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Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Titel: Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Misselhorn
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und ging mit dem Schuhkarton zur Kasse.
    Mit einem erhabenen Gefühl ging sie wieder nach Hause. Das war ein weiterer Schritt zu ihrer Traumfigur, bald würde sie in Größe achtunddreißig passen. Aus lauter Freude ging sie in den Supermarkt und wollte sich für ihre gute Tat belohnen.
    Sie kaufte sich eine Salami, auf dessen Verzehr sie schon lange verzichtet hatte. Als sie bei den Getränken vorbei kam, fiel ihr ein, dass sie gelesen hatte, dass Sportler sich mit isotonischen Getränken stärkten, man verlor ja immerhin viele Mineralstoffe durch das Schwitzen. Kann ja nicht schaden, dachte sie , und hatte den Wagen vollgeladen.
     
    Außer Atem und mit Seitenstichen, die sie am weiterlaufen hindern wollten, bewegte sich Julia auf dem Weg, der um die Alster führte. Ihr altes Baumwoll-T-Shirt war komplett durchgeschwitzt und sie fing an zu frieren. Für Anfang September war es extrem warm. Daher hatte sie auf ein Sweat-Shirt verzichtet, was sie nun bedauerte.
    Wie lange sie unterwegs war , wusste sie nicht. Ihr kam es wie eine Ewigkeit vor. Ihre Füße taten ihr weh und die Beine schmerzten. Jede Faser in ihrem Körper schien zu rebellieren und ihr mitzuteilen, dass sie sofort mit dem Laufen aufhören sollte. Sie war am Sonntagmorgen noch vor dem Frühstück aufgebrochen.
    Auch das, dachte sie, sei eine komplett blöde Idee gewesen, denn schon sehr schnell wurde ihr schwarz vor Augen, was sie veranlasste zu gehen, um kurz darauf wieder in Trapp zu verfallen, was wiederum diese fiesen Seitenstiche verursachte. Sie war überrascht, wie viele Menschen sich Sonntagmorgen hier an der Alster tummelten.
    Es waren eindeutig mehr Jogger als Spaziergänger unterwegs. Hier und da rannten Hunde an ihr vorbei. Aber nicht nur das. Ständig wurde sie überholt und die Läufer, die ihr entgegen kamen, sahen sie mitleidig an. Es war klar zu erkennen, sie quälte sich und jeder Schritt war einer mehr in Richtung ihres Ablebens, was nicht mehr lange dauern konnte, davon war sie überzeugt.
    Warum tat sie sich das nur an? War es das alles Wert? Auf keinen Fall. Und trotzdem lief sie weiter, sie wusste, dass sie kaum Strecke hinter sich gebracht hatte. Nur selten, aber doch ab und zu, war sie zum Spazierengehen mit ihren Eltern hier gewesen und wusste wie weit die Strecke um die Alster war, auch wenn sie diese noch nie ganz umrundet hatte.
    Außerdem hatte sie irgendwo einmal gelesen, dass der Weg siebeneinhalb Kilometer lang sei. Eine Länge, die für sie unüberwindbar schien. Sie sah auf ihre Armbanduhr, in der Hoffnung, dass sie schon so lange gelaufen war, um wieder umkehren zu können.
    Da Steffen gesagt hatte, sie solle mindestens eine halbe Stunde laufen, wollte sie eine viertel Stunde erst in die eine Richtung laufen und dann zurück. Voller entsetzten sah sie, dass sie erst fünf Minuten unterwegs war. Das konnte doch nicht sein, unmöglich, ihre Uhr musste kaputt sein. Sie zwang sich weiter zu laufen, nur ein kurzes Stück noch.
    „Das wirst du schon noch schaffen“, sagte sie zu sich selbst, und glaubte, jeden Moment zu kollabieren.
    Würde sie jemand wieder beleben? Zu allem Überfluss fing es auch noch an zu regnen. Reichte es nicht, dass ihr ohnehin schon kalt war? Alles schien sich gegen sie zu wenden. Sie sollte wohl nicht abnehmen. Wenn das kein Zeichen war?
    Quälend lange zehn Minuten später drehte sie um. Aber konnte auf keinen Fall mehr laufen. Sie schlich geradezu zurück. Die Stufen zu ihrer Wohnung wollte ihr Körper kaum mehr in Angriff nehmen. Einfach alles tat ihr weh. Am liebsten wäre sie in Tränen ausgebrochen, aus Wut über ihr Unvermögen und weil sie einfach nicht wusste, wie sie mit diesen Schmerzen umgehen sollte.
    Schwer atmend und mit leichtem Schwindel wankte sie zum Kühlschrank, um sich ein isotonisches Getränk daraus zu nehmen. Vollkommen erschöpft setzte sie sich an den Küchentisch und sah an die Wand. Es kam ihr vor, als würden die schönen Models anfangen sie auszulachen.
    „Ja, ja“, sagte sie laut, „ihr werdet schon sehen.“
    Und dann fing sie bitterlich an zu weinen und konnte sich nicht wieder beruhigen. Das war also ihr Leben? Sie war zu einer, zwar erfolgreichen, aber dennoch sehr traurige Gestalt mutiert.
    Ihr Leben bestand aus Arbeiten, Essen und Arbeiten, viel zu selten mit Freunden treffen und wieder Arbeit, Arbeit, Arbeit. Sie empfand das wahnsinnig trostlos und musste darüber noch mehr weinen. Noch immer weinend erhob sie sich und ging unter die Dusche. Den Rest des

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