Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
gesagt hatte.
Als sie nach einer Stunde mit ihm schlief, dachte sie, dass er auch das nicht verdient hätte. Sie war niedergeschlagen nachdem er sie verlassen hatte und nicht die Nacht mit ihr verbringen wollte. Wieder war sie die andere Frau. Dieses Mal wollte sie eine Beziehung. Sie wollte das Gefühl haben geliebt zu werden aber am Ende entschieden sich alle Männer gegen sie.
Robert hatte ihr versprochen die restlichen Tage bis Weihnachten mit ihr zu verbringen. Als er jedoch am Freitagabend zu ihr kam, wusste Julia, dass er keine guten Nachrichten für sie hatte. Mit einer gekühlten Flasche Sekt stand er vor ihr.
„Gibt es etwas zu feiern?“, fragte sie, dabei wusste sie genau, was er damit bezwecken wollte.
„Wollen wir uns nicht erst setzten?“
„Wozu? Vielleicht ist es gut, wenn ich dich gar nicht erst rein lasse.“
„Julia, ich bitte dich, das ist lächerlich.“
„Dann ist ja gut. Wofür ist dann also der Sekt?“
„Lass mich bitte in die Wohnung.“
Julia hatte sich im Türrahmen aufgebaut, mit einem Arm hielt sie die Tür, mit dem anderen versperrte sie ihm quasi den Weg.
„Wenn du es mir nicht sagen kannst, dann geh bitte.“
„Ich werde nicht bleiben können“, sagte Robert derart leise, dass sie ihn kaum verstehen konnte.
„Was willst du damit sagen?“
„Du hast mich schon verstanden, darf ich jetzt bitte reinkommen?“
„Wozu? Du kannst nicht bleiben. Warum bist du überhaupt erst gekommen?“
„Ich wollte mit dir reden und dich noch einmal sehen.“
„Was soll das heißen? Ich dachte, wir verbringen das Wochenende zusammen. Heilig Abend ist erst am Montag.“
„Ja, aber, wie soll ich mich ausdrücken …“
„Vergiss es einfach.“
„Julia, es tut mir wirklich leid, aber ich habe Emily versprochen mit ihr einen Tannenbaum zu schlagen. Sie ist doch noch ein Kind und kann am wenigsten für die Umstände. Hab doch ein bisschen Verständnis für sie. Immerhin ist Weihnachten.“
„Hau ab.“
Mit Schwung hatte sie die Tür geschlossen, ging in die Küche, machte laut Musik an, damit sie nicht hörte, wie er gegen die Tür klopfte.
Die Einsamkeit, die sie überkam, war unerträglich. Nachdem die CD geendet hatte, wurde es so ruhig, dass sie glaubte, ihren Herzschlag zu hören. Die Stille in ihrer Wohnung, die sie sonst so sehr genoss, erdrückte sie. Alle hatten sie allein gelassen.
Janine und Natascha waren bereits auf den Weg zu ihren Eltern. Auch Gitte und Steffen waren unterwegs in seine alte Heimat, danach wollten sie in den Skiurlaub fahren. Alle schienen glücklich zu sein und sich auf die Feiertage zu freuen.
Am nächsten Morgen packte sie, ohne lange nachzudenken, einen Koffer und fuhr zum Flughafen.
„Welches Flugzeug bringt mich so schnell wie möglich weit von hier weg?“, fragte sie am Last-Minute-Schalter.
Kurz darauf hatte sie ein Ticket für Gran Canaria in den Händen und bereits am Abend saß sie in einem schlichten Hotelzimmer einer Ferienanlage, die von Rentner frequentiert wurde. Das alles war ihr egal. Hauptsache, sie war weg und musste nicht daran erinnert werden, dass keiner sie liebte.
„Wo bist du, um Himmels Willen, ich mach mir Sorgen.“
Spät in der Nacht hatte Julia ihr Handy wieder eingeschaltet und sofort gesehen, dass Robert bereits versucht hatte sie mehrmals zu erreichen.
„Ich bin nicht da.”
„Ach was, das habe ich gemerkt. Ich war schon bei dir. Wo zum Henker steckst du?“
„Ich bin in Urlaub gefahren.“
„Wie, du machst Urlaub? Davon hast du gar nichts erzählt.“
„Es war eine spontane Eingebung.“
„Und wann kommst du wieder?“
„Woher kommt denn auf einmal das Interesse?“
„Julia, hör bitte damit auf. Würdest du mir dann wenigstens sagen, wo du bist?“
„Auf Gran Canaria.“
„Was?“
„Auf Gran Canaria.“
„Das habe ich verstanden. Was machst du da?“
„Ich mache Urlaub.“
„Julia, was soll das? Willst du mich bestrafen, oder was?“
„Wieso sollte ich das tun?“
Julia wurde unglaublich müde. Sie wollte sich hinlegen, ihre Augen schließen und am liebsten nie wieder aufwachen.
„Ich wollte dich noch einmal sehen.“
„Ich denke, du hast keine Zeit.“
„Das stimmt auch, aber du bist mir wichtig, glaub das doch einfach mal.“
„Robert, ich weiß nicht, ob ich noch die Kraft dazu habe, das weiter mit dir durchzuziehen.“
„Wie meinst du das?“
„Das weißt du ganz genau. Ich will nicht mehr deine Affäre sein. Ich will nicht immer die andere
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