Leben mit Hochsensibilitaet
unruhig, angespannt oder griesgrämig machen, können wir lernen, vorbereitet zu sein. Ich kann nicht im Detail schildern, was dann in dir abläuft. In dieser Hinsicht sind wir zu verschieden. Entscheidend ist, zu lernen, die Stresssignale im eigenen Körper zu entdecken. Bereits durch das Erleben der eigenen Einzigartigkeit und durch das aufmerksame Hören auf den eigenen Körper und die eigenen Gefühle kann es gelingen, ein gesundes Gleichgewicht zwischen einem „zu viel“ und einem „zu wenig“ an Reizen zu finden.
2.5 Erdung
Wir haben Rose bereits im letzten Kapitel kennengelernt. Vor einigen Monaten entdeckte sie den Begriff der Hochsensibilität. Davor hatte sie sich selbst als weltfremd und schüchtern angesehen. Schwierigkeiten machten ihr vor allem die Energien in der Kommunikation mit anderen. Seit ihrer Kindheit fühlte sie besonders stark, was andere ausstrahlten. Vor allem die negativen Strukturen innerhalb ihrer Familie lähmten sie. Sie arbeitete als Sekretärin und irgendwann konnte sie diese Arbeit nicht mehr ertragen. Die tiefe Depression, die anschließend folgte, zeigte ihr, dass sie mehr brauchte als das arbeitsreiche Leben, das sie bisher geführt hatte. In der Zeit, in der sie als arbeitsunfähig eingestuft war, entschloss sie sich, aktiv nach Lösungen für sich selbst zu suchen. Als ein anthroposophisch ausgerichtetes Zentrum für Kreative Therapie einen Tag der offenen Tür veranstaltete, besuchte sie diesen und erkannte:
So etwas brauche ich!
Glücklicherweise hörte sie auf ihr Gefühl. Sie gab ihrem Bedürfnis nach, obwohl sie es nicht wirklich verstand.
Sie meldete sich an und geht seit kurzem zu den wöchentlichen Zusammenkünften. Die Gruppe – es sind 36 Teilnehmer – kostet sie zwar viel Energie und sie muss dagegen ankämpfen, sich nicht völlig abzuschließen. Doch sie merkt: Die kreative Beschäftigung ist eine enorme Stimulation, um besser in Kontakt zum Körper und zu unterdrückten Gefühlen zu kommen. „Am liebsten beschäftige ich mich mit Modellieren und Bildhauerei. Je widerspenstiger das Material, desto besser komme ich in meine Kraft. Als bräuchte ich einen Gegenpart für meinen inneren verhärteten Panzer. Wenn ich mit Ton arbeite, gehe ich ganz in der Aktivität auf und gebe meine Spannung ins Material ab. Die Energien der anderen stören mich viel weniger. Es ist fast so, als würden diese im Ton verschwinden. Ganz im Gegensatz zum Malen. Beim Malen fühle ich mehr von meiner Umgebung, zum Beispiel, dass die Frau, die neben mir malt, eine negative Lebenseinstellung hat.“
Ton, Stein, Holz – das sind Materialien, die die Energie der Erde in sich tragen. Sie geben Halt und bringen denjenigen, der mit ihnen arbeitet, zurück zur Basis, zum Grund unter seinen Füßen, zur Ruhe im eigenen Dasein. Ebenso wie bei Garten- oder Feldarbeit hat man buchstäblich mit der Kraft der Erde zu tun. Sensiblen Menschen bringt gute Erdung nach meiner Erfahrung große Vorteile.
Sich erden: Was für eine Kraft ist das und was macht sie mit uns? Die Erde kennen wir; wir leben auf ihr, sind mit ihr durch die Schwerkraft verbunden und haben diesen Namen unserem Planeten gegeben.
In den meisten Naturreligionen wird die Erde als
das
fruchtbare Element schlechthin angesehen. Dank ihrer Empfänglichkeit bringt die Erde Leben hervor. Totes nimmt sie auf und transformiert es in neues Leben. „Erden“ ist das Tätigkeitswort zu Erde und wird gebraucht im Sinne von: „die eigene Wesensart oder die Wesensart einer Sache mit der Erde in Übereinstimmung bringen“. Im Zusammenhang mit Elektrizität bedeutet es: „leitend mit der Erde verbunden sein“. Geerdet zu sein bedeutet auch: „irgendwo angenehm und seinem Wunsch entsprechend zu wohnen“. Von Erde kommt das Wort „irdisch“. In der Bibel ist von „irdenen Gefäßen“ die Rede, womit der menschliche Körper gemeint ist. Derartige Bezeichnungen deuten auf die Verbindung, die zwischen Mensch und Erde besteht. Das Wort „erden“ wird vielfach im Zusammenhang mit dem menschlichen Körper gebraucht oder auch im Zusammenhang mit dem Ort, an dem man wohnt.
Das Erden kann man erfahren, indem man kräftig mit den Füßen auf den Grund stampft. Es ist eine Kraft, die einen zum eigenen Körper und ins Hier und Jetzt bringt. Das Erden wird assoziiert mit Überleben, Körperlichkeit, Sexualität und dem mütterlichen lebensspendenden Aspekt. Und vor allem hängt das Erden mit dem Recht, hier zu sein, mit Stabilität und Festigkeit
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