Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
nur ihr selbst galt. Es tat ihr unglaublich leid, dass sie ihm damit den Sonntag versaute. Aber Robert fühlte sich gut und es machte ihm nichts aus, sich um sie zu kümmern. Ganz im Gegenteil, er tat es richtig gern. Das war ein Stück Normalität für ihn. Er war ihr auf eigenartige Weise sehr nah, ohne dass sie etwas dagegen hätte machen können, da sie ihm hilflos ausgeliefert war.
Robert stellte ihr einen Becher Kaffee hin und für alle Fälle einen Eimer, den er vorsorglich mit etwas Wasser gefüllt hatte. Zu ihrem Glück brauchte sie den Eimer nicht, war ihm aber dankbar für seine Nähe. Er legte sich neben sie und streichelte ihr über den Kopf oder legte ihr einen kalten Waschlappen auf die Stirn. Der Fernseher lief ganz leise, nur ab und zu schaute sie Robert an. Es war schön, in diesem Moment jemanden bei sich zu haben. Dabei dachte sie die ganze Zeit an Till. Wenn sie die Augen schloss, sah sie ihn sofort vor sich stehen.
Robert war klar, dass er an diesem Sonntag keinen Sex mit Julia haben würde. Das machte ihm aber nichts aus. Vielmehr genoss er den Umstand, dass sie auf andere Weise einen Tag gemeinsam verbrachten. Selbst als es Julia am Nachmittag wieder besser ging, dachte keiner der beiden daran mit dem anderen zu schlafen. Unter normalen Umständen hätte Julia ihn auf alle Fälle verführt, aber ihr war nicht danach und das nicht, da sie verkatert gewesen wäre.
Als es ihr soweit gut ging, dass sie das Bett verlassen konnte, meinte sie, sie müsse unbedingt zu Gitte, denn sie hatte ihr versprochen beim aufräumen zu helfen. Gut, meinte Robert, das sei kein Problem, er könnte gern mitkommen. Das wollte Julia nicht, so würde er sehen, dass sie doch in größerer Runde gefeiert hatten. Er ließ sich jedoch nicht davon abbringen und so standen sie zu zweit vor Gittes Wohnungstür.
Gitte sah ebenso mitgenommen aus, wie Julia. Robert fand das alles sehr amüsant und lachte ständig. Er hatte wirklich gute Laune und machte sich sofort daran leere Bierflaschen einzusammeln. Julia hatte immer noch ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber. Robert aber strahlte sie an und sagte, sie könne sich gern hinsetzten, er würde das auch allein schaffen. Gitte und Julia waren ihm auf ewig dankbar für seinen Einsatz.
„Wo ist eigentlich Steffen?“, fragte Julia, nachdem sie ihn nirgends gesehen hatte.
„Der ist mit Till los und holt Brötchen.“
Nicht schon wieder das schlimme Wort, dachte Julia und war sich nicht sicher, welches von den Worten sie eigentlich als schlimm empfand. Als Gitte Tills Namen ausgesprochen hatte, spürte Julia wie sich etwas an ihrem Herzen zu schaffen machte, was sie bis dahin noch nie wahrgenommen hatte und es nicht einordnen konnte, woher das kam und was es bedeuten konnte.
Eine halbe Stunde später kamen Steffen und Till mit frischen Brötchen zurück. Das Wohnzimmer sah mittlerweile wieder wie immer aussah, da Robert fleißig und schnell dabei war es aufzuräumen. Noch immer genoss es Robert, auf andere Art und Weise gebraucht zu werden und obwohl er am Abend zuvor nicht dabei sein durfte, fühlte er sich dazugehörig. Was auch daran lag, das Gitte, als sie ihn kennengelernt hatte, ihn vom ersten Moment als Partner von Julia aufgenommen hatte. Sie sprach es nie aus, aber sie vermittelte ihm diesen Eindruck.
Julia saß wie gelähmt auf Gittes Sofa. Gitte unterhielt sich nett mit Robert, während die zwei in der Küche verschwanden, um dort den Abwasch zu erledigen. Sie lachten sogar, Julia hatte keine Ahnung worüber, freute sich trotzdem, dass Robert und Gitte sich gut verstanden und sie mit ihrem Schicksal auf dem Sofa allein ließen.
Steffen verschwand mit der Brötchentüte in der Küche, während Till ins Wohnzimmer ging. Julia als auch Till starrten sich wie vom Donner gerührt an, als sie sich sahen. Keiner von beiden sagte etwas. Julia spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog und ihr schlecht wurde.
Sie hatte sich sofort, als Till das Zimmer betrat, aufgesetzt und saß nun kerzengerade auf dem Sofa. Till blieb wie angewurzelt in der Türfüllung stehen. Kurz darauf betrat Steffen gefolgt von Robert das Wohnzimmer. Beide hatten Utensilien für das nachmittägliche Frühstück in der Hand. Steffen lachte über etwas, was Robert ihm gesagt hatte. Noch immer lachend, stellte Steffen ein Tablett auf den Tisch. Julia bewegte sich noch immer nicht.
Leicht irritiert sah Steffen sie an, drehte sich dann zu Robert und stellte ihm Till vor, der ebenfalls regungslos
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