Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
Tages verbrachte sie im Bett und sah sich willenlos Sonntagnachmittagsfilme im Fernsehen an.
Es überraschte sie, wie gut sie geschlafen hatte, als sie am nächsten Morgen erwachte. Was dann allerdings passierte, hatte sie zuvor in ihrem Leben noch nie erlebt: Sie konnte sich kaum aus ihrem Bett erheben. Der Muskelkater, der sie über Nacht befallen hatte, war unbeschreiblich. Es konnte unmöglich sein, an welchen Stellen ihres Körpers Schmerzen auftraten, da konnte ein Mensch keine Muskeln haben. Das erste Mal in ihrer Karriere kam sie zu spät zur Arbeit, da alles an diesem Morgen länger dauerte als sonst. Sogar das Zähneputzen war schlimm. Einfach alles tat ihr weh.
Die Schmerzen hielten zwei Tage, wobei der Schmerz am zweiten Tag noch verstärkt war und sie glaubte, sie würde krank werden. Nicht der Erwähnung wert, dass sie in dieser Woche nicht mehr lief. Schon das aufrechte Gehen bereitete ihr Probleme. Sie schlich dahin und tat sich selbst leid.
Mental war sie an einem Tiefpunkt angelangt und glaubte, dass es nun wirklich nicht mehr schlimmer kommen konnte. Aber wenn man Pech hat, dann kommt immer eines zum anderen. Sie verlor einen äußerst wichtigen Fall. Nicht, dass sie noch nie einen Fall verloren hätte, aber es war bisher glücklicherweise nie bedeutend gewesen. Wenn es darauf ankam, war sie hellwach und schien gerade mit den kniffligen Fällen besser zurecht zu kommen.
Ihr Chef legte ihr nahe Urlaub zu nehmen. Das hatte gesessen. So etwas war ihr noch nie passiert. Zugegebener Maßen hatte sie bisher kaum Urlaub eingereicht. Sie ging eben lieber zur Arbeit, als sich irgendwo auf die faule Haut zu legen. Den einzigen Urlaub den sie in diesem Jahr genommen hatte, brauchte sie um ihre Wohnung zu renovieren.
„Du brauchst dringend mal eine Auszeit“, sagte Robert.
Sie hatte sich inzwischen mit ihrem direkten Vorgesetzten angefreundet, da er ebensoviel arbeitete wie sie. Er war ein verhältnismäßig gut aussehender Mann Mitte vierzig. Seine dunklen Haare waren bereits ergraut. Julia war sich nie sicher, ob es von der vielen Arbeit oder aber von den Streitigkeiten mit seiner Frau herrührte.
Seine Körpergröße war eher durchschnittlich, dafür sah er allerdings aus, als würde er trainieren, dabei hätte Julia nicht sagen können, ob er tatsächlich Sport trieb, wofür er im Grunde keine Zeit gehabt haben könnte . Aber für Julia waren das Details, die sie nicht interessierten, immerhin war er ihr Chef und sie hätte in ihm nie etwas anderes gesehen, auch wenn sie sich auf privater Ebene gut verstanden.
Seine Frau war fürchterlich eifersüchtig auf sie gewesen. Das war bevor sie Julia leibhaftig gesehen hatte. Bis dahin kannte sie Julia nur vom Telefon. Seit Monaten hatten Robert und Julia an einem schweren Fall gearbeitet und das bis spät in die Nacht.
Eines Abends stand Roberts Ehefrau unvermittelt in der Tür und wollte die beiden in Flagranti erwischen. Julia war sich nicht sicher, ob seine Frau nun erleichtert oder sauer war, dass es stimmte und er wirklich nur viel Arbeit hatte. Julia spürte, wie mitleidig sie von dieser Frau angesehen wurde. Sofort waren sich die Frauen unsympathisch.
Aber Robert mochte Julia. Er konnte ihr alle seine Sorgen erzählen und sie hatte immer ein offenes Ohr, wenn er sich wieder mit seiner Frau gestritten hatte, weil er ihrer Meinung nach zu viel arbeitete, dabei tat er das ausschließlich für seine Familie. Julia wusste, dass es nur bedingt stimmte. Robert schob mehr als einmal die Arbeit vor, wenn er keine Lust hatte nach Hause zu gehen.
Dann gingen sie, unter dem Vorwand ein wichtiges Gespräch zu einem Fall führen zu müssen, essen und hinterher in einer Bar noch etwas trinken. Manches Mal war Robert dann so betrunken, dass Julia darauf bestand, dass er nicht nach Hause fuhr, sondern in der Kanzlei schlief. Er hatte in seinem Büro für alle Fälle ein Schlafsofa. Seine Frau hatte darauf bestanden ins Grüne und damit raus aus der Stadt zu ziehen. Das sei besser für die Kinder und abgesehen davon würde er nur zwanzig Minuten ins Büro brauchen. Was natürlich nie zu schaffen war. Selbst nachts nicht, wenn kaum Verkehr war und alle Ampeln grün. Aber was das anging konnte man fragen wen man wollte und egal wie weit draußen diese Menschen wohnten. Jeder brauchte lediglich zwanzig Minuten zur Arbeit.
„Wie kommst du denn darauf?“, protestierte Julia energisch, soweit sie dazu in der Lage war, denn noch immer tat ihr alles weh.
„Ich
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