hör auf zu quengeln und spiel mit deinen Autos“, sagte er, woraufhin sein Sohn augenblicklich aufhörte an ihm zu zerren und nach seinen Spielzeugen suchte.
„Den hast du aber gut im Griff“, sagte Julia, als sie sich neben ihn gestellt hatte.
„Hallo Julia“, sagte Till.
„Ich geh dann mal in die Küche und hol mir was von deiner lecker Suppe“, sagte Steffen und war verschwunden.
„Deine Tochter sieht niedlich aus, soweit ich das von hier beurteilen kann. Dein Sohn übrigens aus, er sieht dir verdammt ähnlich.“
„Danke”, sagte er.
Es machte den Eindruck, als wäre das Sprechen für ihn verdammt anstrengend.
„Wo ist deine Frau?“
Julia fing an zu lachen.
„Die ist bei einer Freundin”, sagte Till, der sich irgendwie unwohl zu fühlen schien
„Ach so”, sagte Julia, „geht es dir den heute besser als gestern?“
Julia lachte noch immer und hatte richtig gute Laune über die Erkenntnis, dass sie tatsächlich über Till hinweg war. Es machte ihr nichts aus mit ihm zu sprechen und ihm in seine Augen zu sehen, die jedes Funkeln verloren hatten. Eher sah sie tiefe Traurigkeit. Sein gesamter Charme war ihm abhanden gekommen. Dunkle Ringe umrandeten seine Augen. Er sah müde und abgekämpft aus.
„Mir ging es nicht schlecht”, sagte Till.
„Wirklich? Du wirkst so, als würdest du krank werden.“
„Nein, alles bestens.”
„Dann ist ja gut.“
„Würdest du dich mit mir auf einen Kaffee treffen?“
Augenblicklich gefror Julias Lachen und sie glaubte, daran zu ersticken. Sie konnte plötzlich keine Luft mehr gekommen.
„Julia?“
„Ja.”
Sie hatte den Eindruck ihren Körper bereits verlassen zu haben.
„Gehst du mit mir einen Kaffee trinken?“
„Sehr gern”, sagte sie und hörte ihre eigene Stimme ganz weit entfernt.
Sie wusste nicht, warum sie ihm das gesagt hatte, denn sie wollte ihn nicht wiedersehen. Aber sie schien nicht mehr Herr der Lage zu sein.
„Geht es dir gut?“
Roberts Frage riss sie am nächsten Morgen aus ihren Gedanken. Sie saßen gemeinsam beim Frühstück. Janine und Natascha hatten es vorgezogen zu schlafen, da sie kurz vor Weihnachten keine Eile mehr hatten. Julia genoss die Ruhe in der Küche und Roberts Stimme hatte sie regelrecht erschreckt.
„Ja danke. Mir geht es wirklich richtig gut”, sie nahm sich einen Schluck Kaffee und sah ihn mit liebevollem Blick an.
Sie war froh, dass er am Abend nicht nach Hause wollte und noch eine Nacht mit ihr verbracht hatte. Nachdem sie mit Till gesprochen hatte, verabschiedete er sich schnell. Sie hatte sich zu Robert gesetzt und sich an ihn geschmiegt, war in diesem Moment einfach nur dankbar, dass er bei ihr war.
In der Nacht hatten sie sich erneut geliebt. Der Sex hatte eine neue Qualität bekommen. Julia hatte ernsthafte Gefühle für ihn und spürte ihn daher unglaublich intensiv in sich, dass sie ihn am liebsten nie wieder gehen lassen wollte.
„Sehen wir uns wieder?“, fragte sie.
„Sicher, natürlich. Wenn du das möchtest?“
„Selbstverständlich möchte ich das.“
„Und was ist mit Till?“
„Was soll mit dem sein?“
„Der hat dich gestern gefragt, ob er dich treffen kann.“
„Na und?“
„Du hast ihm zugesagt.“
„Ja, das habe ich.”
Der Verlauf dieses Gespräches gefiel ihr nicht, da sie selbst nicht wusste, wie sie damit umgehen sollte, dass Till sie treffen wollte.
„Glaubst du, dass es richtig war ihm zuzusagen?”
„Ich weiß nicht mal, ob ich ihn überhaupt treffen werde. Was soll das schon bringen? Aber jetzt ist erst einmal Weihnachten und Silvester. Schaun wir mal, was das neue Jahr dann so bringen wird. Im Moment interessiert mich mehr was mit uns
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