Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
Frau sein. Ich möchte jemanden, der sich für mich entschieden hat.“
„Ach, Julia. Ich habe mich für dich entschieden, schon so viele Male. Du wolltest das doch nie.“
„Ich weiß. Jetzt ist es aber anders. Jetzt will ich es.“
„Komm nach Hause und wir werden Silvester zusammen verbringen. Ich werde mich von Monika trennen, bestimmt. Ich wollte das nur vor Weihnachten nicht tun. Du weißt warum.“
„Ja, ich weiß”, sagte Julia matt.
Um dieses unangenehme Gespräch endlich zu beenden, sagte sie ihm zu, sich Silvester mit ihm zu treffen. Er wiederum versprach ihr, sich jeden Tag bei ihr zu melden, er würde sie fürchterlich vermissen und sie sollte nicht glauben, dass er sie nicht lieben würde.
Vergeblich wartete sie auf seine Anrufe und ärgerte sich, dass sie überhaupt darauf wartete. Sie wusste, dass er kaum Zeit dafür haben würde. Am ersten Weihnachtstag kamen zudem seine eigenen beiden Kinder zu ihm und sie würden ganz sicher eine hübsche Patch-Work-Familie abgeben. Julia wurde schlecht bei dem Gedanken.
Trotzdem schaltete sie nie ihr Handy aus, schaute sogar mehrmals darauf, um sicher zu gehen, dass es auch funktionierte, als es endlich klingelte, um ihr zu signalisieren, dass sie eine SMS erhalten hatte.
Ich wünsche dir fröhliche Weihnachten und hoffe, du hast eine schöne Zeit. Alles Liebe, Till
Sie legte das Handy beiseite und war enttäuscht, dass Robert lediglich die Zeit gefunden hatte ihr zu schreiben. Sie wollte mit ihm sprechen, da sie so einsam war. Leider entpuppte sich der Urlaub als absoluter Reinfall. Anstatt nicht daran zu denken, wie allein sie war, wurde es ihr noch mehr bewusst, da sie die einzige alleinstehende Frau in der gesamten Ferienanlage war.
Plötzlich zog sich ihr Magen zusammen, ihr Pulsschlag erhöhte sich und ihr wurde schlecht. Mit zitternden Händen nahm sie ihr Handy in die Hand und las erneut die Nachricht.
Mit dem Handy in der Hand legte sie sich ins Bett und fing fürchterlich an zu weinen.
Ihr war danach das Zimmer bis zu ihrer Abreise nicht mehr zu verlassen. Gern wäre sie im Bett geblieben, hatte sogar dem Zimmermädchen Bescheid gegeben, dass ihr Zimmer nicht gereinigt werden müsste. Aber ganz egal, was auch immer sie tat, sie war einsam. Keine einzige Sekunde war sie in der Lage zu verdrängen, warum sie hier war.
Erst am Donnerstag, als sie nicht mehr damit gerechnet hatte, klingelte ihr Telefon am späten Nachmittag.
„Was willst du?“ , fragte sie, nachdem sie auf das Display geschaut hatte.
„Es tut mir unendlich leid. Ich konnte nicht früher anrufen.“
„Ach wirklich? Weißt du was? Vergiss es doch einfach und lass mich in Ruhe.“
„Ich habe dich verärgert und ich verstehe, dass du sauer auf mich bist. Aber bei mir war die Hölle los. Mit drei Kindern und einer Frau, die sich überschlug, um nett zu mir zu sein, damit ich sie nicht verlasse.“
„Das ist mir völlig egal, was du durchmachen musstest.“
„Julia, es tut mir leid, ehrlich. Ich liebe dich.“
„Du kannst mich mal”, sagte sie und legte einfach auf.
Sie entschied für den Rest der Zeit ihr Handy auszuschalten. Wollte sie auf der einen Seite mit Robert sprechen, war es andererseits einfach zu schmerzhaft, da sie ihn so sehr vermisste. Wenn sie daran dachte, dass er glücklich den Familienvater spielte, zog sich ihr Herz zusammen und das Atmen fiel ihr schwer.
Nach einer endlosen Woche konnte sie endlich wieder nach Hause fahren. Zu Hause würden sich alle auf Silvester vorbereiten und der ganze Weihnachtstrubel wäre vorbei. Das erhöhte ein klitzeklein wenig ihre Stimmung. Zumal sie wusste, dass sie in ihrer Wohnung wieder die gewohnte Hektik herrschen würde. Sie freute sich geradezu auf die Streitereien ihrer Untermieterinnen.
Als sie vor ihrer Tür stand, drang laute Musik zu ihr. Tief holte sie Luft und fühlte sich nach langer Zeit nicht mehr schlecht. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie die Wohnung betrat. Überall war Kleidung verteilt. Mitten im Flur stand eine geöffnete Reisetasche, aus ihr quoll dreckige Wäsche, als wenn sie sich vor lauter Last übergeben hätte.
Laut hörte sie die beiden Frauen in der Küche streiten, woraufhin sie anfangen musste zu lachen.
„Was habe ich euch vermisst“, sagte sie, nachdem sie die Küche betreten hatte.
Ihr Lachen blieb ihr allerdings im Halse stecken, als sie sah, wer sich zu Natascha und Janine gesellt hatte.
„Da bist du ja endlich“, sagte Natascha,
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