Leben mit Hochsensibilitaet
dämpfende Mittel, sogenannte Beruhigungsmittel handelt, wie Librium, Valium oder Tafil (Wirkstoff Alprazolam). Diese Medikamente wirken im Handumdrehen. Sei dir aber dessen bewusst, dass sie auf Dauer süchtig machen. Obwohl sie tatsächlich beruhigend wirken, stellt sich die Frage, ob nicht ein Spaziergang an der frischen Luft, ein warmes Bad, eine Massage oder etwas Ähnliches genauso gut wirkt. Es gibt zudem gute natürliche Beruhigungsmittel wie Kamille, Lavendel und Passionsfrucht.
Eine andere Gruppe von Medikamenten, die manchmal bei mit Hochsensibilität verbundenen Beschwerden verschrieben werden, sind Antidepressiva. Auch diese können in einer Krisensituation eine Lösung bieten und Leben retten. Eine Depression ist, technisch ausgedrückt, ein Mangel bestimmter Neurotransmitter im Gehirn. Möglicherweise haben Hochsensible besonders viele Neurotransmitter-Rezeptoren, wodurch häufiger ein derartiger Mangel auftritt. Antidepressiva stellen das Gleichgewicht zwischen Neurotransmittern und Rezeptoren wieder her. Wie das genau funktioniert, weiß man allerdings nicht. Bei diesen Medikamenten dauert es etwa zwei Wochen, bevor sich ein Effekt zeigt. Ob du sie nach einer Krise weiter nutzt, hängt von deinen persönlichen Wünschen und deiner Situation ab. Gute Therapie und Anpassung deiner Lebensumstände werden wahrscheinlich ausreichend Hilfe bieten, solange du nur deiner Hochsensibilität einen Platz in deinem Leben gibst.
6.9.1 Serotonin
Man hört inzwischen viel über Serotonin. Serotonin ist ein spezieller Neurotransmitter, der beispielsweise im Medikament Fluctin (Wirkstoff Fluoxetin, Handelsname in den USA: Prozac) enthalten ist. Wie dieses Medikament genau wirkt, ist noch immer unbekannt. Aron vermutet, dass viele Patienten in den Vereinigten Staaten, denen Prozac verschrieben wird, eigentlich nur Hochsensible sind, dieaufgrund starker Überreizung einen Mangel an Serotonin haben. In Europa wird es wahrscheinlich genauso sein. Prozac/Fluctin hat auch Wirkungen auf andere Persönlichkeitseigenschaften, zum Beispiel auf Zwangsverhalten, auf einen Mangel an Selbstvertrauen und auf Empfänglichkeit für (Selbst-)Kritik. Berechtigterweise fragt sich Aron, was wohl die Ursache solcher Probleme sei: Wird jemand depressiv durch chronische Überreizung, entstanden durch ein gefühlloses Umfeld, durch Stress oder Traumata in der Jugend? Oder wird Hochsensibilität selbst als Krankheit angesehen und durch Medikamente unterdrückt?
Inzwischen gibt es in Europa Stimmen, die dafür plädieren, Serotonin einzusetzen, um Symptome, die durch Hochsensibilität entstehen, zu bekämpfen. Das gibt einem zu denken. Ist es sinnvoll, einer ganzen Gruppe von Menschen, die in einer stresserzeugenden Gesellschaft nicht mithalten können, durch Medikamente zu helfen? Ja und nein. Es gibt natürlich viele Gründe, skeptisch gegenüber den Entwicklungen der Pharmaindustrie zu sein. Weil die eigentliche Ursache und die Bedeutung von Hochsensibilität (noch) nicht bekannt ist – wir wissen nur, dass irgendwo im biochemischen Prozess zwischen Sinnesorganen und Bewusstwerdung etwas anders verläuft – ist es schwierig, zu entscheiden, ob Hochsensibilität an sich behandelt werden sollte. Dennoch werden die meisten Hochsensiblen auf Dauer die positiven Aspekte ihrer Eigenschaft höher schätzen als die negativen.
Deine Hochsensibilität mag dir gegenwärtig noch vorkommen wie eine äußerst schwierige Aufgabe. Doch in Zukunft wird sie zu deiner Gabe.
6.10 Zusammenfassung und Tipps
Suche Ausgleich in deinem Alltagsleben. Zum Beispiel: indem du zusätzliche Ruhepausen nimmst, wenn du eine Zeit lang sehr aktiv gewesen bist; indem du allein bist, wenn du eine Zeit lang mit vielen anderen zusammen gewesen bist; indem du mit anderen zusammenkommst, wenn du zu viel allein gewesen bist. Bewege dich, wenn du eine Zeit lang still gesessen hast. Beschäftige dich künstlerisch kreativ, wenn du eine Zeit lang nur alltagspraktisch tätig warst.
Finde Methoden, um besser geerdet zu werden: Arbeite im Garten; mache Bodenübungen; stelle dir etwas vor wie zum Beispiel eine Schnur, die dich mit der Erde verbindet. Ernähre dich gut. Lese die Tipps in den anderen Kapiteln.
Erlerne Strategien, um dich besser abzugrenzen; sei dir deiner Haut als Grenze bewusst. Dusche bewusst und nutzte eine pflegende Bodylotion; lasse dich ab und zu massieren; nimm an geleiteten Meditationen teil, die dir deinen Energiekörper bewusst machen; lerne zu fühlen,
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