Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
nicht zu verstehen gegeben hätte, dass er mich wieder haben will.“
„Was? Wann und wieso?“
„Er hat mich Anfang des Jahres unbedingt sehen wollen und dann hab ich mich eben mit ihm getroffen.“
„Ach nein, Julia, warum tust du dir das an?“
„Es kommt noch viel schlimmer. Seither ruft er mich an, will mich sehen oder wenigstens mit mir am Telefon sprechen.“
„Nein, das darf doch nicht wahr sein. Warum hast du nie was gesagt?“
„Ich dachte, wenn ich es nicht sage, dann vergesse ich es und kann endlich wieder normal leben.“
„Hast du ihm denn nachgegeben und dich noch mal mit ihm getroffen?“
„Nein, einmal reichte mir vollkommen. Ich will das nicht mehr. Und nun muss ich einen Abend mit ihm verbringen.“
„Jetzt ist es zu spät. Ich kann Steffen nicht mehr absagen und ich will es auch eigentlich gar nicht. Ich habe euch beide gern. Es tut mir so leid, dass es mit euch nicht geklappt hat. Aber ihr seid beide unsere Freunde. Könnt ihr nicht für einen kurzen Moment Waffenstillstand schließen?“
„Ich würde das tun. Sag das doch lieber Till. Der soll mich einfach in Ruhe lassen.“
„Willst du das denn wirklich?“
Julia fing so heftig an zu weinen, dass sie sich außerstande sah überhaupt etwas anderes zu tun, als nach Hause und ins Bett zu gehen.
Eine Stunde später standen sie vor einem Restaurant. Nachdem sich Julia etwas beruhigen ließ, versuchte sie in ihrem Gesicht zu retten, was ihre Tränen ruiniert hatten. Gitte hatte nicht locker gelassen und ihre Freundin bekniet sie zu begleiten.
„Das wird schon nicht so schlimm werden”, versuchte Gitte Julia aufzumuntern.
„Ja, ja, red’ du nur.”
Julia war übel. Was sie jetzt dringend brauchte war ein ordentlicher Cocktail. Schon von Weiten konnte Julia die beiden Männer an einem Tisch erkennen. Steffen war sofort aufgesprungen, als er die Frauen hatte kommen sehen. Auch Till hatte sich erhoben und lächelte freundlich. Trotzdem wirkte er verlegen wie ein kleiner Junge.
„Hallo Julia“, sagte er, als sie vor ihm stand.
Sie wich automatisch einen Schritt zurück, dass es ihm unmöglich war sie auf die Wange zu küssen. Er reichte ihr eine Hand, die sie nicht annahm, lediglich ihre hob, um ihm quasi zu winken.
„Wollen wir uns nicht setzen?“, fragte Steffen und war dabei sich neben Gitte in die Sitzbank zu bringen.
Böse blickte Julia ihn an, da sie nun gezwungen war neben Till auf einer äußerst beengten Bank zu sitzen. Was allerdings den Vorteil hatte, dass sie ihn nicht ansehen musste.
Sie versuchte sich zu beherrschen und ihre Fassung nicht wieder zu verlieren. Spürte, wie sich ein fetter Kloß in ihrem Hals festgesetzt hatte und sie daher lediglich einen Salat bestellte. Unter anderem auch deshalb, damit sie das Essen abkürzen und nach Hause gehen konnte.
Je öfter Till sie wie zufällig berührte, desto mehr trank sie und hoffte darauf irgendwann volltrunken einfach umzukippen.
Nach Stunden war diese Pein endlich für sie beendet und man machte sich auf den Weg nach Hause. Sie hatte sich kaum am Gespräch beteiligt, was ihr mehrere böse Blicke von Gitte einbrachte. Julia war es jedoch gleichgültig. Immerhin hatte Gitte sie zu diesem Schwachsinn überredet. Abgesehen davon konnte Julia das Thema Hochzeit nicht mehr hören. Unzählige Male war sie bereits mit Gitte die Gästeliste durchgegangen und wer am besten neben wem sitzen sollte. Till hingegen bemühte sich einen guten Eindruck zu hinterlassen. War freundlich und aufmerksam, wenn es darum ging Julia mit Getränken zu versorgen. Unterhielt sich angeregt mit Steffen und Gitte, vermied dabei jedoch von seiner eigenen Hochzeit zu berichten.
Vor dem Restaurant verabschiedete sich Till und kam wieder auf Julia zu, um erneut zu versuchen sie zu küssen, wenn auch nur auf ihre Wangen. Trotz des Alkoholpegels schaffte es Julia ihm auszuweichen. Hielt ihre Hand hoch und machte eine winkende Bewegung, ohne etwas zu sagen.
Eine halbe Stunde später stand Julia in ihrer ruhigen und dunklen Wohnung. Tief atmete sie ein und aus. Natascha war quasi bei Andreas eingezogen und würde ohnehin bald den Rest ihrer Sachen abholen. Aus Janines Zimmer war es ebenfalls ruhig. Sie war für eine Woche bei ihren Eltern. Julia genoss das allein sein und hoffte noch immer darauf, dass Robert über kurz oder lang bei ihr einziehen würde.
Jetzt schien die Stille sie jedoch zu ersticken. Sie konnte kaum atmen. Noch im Flur setzte sie sich auf den Boden und fing
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