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Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Titel: Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Misselhorn
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sehr weinen, dass ihr die Luft wegblieb und sie sogar stehen bleiben musste. In einer Toreinfahrt hatte sie sich an eine Wand gelehnt und ließ ihre Emotionen hemmungslos heraus.
    Auf der Straße war viel Betrieb. In dieser lauschigen Sommernacht saßen alle Menschen draußen. Ein unglaublicher Klangteppich an Stimmgewirr schwebte über allem. Niemand bemerkte, wie sehr sie von ihren Tränen gebeutelt wurde und kaum atmen konnte. Sie blieb einfach so in der Einfahrt stehen, weinte und schluchzte. Weshalb sie derart weinen musste, konnte sie sich nicht erklären. Er war doch nur so ein dämlicher Idiot, von so einem würde sie sich niemals in die Enge treiben lassen.
    Sie schloss ihre Augen und sah Till vor sich, wie er sie angegiftet hatte. Etwas machte sich an ihrem Herzen zu schaffen. Es schlug nicht mehr im gleichmäßigen Rhythmus. Sie bekam keine Luft mehr und griff sich an ihre Brust. Ganz klar, sie erlag einem Herzinfarkt.
    Nach Sauerstoff schnappend, öffnete sie die Augen und sah auf die Straße, die recht hell beleuchtet schien. Überall auf den Tischen brannten Kerzen und die Laternen taten den Rest, um Helligkeit zu schaffen. Dadurch stand sie im relativem dunkel der Toreinfahrt. Kein Wunder, dass sie kaum jemand sah. Würde sie überhaupt jemand finden, wenn sie jeden Moment sterben würde?
    Sie wischte sich die Tränen mit dem Handrücken von der Wange. ‚Beruhige dich’, mahnte sie sich, ‚das ist nichts Ernstes, alles ist in bester Ordnung, du bist nur ein wenig überarbeitet, die Woche war anstrengend, kein Grund zur Beunruhigung.‘ Sie spürte wie ein neuer Schwall Tränen in ihr hoch krochen und sie versuchte sie im Zaum zu halten, als sie Till an der Toreinfahrt vorbei gehen sah.
    Sie wurde maßlos wütend. Dieses Mal über sich selbst, da sie ihre Tränen nicht zurückhalten konnte. Nicht nur das, sie schluchzte laut. Till blieb abrupt stehen und drehte sich um. Unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück, in der Hoffnung noch mehr in der Dunkelheit zu verschwinden und nicht von ihm gesehen zu werden.
    Till trat langsam auf sie zu. Sehr zögerlich sah er sich um und rief ihren Namen. Sie war überrascht über die Sanftheit seiner Stimme, die eben noch hart und unerbittlich gewesen war. Till streckte eine Hand nach ihr aus, sie wich fast erschrocken zurück. Noch einmal hörte sie ihren Namen. Immer dichter war er an sie herangetreten, dass ihr sein Duft deutlich in die Nase stieg. Einer Ohnmacht nah, hielt sie die Luft an, um sich nicht zu verraten.
    „Es tut mir leid”, sagte er leise und kam noch ein Stück näher an sie heran.
    Eindeutig erlag sie gerade einem Herzinfarkt und war froh, dass wenigsten ein Arzt bei ihr war, der sie wiederbeleben konnte. Er hob eine Hand und Julia wich nochmals zurück, kam allerdings nicht weit. Sie stand bereits in einer Ecke und die Wand, an der sie lehnte, wollte nicht nachgeben.
    Er umfasste ihren Nacken und zog sie ein kleines Stück zu sich, er selbst kam mit seinem Gesicht ganz nah an ihres. Noch bevor sie wusste, was mit ihr passierte, hatte er seine Lippen auf ihren und fing an sie zu küssen. Mit der zweiten Hand zog er sie, ihre Taille umfassend, zu sich heran. Ohne jede Leidenschaft küsste er sie und drückte sie so eng an sich, dass es einer Umklammerung gleich kam.
    Noch nie zuvor wurde sie auf diese Weise geküsst. Auf einmal fingen ihre Knie an zu zittern und sie glaubte, sich nicht länger auf ihren Beinen halten zu können. Ganz leicht gab sie nach, ihr Körpergewicht war zu schwer für ihre Beine. Aber sie fiel nicht. Till umfasste sie derart fest, dass ihr Körper keine Chance hatte sich von ihm zu lösen. Er hatte aufgehört sie zu küssen und vergrub sein Gesicht in ihren kurzen Haaren. Trotz ihrer zwölf Zentimeter Absätze, musste er sich zu ihr herunter beugen. Sie ließ ihn gewähren, blieb selbst aber regungslos.
    Seine Art hatte sie überrumpelt und sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie genoss seine Nähe, und doch hatte sie Angst vor ihm, da sie nicht wusste, ob er wieder bösartig werden würde. Was sollte sie jetzt davon halten? Till löste sich etwas von ihr, ließ sie aber noch nicht los, richtete sich ein wenig auf und sah auf sie herab.
    „Es tut mir wirklich sehr leid”, sagte er, „ich wollte das nicht. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, dir das anzutun.“
    Erneut konnte Julia die Tränen nicht unterdrücken. Verlegen versuchte sie in ihrer Tasche ein Taschentuch zu finden. Noch bevor sie dazu kam,

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