Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
bitterlich an zu weinen, als es an der Tür klingelte.
Mit verheulten Augen stand sie umständlich auf und drückte den Türsummer. Sie hatte überhaupt kein Interesse nun Robert zu sehen und mit ihm Sex zu haben. So wie sie aussah, würde er vielleicht ein einsehen haben und wieder verschwinden.
Sie hörte, wie im Flur jemand vor ihrer Tür stand und öffnete, ohne allerdings Licht zu machen, was sicher zuträglich dafür gewesen wäre, um ihm klar zu machen, wie schlecht es ihr ging.
„Das passt mir jetzt gar nicht“, sagte sie, ohne ihn anzusehen.
„Ich weiß, du willst mich nicht sehen.“
Erschrocken sah sie nach oben. Trotz der Dunkelheit, denn auch im Flur wurde das Licht nicht eingeschaltet, konnte sie das Funkeln in seinen grünen Augen sehen.
„Was willst du?“
„Ich kann dich nicht vergessen.“
„Dein Pech.“
„Lässt du mich denn wenigstens rein?“
Julia wollte nicht, dass Gitte oder Steffen sahen, wer vor ihrer Tür stand, das hätte nur unnötig zu Diskussionen geführt, die Julia sich außer Stande sah zu führen. Sie trat einen Schritt zur Seite und ließ ihn hereinkommen.
„Julia, es tut mir so unendlich leid, was ich dir angetan habe“, sagte Till.
„Mir auch.“
„Lass uns doch immerhin wieder Freunde werden.“
„Das geht nicht.“
„Wir haben uns doch immer so gut verstanden. Du fehlst mir.“
„Hör bitte damit auf.“
Till war dicht an sie herangetreten.
„Hast du geweint?“
Julia schüttelte mit dem Kopf und fing sofort wieder an zu weinen. Sie konnte sogar ein Schluchzen nicht unterdrücken. Daraufhin nahm Till sie in seine Arme und drückte sie fest an sich. Sie klammerte sich an ihn, weinte und wollte in diesem Moment am liebsten sterben.
Er löste sich etwas von ihr, aber nur um sie küssen zu können. Nicht auf ihre Wangen. Sein Mund wanderte direkt zu ihren Lippen. In seinem Kuss war tiefe Vertrautheit. Einen Moment ließ sie es geschehen, um ihn dann von sich zu schieben.
„Lass das bitte“, sagte sie.
„Warum? Du wolltest es doch auch.“
„Ja, ich weiß und darum wirst du jetzt gehen.“
„Ich verstehe dich nicht.“
„Doch, Till, du hast mich verstanden. Geh bitte.“
„Bist du sicher?“
„Till, ich kann das nicht mehr. Es tut so verdammt weh.“
Wieder fing sie an zu weinen, wurde regelrecht gebeutelt von ihren Gefühlen. Anstatt sie allein zu lassen, nahm Till sie hoch, trug sie in ihr Schlafzimmer und legte sie auf ihr Bett.
„Ich bitte dich, tu mir das nicht an und geh.“
„Nein, ich kann nicht mit ansehen, wie sehr du leidest.“
„Meinst du, es wird besser, wenn wir uns jetzt lieben?“
„Ich weiß es nicht. Ich möchte es glauben.“
Er hatte sich zu ihr aufs Bett gesetzt, strich über ihren Rücken, was zur Folge hatte, dass sie anfing zu zittern. Sie hatte ihm gesagt, dass er gehen sollte, nun aber schlang sie ihre Arme um ihn und klammerte sich an seinen Körper.
Er schob sie ein wenig zur Seite, damit er sie küssen konnte. Nun waren seine Küsse voller Leidenschaft und Julia augenblicklich wie von Sinnen. Ihr war, als würde sie schweben. Sie spürte seine Hände auf ihrer mittlerweile nackten Haut, empfand seine Wärme, die ihr behaglich war. Sie fühlte sich geborgen und gleichzeitig erregte es sie, dass sie es kaum erwarten konnte ihn in sich zu spüren.
Sie wollte nicht darüber nachdenken, was nun werden sollte. Es gab in diesem Moment nur den Impuls sich ihm hinzugeben und zu empfinden, was sie so sehr vermisst hatte.
Einige Stunden und Orgasmen später lagen sie verschwitzt auf ihrem Bett.
„Ich muss jetzt los”, sagte er in die Stille. „Werde ich dich wieder sehen?“
„Sicher, spätestens auf der Hochzeit. Das ist ja schon bald.“
„Das meinte ich nicht.“
„Du bist verheiratet”, sagte sie, „und ich habe bereits eine Affäre. Noch eine kann ich grad nicht gebrauchen.“
Sie mahnte sich selbst jetzt endlich mit dieser Gefühlsduselei aufzuhören und den Verstand zu gebrauchen.
„War es das dann also?“
„Ich weiß es nicht”, sagte sie ehrlich, denn sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. „Aber es war phantastisch mit dir. Vielen Dank.“
43. Kapitel: Entscheidungen
Dafür, dass in zwei Tagen Frühlingsanfang war, meinte das Wetter alles dafür zu tun, dass man diesen Eindruck nicht gewinnen konnte. Deprimiert sah Julia aus dem Fenster. Es regnete unaufhörlich. Was für eine dämliche Idee Ende März zu heiraten, dachte sie. Im Sommer wäre es doch viel
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