Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
doch.“
„Ich helfe dir morgen beim Aufräumen”, bot Julia an, „wenn ich das morgen früh, vorm Frühstück machen darf?“
„Spinnst du?“
„Ich habe Robert zum Frühstück eingeladen.“
„Okay, du spinnst wirklich. Was willst du damit bezwecken?“
„Ich hatte auf einmal so ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn heute nicht mitgenommen habe.“
„Au Mann, Julia, weißt du, dass du unmöglich bist?“
„Ja”, sagte sie, „und jetzt brauch’ ich dringend was zu trinken.“
Die Party war schon im vollem Gang und Julia überrascht, wie viele Gäste bereits anfingen sich zu betrinken und ihren Spaß hatten. Eines musste man Gitte lassen, sie konnte wirklich gute Partys geben, auf denen meist zu viel getrunken und später viel getanzt wurde. Julia organisierte sich ein Bier aus der Küche und ging damit ins Wohnzimmer, um zu sehen, wer schon alles da war.
Sie sah ihn sofort, und auf eigenartige Weise zog sich ihr Magen zusammen. Er stand relativ allein in einer Ecke, hielt eine Flasche Bier in der Hand, aus der er ab und zu einen Schluck nahm. Sofort sah sie, dass er sich seine Haare kurz geschnitten hatte. Es stand ihm unglaublich gut, er wirkte damit auf einmal seriös. Er trug eine blaue, ziemlich verwaschene Jeans und ein eng anliegendes T-Shirt, das zeigte, wie gut sein Oberköper gebaut war.
Sie versuche ihn sich in einem weißen, gestärkten Kittel vorzustellen und musste augenblicklich an einen dieser schlechten Arztfilme denken. Sicher waren alle seine Sprechstundenhilfen hinter ihm her, sowie ein Großteil seiner Patientinnen, die zu ihm kamen, um sich von ihm verschönert zu lassen. Ob er sich alle Frauen nur noch danach ansah, was er an ihnen verbessern konnte? Bei ihr hätte er sicher viel zu tun, dachte sie und musste wieder an die überschüssige Haut an ihrem Bauch denken, die zwar weniger wurde, aber es war noch weit davon entfernt perfekt zu sein.
Auch er hatte sie sofort gesehen und augenblicklich eine finstere Mine aufgelegt. Was hatte der nur immer für Probleme, dachte Julia und ging auf ihn zu.
„Hallo Till”, sagte sie.
Beim aussprechen seines Namens zog sich ihr Magen erneut zusammen.
„Hallo”, sagte er und erst jetzt bemerkte sie, dass er eine wundervolle Stimme hatte.
„Wie war noch mal dein Name?“, wollte er wissen.
„Julia, ich bin eine Freundin von Gitte und Steffen. Erinnerst du dich? Wir haben uns schon mal beim Laufen getroffen?“
„Ja, so ganz schwach.”
„Und, wie läuft’s mit der Praxis?“
„Danke gut. Ist schwierig am Anfang.“
„Das glaub ich gern. Selbstständig zu sein ist sicher nicht einfach.“
„Nein, sicher nicht”, sagte er.
Sie war enttäuscht, dass er offensichtlich nicht mir ihr reden wollte, denn sie hörte seine Stimme so gern und für sie unverständliche Weise fühlte sie sich von ihm angezogen. Was nicht nur an seinem Äußeren lag. Er sah zwar wirklich richtig gut aus, aber das war es nicht, was ihn so unwiderstehlich für sie machte. Obwohl sie dachte, dass er ein echtes Arschloch sei. Der glaubt auch, nur weil er so schön sei, bräuchte er nicht mit jedem zu reden. Dabei sah er sie mit seinen schönen grünen Augen an und sie glaubte, dort etwas zu finden, wonach sie ewig auf der Suche war.
„Sag mal, redest du nicht gern, oder nerv ich dich grad?“ fragte sie ihn direkt.
„Nein, eigentlich nicht”, brachte er mühsam hervor.
„Was jetzt, das eine oder das andere?“
Sie wusste, dass sie ihn piesackte, aber es machte ihr Spaß, dabei wollte sie sich eigentlich nur mit ihm unterhalten.
„Du nervst nicht.“
„Na dann ist ja gut”, sagte sie, „möchtest du ein Bier? Ich geh grad noch eins holen.“
„Nein danke, später vielleicht”, sagte er und es schien ihr, als ob er gleich zusammenbrechen würde vor Anstrengung, nur um die paar Wörter zu sagen.
„Gut”, sagte sie, schon mehr oder weniger im gehen.
Er sah sie immer noch durchdringend an und ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinunter.
Im weiteren Verlauf des Abends sprach sie kein Wort mehr mit ihm, spürte aber, dass er sie ständig ansah. Ihr war das unangenehm, dabei hatte sie sich schon daran gewöhnt, dass sie inzwischen die Blicke der Männer auf sich zog. Bei Till war es etwas anderes und sie verstand nicht, was es zu bedeuten hatte. Jedes Mal machte ihr Magen merkwürdige Verrenkungen, wenn sich ihre Blicke trafen.
„Sag mal”, fragte Julia in der Nacht irgendwann Steffen, als alle, sie eingeschlossen, schon
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