Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
warst doch bestimmt immer schon sportlich aktiv, oder irre ich mich?“
„Okay, zugegeben, ich mach seit der Schulzeit Sport. Aber wenn ich mal nicht dazu komme, dann fällt mir das auch schwer.“
„Red’ du nur.“
Julia war sich plötzlich nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee war ihn um Hilfe zu bitten.
„Hast du denn vernünftige Turnschuhe?“, wollte Steffen von ihr wissen.
„Bitte was? Die Worte vernünftig und Sport gehen bei mir auf keinen Fall zusammen.“
„Also eher nein“, Steffen sah auf seine Armbanduhr, „du hast Glück, es ist noch früh am Tag. Da kannst du noch in die Stadt gehen und dir gleich das richtige Sportwerkzeug zulegen.“
Jetzt fing Julia an sich eindeutig unwohl zu fühlen. Auf der einen Seite wollte sie seine Hilfe, aber dass er so energisch sein musste. Zu ihrer Rettung klingelte es an der Tür. Sofort sprang Julia auf.
„Wenn du möchtest, dann begleite ich dich“, hörte sie Steffen sagen, als sie auf dem Weg zur Tür war.
Das fehlte ihr gerade noch, dass sie ein gut gebauter Mann beim Sportschuhkauf begleiten würde. Das wollte sie unter keinen Umständen. Die Vorstellung, dass sie als dicke Frau in ein Sportgeschäft gehen musste, ließ ihr schon den Angstschweiß ausbrechen.
„Nicht nötig“, rief sie ihm zu, denn sie war schon bei der Tür angekommen.
„Hast du meinen Freund bei dir?“, wollte Gitte wissen und strahlte sie dabei an.
Wann immer es die Möglichkeit zu ließ sagte sie nicht seinen Namen, sondern betonte die Worte ‚mein Freund‘, als ob sie diese gerade erst gelernt hatte und ihren Gebrauch noch üben müsste.
„Ja, komm rein.“ Julia war froh, dass Gitte gekommen war, so würde es sicher keine Probleme geben Steffen davon zu überzeugen sie nicht zum einkaufen zu begleiten.
Kaum hatte Gitte die Küche betreten, strahlten sich die beiden an, als hätten sie sich eine Ewigkeit nicht gesehen. Steffen sprang sofort vom Stuhl auf, um Gitte überschwänglich zu begrüßen. Auf der einen Seite fand Julia das niedlich, andererseits fing es sie langsam an zu nerven, zumal es sie auf schmerzliche Weise daran erinnerte, dass sie selbst keinen Freund hatte.
Inzwischen sehnte sie sich danach, sich anlehnen zu können. Sie wollte auch jemanden haben, der ihr ab und zu über den Kopf strich, um ihr zu sagen, das alles gut werden würde, egal worum es auch ging, Hauptsache, es würde wieder gut werden. Auch wenn Julia sich an das allein sein gewöhnt hatte und es teilweise sogar genoss, wollte die Einsamkeit nicht weichen und sie vermisste es, dass ein Mann ihr Bett wärmte.
Manchmal dachte sie sogar an Ulli, w enn der sich nachts an sie gekuschelt hatte, in der Hoffnung Sex mit ihr haben zu können, was sie oft zu verhindern wusste. Nun war sie teilweise so einsam, dass sie sogar Sex mit Ulli zugelassen hätte. Selbst der war besser als gar keiner.
Etwas verlegen sah Julia zu, wie sich ihre Freundin und deren Freund anfingen zu küssen. Sie glaubte, die beiden würden hier in ihrer Küche übereinander herfallen und völlig vergessen haben, dass sie noch anwesend war. Sie räusperte sich und fing an den Tisch abzuräumen.
„Brauchst du mich jetzt noch?“, fragte Steffen, der noch immer Gitte in seinen Armen hielt.
„Nein, ich denke nicht. Ich geh dann mal in die Stadt und werde einkaufen. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast.“
„Kein Problem, hab ich gern getan.“
„Worum ging es eigentlich?“, fragte Gitte.
„Steffen hat mich in Sachen Sport beraten.“
Anstatt sich zu wundern, dass Julia ernsthaft Sport treiben wollte , sagte Gitte:
„Mein Held!“
Eine halbe Stunde später stand Julia völlig überfordert in einem riesigen Sportgeschäft und versuchte sich einen Überblick über die Waren zu verschaffen. Nun dachte sie, wäre es doch gut gewesen jemanden dabei zu haben, der sich auskannte. Der Peinlichkeit einen Verkäufer um Hilfe zu bitten, wollte sie sich nicht aussetzten.
Also ging sie zielstrebig auf die Ausverkaufsware zu und griff sich ein Paar Turnschuhe, die günstig, dafür aber recht gut aussahen. Sie probierte diese nicht einmal an, da sie nichts sah, wo sie sich hätte hinsetzten können. Noch immer bereitete es ihr leichte Atemnot sich Schuhe anzuziehen. Im Stehen wäre das unmöglich gewesen.
Kurz überlegte sie, ob sie sich noch weitere Sportbekleidung kaufen sollte und durchforstete in Gedanken ihren Kleiderschrank. Ach was, dachte sie, ich habe genug Sachen, die ich zum laufen anziehen kann
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