Leben mit Hochsensibilitaet
sie aufgehängt.‘ ‚Nein‘, sag ich dann, ‚da liegt sie doch noch.‘ Ich frage mich, was in seinem Kopf passiert, wenn ich ihn um so etwas bitte. Es scheintmir, dass bei dem Wort Jacke seine Gedanken in alle möglichen Richtungen gehen. Vielleicht sieht er in seiner Vorstellung jemanden auf der Straße mit einer Jacke laufen. Oder er sieht Jacken in der Garderobe hängen. In seinem Kopf passiert wohl viel, aber nichts Konkretes. Ich habe inzwischen gelernt, dass ich ihn erst bitten muss, mich anzuschauen und sich zu konzentrieren, und dann sage ich ihm ganz klar, was ich möchte. Ich denke dann: ‚Komm doch mal eben aus deinem Kosmos zurück ins Hier und Jetzt.‘ “
Abschließend: Vor allem, wenn du selbst hochsensibel bist, wird es dir nützen, die Bedürfnisse für Regelmäßigkeit, Ruhe und Abgrenzung zu berücksichtigen. Kindern Grenzen zu setzen, bedeutet vor allem, die eigenen Grenzen kennen und schätzen zu lernen. Diana Koornstra, Heilpraktikerin, sagt dazu treffend: „Grenzen setzt man für sich selbst. Eigentlich legst du nicht so sehr die Grenzen für das Kind fest, sondern für dich selbst, wenn du sagst: ‚Das finde ich noch akzeptabel, aber das nicht.‘ Grenzen zu setzen, gibt dem Kind Sicherheit. Es weiß besser, woran es ist.“ 32 Eine Mutter beschreibt es mir so: „Ich respektiere die Kinder, aber ich will selbst auch respektiert werden. Ich akzeptiere ihre Andersartigkeit, aber ich mache schon klar, wo für mich die Grenzen liegen, und die Kinder wissen genau, wenn ich etwas wirklich meine. Dann akzeptieren sie es auch.“ 33
Als hochsensibles Elternteil, aber auch als hochsensible Lehrkraft (!) können deine Grenzen erheblich auf die Probe gestellt werden. Ein hochsensibler Mensch gelangt einfach schneller an seine Grenzen als ein weniger sensibler Mensch. Hiermit umzugehen, kann knifflig werden. Es kann schnell passieren, dass die Unruhe der Kinder und die ununterbrochene Aufmerksamkeit, die sie von dir fordern, dir zu viel werden. Darum ist es so wichtig, dass du deine eigenen Grenzen zu respektieren weißt. Das ist nicht immer einfach, aber es ist ein Muss für alle hochsensiblen Eltern oder Lehrkräfte. Caroline, eine hochsensible Mutter, sagt dazu: „Was ich schon schwierig finde, ist, dass ständig etwas von mir gefordert wird; ständig wird um mich herum gequasselt und gewuselt, während ichdoch so ein Bedürfnis an Ruhe und Harmonie habe. Von der ganzen Unruhe im Haus bin ich schnell überreizt, müde und genervt. Das ist manchmal schwierig zu handhaben. Mein Kind ist sehr extravertiert. Ich hingegen bin introvertiert. Es redet also den ganzen Tag und sucht meine Reaktionen darauf. Ich finde es noch immer schwierig, damit umzugehen. Ich muss lernen, meine eigenen Grenzen zu respektieren und sie meinem Kind deutlich zu machen. Das ist eine ziemliche Aufgabe. Einen ganzen Tag alleine mit meinem Kind zu verbringen, zum Beispiel in den Ferien, wird mir zu viel. Das ist nicht der Hauptgrund, aber wohl einer der Gründe, warum ich nicht mehr als ein Kind bekommen habe. Wie schwierig ich es auch noch immer finde, dass ich nicht mehr Kinder habe … mehr Kinder hätte ich absolut nicht verkraftet.“
5.4.6 Inspiration im Schulunterricht
Geist, Körper und Seele sind gleich wichtig für die Entwicklung eines Kindes. Schulen sind sehr gut darin, Lehrmethoden für die Entwicklung des Verstandes anzubieten. Sie fügen dann noch ein paar Stunden Sport hinzu und glauben, dass ein Kind, wenn es zwölf, dreizehn Jahre lang derartigen Schulunterricht genossen hat, auf die Zukunft vorbereitet sei. Für manche Schüler mag das stimmen – doch die meisten sind so keineswegs gut vorbereitet.
Nach wissenschaftlicher Beobachtung kommt die emotionale Entwicklung der heutigen Generationen zunehmend zu kurz. Das sind beunruhigende Ergebnisse. Reaktionen von Kindern sind auch immer häufiger – automatisch – feindselig. Die Instabilität und emotionale Entartung der Jugend zeigt sich in zunehmender Kriminalität, im häufigen Vorkommen von Depressionen, Bulimie, Magersucht, Drogen- und Alkoholproblemen und sogar Selbstmord. Diese Probleme hängen größtenteils mit mangelhafter emotionaler Stabilität in der kindlichen Lebenswelt zusammen. Viele Kinder verwahrlosen gefühlsmäßig regelrecht. Es ist auffallend, wie viele Kinder Intoleranz als Lebensstil gewählt haben. Es scheint, als müssten sie alle anderen abwerten, um sich selbst Wertigkeit zu verleihen.Unter Kindern kann Respekt manchmal
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