Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
beugte sich Till zu ihr und küsste ihre nassen Augen.
Was war das für ein eigenartiges Gefühl, dass in Julia aufstieg? Ein tiefes Brennen in ihrem Bauch, aber ganz anders als das Verlangen nach Sex, dass sie spürte, wenn sie mit Robert zusammen war. Wieder fingen ihre Knie an zu zittern. Dieses Zittern wanderte von dort ihrem gesamten Körper rauf und sogar ihre Hände fingen damit an, was sie noch mehr verlegen werden ließ und weitere Tränen hervorbrachte.
Till nahm ihre Hände in seine, zog diese an seine Brust, beugte sich augenblicklich zu ihr herunter und küsste sie. Seine Küsse waren unglaublich sanft und liebevoll, diesmal allerdings mit etwas mehr Leidenschaft. Er ließ ihre Hände los und umklammerte wieder ihren Körper. Julia glaubte, keine Luft mehr zu bekommen, da ihre Hände zwischen ihm und ihr, in Brusthöhe, eingeklemmt waren. Sie zog sie heraus und umarmte ihn.
Eigentlich wollte sie sich das gar nicht, wusste allerdings nicht so recht, wo sie mit ihnen bleiben sollte. Sie ließ ihre Hände über seinen Rücken gleiten. Es gefiel ihr, was sie spürte. Er sah nicht nur unglaublich muskulös aus, er war es tatsächlich. Und trotzdem war sein Rücken weich, gern hätte sie eine Hand auf seinen Po gelegt, aber das traute sie sich schon gar nicht.
Seine Küsse wurden leidenschaftlicher und sie glaubte, sie würde das Bewusstsein verlieren. Plötzlich spürte sie seine Erregung an ihrem Körper und wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Es erregte sie durchaus, aber sie fühlte sich wie sechzehn und hatte keine Ahnung, was sie hätte tun sollen, als Till aufhörte sie zu küssen und sich von ihr löste.
„Möchtest du das nicht?“, fragte er.
„Doch”, sagte sie leise.
Sie war froh, dass Dunkelheit sie umgab und er nicht sehen konnte, wie sich ihr Teint verändert hatte.
„Ich wollte dich weder bedrängen, noch überfallen.“
Till hatte sich inzwischen komplett von ihr gelöst.
„Nein”, sagte sie zögerlich, denn eigentlich wusste sie nicht, was sie sagen sollte, „es ist schön. Möchtest du mit zu mir kommen?“
Eine unglaubliche Hitze stieg in ihr auf und sie fing an zu schwitzen.
„Bist du sicher, dass du das möchtest?“, fragte Till, der auf einmal selbst verlegen wirkte.
„Wenn du lieb zu mir sein wirst.“
„Selbstverständlich”, er klang fast beleidigt.
„Na, bei dir kann man ja nie wissen. Vielleicht bist du wieder ein anderer, wenn wir bei mir angekommen sind.“
„Ich bin immer ich.“
„Letzte Woche warst du so nett und heute hast du mich tief verletzt. Ich habe dir doch überhaupt nichts getan.“
„Doch, das hast du.“
„Ach ja, was denn?“
Langsam kam ein kleines Stück der selbstbewussten Julia zum Vorschein.
„Du hast mir mein Herz gestohlen.“
Was sollte das denn schon wieder bedeuten? Julia verstand kein Wort. Offensichtlich hatte sie mit all ihren Tränen auch ihr Gehirn entleert.
„Daran kann ich mich nicht erinnern”, sagte sie.
„Doch, schon auf Gittes Party, da hast du es genommen.“
„Auf keinen Fall, da warst du auch schon so eigenartig zu mir.“
„Als ich dich an dem Abend sah, da war es weg, einfach so. Ich kann seitdem an nichts anderes mehr als an dich denken.“
„Und darum warst du eben schon wieder so ätzend zu mir?“
Das alles überstieg ihren Verstand, den sie glaubte, irgendwo auf der Straße verloren zu haben.
„Ich wollte mich nicht darauf einlassen. Dafür habe ich eigentlich keine Zeit. Die Praxis und der ganze Kram wachsen mir grad über den Kopf. Ich dachte, wenn ich dich schlecht behandle, dann wirst du mich hassen und ich kann dich vielleicht vergessen. Aber das Gegenteil ist der Fall.“
„Diese Logik verstehe ich nicht. Du magst mich und doch behandelst du mich wie Dreck?“
„Ich mag dich nicht nur, ich habe mich in dich verliebt.“
Für den Bruchteil einer Sekunde schien ihr Verstand einzusetzen und ihr mitzuteilen, dass sie möglichst schnell das Weite suchen sollte. Im nächsten Augenblick jedoch versetzte sie ihr Körper in eine Art Trance-Zustand. Der Boden unter ihr wurde instabil, sie spürte, wie sie mit den Knöcheln leicht einknickte und sich an der Wand festhalten musste.
„Aber du kennst mich doch gar nicht”, mühsam formte sie Worte.
„Doch. Du bist eine so unglaublich tolle Frau und du bist so wunderschön.“
Unter normalen Umständen, hätte Julia nun angefangen zu lachen und hätte ihn sich selbst überlassen. Nun aber versuchte sie in seinem Gesicht
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