Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
ziemlich betrunken waren, „was ist eigentlich mit deinem Freund da hinten los?“
„Was soll mit dem sein?“
„Der ist immer so muffelig.“
Julia bemühte sich nicht zu lallen, sie hatte eindeutig zu viel getrunken, wahrscheinlich hätte sie den Tequila besser weglassen sollen.
„Nö”, sagte Steffen, der ebenfalls zu viel Alkohol im Blut hatte, „der ist doch nicht muffelig. Der ist echt ganz nett. Ist doch mein Freund.“
Dabei hob er eine Hand, winkte Till und deutete ihm damit an, dass er zu ihnen herüber kommen solle. Was der sogar tat.
„Julia meinte”, sagte Steffen, als Till neben ihm zum stehen kam und selbst auch nicht mehr ganz nüchtern zu sein schien, „dass du immer so muffelig bist. Da hab ich gesagt, dass du ein netter Kerl bist, stimmt doch oder?“
Steffen klopfte Till freundschaftlich auf dessen Schulter. Till sah so aus, als würde es ihm nicht gut gehen und er sich äußerst unwohl fühlen.
„Ja klar”, sagte Till, aber Julia glaubte ihm kein Wort.
„Na denn”, Julia hob ihr Bier, „Prost!“
Mit lautem klingen schlugen sie ihre Flaschen aneinander. Julia hatte als Erste ihr Bier geleert und sah Till durchdringend an. Was war nur an ihm, was sie so sehr faszinierte?
„Was ist?“ fragte er, „hast du noch nie einen netten Kerl gesehen, oder was?“
„Doch, doch, reichlich. Aber du scheinst mir gar kein netter Kerl zu sein.“
„Du redest mit meinem besten Freund”, mischte sich Steffen ein.
„Na und? Der muss mir erst beweisen, dass er nett ist. Du kannst ja kaum ein Lächeln über die Lippen bringen.“
Till war alles andere als zum Lächeln zu Mute. Er sah sie grimmig an.
„Siehst du”, sagte sie an Steffen gerichtet, „sieh dir diesen Blick an.“
„Ach das, so guckt der eben manchmal”, Steffen unterbrach sich selbst und schaute über sie hinweg, „entschuldigt mich, da hinten ist Gitte.“
Und schon war er verschwunden. Till als auch Julia war das unangenehm. Julia wollte nur ungern mit ihm allein sein, da ein Gespräch mit Till eher unerfreulich und anstrengend war.
„Was hast du eigentlich für ein Problem?“, lallte sie ihn an.
„Ich habe kein Problem. Wie kommst du darauf?“
„Na glücklich wirkst du nicht gerade.“
„Hab eben viel Stress in letzter Zeit. Und du kannst wohl auch nur Spaß haben, wenn du trinkst oder wie seh’ ich das.“
„Wenn das so ist”, sagte sie zu ihm, „dann geh ich mir mal noch ein Bier holen, damit ich noch viel mehr Spaß hab. Den kann ich in deiner Gegenwart nicht bekommen. Vielleicht trinke ich deshalb so viel.“
Sie drehte sich auf dem Absatz um und ließ ihn einfach stehen. Es war ihr völlig egal, wie unhöflich das war, aber er war es ja auch. Warum also hätte sie freundlicher zu ihm sein sollen?
Tief im Inneren hatte er sie verletzt und sie konnte nicht verstehen, warum das überhaupt möglich war. In ihr kroch ein Gefühl hoch, dass sie nicht einordnen konnte. Sie musste pausenlos an seine Worte denken und vor allem an den Klang seiner Stimme.
14. Kapitel: Erkenntnis
Am nächsten Morgen um kurz vor zehn stand ein gut gelaunter Robert mit frischen Brötchen vor ihrer Tür. Sie hatte den Eindruck, als sei sie gerade erst vor fünf Minuten ins Bett gewankt. Ihr Kopf schmerzte und sie hatte einen schrecklichen Drehschwindel. Nur noch schwach hatte sie eine Erinnerung daran, wie sie überhaupt in ihre Wohnung gekommen war. Der Klang von Tills Stimme vibrierte noch immer in ihr und der Gedanke an ihn löste ein unglaubliches Wohlbehagen aus, gepaart mit dem Wunsch sich zu übergeben.
Vollkommen derangiert ließ sie Robert in ihre Wohnung. Das sie jetzt mit ihm frühstücken sollte, versetzte sie in Panik. Ihr Magen drehte sich schnell in wechselnden Richtungen und sie glaubte, es sei eine viel bessere Idee dessen Inhalt erst herauszubefördern, als ihn zu befüllen. Müde trottete sie vor ihm in die Küche. Robert lachte und fand es geradezu niedlich, wie verkatert sie war.
„Ist wohl spät geworden?“
Julia war zu schwach, um zu antworten und nickte. Völlig am Ende setzte sie sich an den Küchentisch. Robert machte sich daran ihr Kaffee zu kochen. Als er das Wort Brötchen in ihrer Gegenwart aussprach, um von ihr zu hören, was sie essen wollte, glaubte sie, dass sie augenblicklich auf dem Küchentisch zusammenbrechen würde.
„Na gut”, sagte er und griff sie sich, „du gehst jetzt wieder ins Bett, meine Liebe.“
Sie sah ihn mitleidig an, wobei das Mitleid in diesem Fall
Weitere Kostenlose Bücher