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Leben mit Hochsensibilitaet

Leben mit Hochsensibilitaet

Titel: Leben mit Hochsensibilitaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marletta-Hart Susan
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öffnete sich mir eine neue Welt. Ich sackte buchstäblich in meinen Körper hinein. Ich bekam ein richtiges Buddhabäuchlein mit einem Reservevorrat an Energie. Meine Welt wurde auch ein Stück konkreter, irdischer. Mein Leben wurde passender, einfacher und mehr von Humor erfüllt. Meine Erlebnisse wurden stiller und ruhiger. Ich wurde milder, freundlicher und offener. Und das Verwunderliche war: Fast alles vollzog sich wie von selbst.
    Abschließend: Wie kann man sich erden, um besser ins Gleichgewicht zu kommen? Wenn man nicht gut geerdet ist, entwickelt man das leider auch nicht von heute auf morgen. Erden ist ein Prozess. Erden ist eine Technik, an der man jeden Tag arbeiten kann. Man lernt es am ehesten, indem man am eigenen Körper ansetzt. Indem man seinen Körper (neben dem Geist) wichtig nimmt, indem man ihn versorgt, wie man ein Baby versorgt, entwickelt man einebessere Beziehung zu sich selbst. Am Ende dieses Kapitels findest du Übungen, die dir helfen, dich besser zu erden und im Körper zu gründen. Lies sie und übe!
2.6 Marleens Fähigkeit, zu „wissen“
    Da ein sensibler Mensch besonders offen ist für alle Eindrücke, ist es für ihn wichtig, sich stark in sich selbst zu verankern. Geerdet zu sein ist auch eine Art und Weise, intuitiver mit sich selbst umzugehen. Wenn man geerdet ist, bekommt man leichter Kontakt zu seiner Intuition. Man fühlt eher, was gut für einen und für den eigenen Körper ist. Sobald man seine Verankerung loslässt, verliert man auch diese Fähigkeit des präzisen Einfühlens. Man stellt sich unmittelbar um auf seine rationalen Fähigkeiten. Doch die Ratio hat oft andere Beweggründe – beispielsweise Beweggründe, die darauf aus sind, sich den Normen anderer anzupassen und sich selbst zu ignorieren oder herabzusetzen.
    Ich traf Marleen an einem Freitagnachmittag. Es war ein warmer Spätsommertag und wir hatten uns in einem ruhigen Café verabredet. Zur verabredeten Zeit war sie noch nicht da. Ich fand es nicht schlimm, noch etwas Zeit für mich zu haben, bevor das Interview begann. Nachdem ich etwas gelesen hatte, schaute ich von meinen Aufzeichnungen auf und erkannte sie durch das Fenster an ihrem hastigen Schritt. Sie stellte sich vor und entschuldigte sich für die Verspätung. Sie habe das Gefühl gehabt, dass es ihr heute noch kalt werden würde, und deshalb sei sie wieder nach Hause zurückgelaufen, um sich noch einen Pullover zu holen.
    Das Interview dauerte länger als eine Stunde. Abwechselnd lebhaft und besinnlich sprach sie offenherzig über ihr Ringen mit ihrer Hochsensibilität. Viele Themenbereiche kamen dabei zur Sprache. Ich fragte, welche Methode sie entwickelt habe, um im Gleichgewicht zu bleiben. Ich erklärte, was ich unter Gleichgewicht verstand, nämlich einerseits zu vermeiden, überreizt zu werden, und andererseits sich nicht abzuwenden von der eigenen Lebenslust undLebensenergie. Ich sah in ihr eine sprühende junge Frau. Sie musste ein bisschen nachdenken und ich ließ sie gewähren. „Wissen“, sagte sie nach einer Pause, „ich nenne es Wissen, aber man könnte es auch als Intuition bezeichnen. Schon lange bin ich mir bewusst, das es neben Denken, Fühlen und Handeln noch eine vierte Kraft gibt. Ab einem bestimmten Zeitpunkt habe ich versucht, diese Kraft für mich selbst zu verstehen. Ich kann sie immer noch am besten beschreiben mit dem Tätigkeitswort ‚Wissen‘. Es ist eine Art Stimme in mir, die allerdings nicht spricht und doch ganz klar ist, und die mich in bestimmten Situationen führt. Ich habe mich manchmal gefragt, ob es dasselbe ist wie Glauben. Ich bin nämlich nicht religiös aufgewachsen und praktiziere auch keine Religion. Doch dann stellte sich mir das Problem: Warum heißt Glauben denn ‚Glauben‘ und nicht ‚Wissen‘? Mein Wissen ist nämlich gerade so sicher, so unumstößlich, und das empfinde ich als Kennzeichen dieser Kraft.“
    Ich bat sie, den Zusammenhang zu erklären zwischen ihrem „Wissen“ und dem Finden von Entspannung und Gleichgewicht. Daraufhin kam sie mit der Geschichte des Pullovers. Sie hatte vorausgefühlt, ihr würde kalt werden, und deshalb hatte sie vorgesorgt. „Früher“, sagte sie, „bemerkte ich so etwas gar nicht. Irgendwann spürte ich dann plötzlich, dass mir durch und durch kalt war. Ich fühlte mich dann ganz elend, begriff aber den Zusammenhang mit meinem durchgefrorenem Körper nicht. Als ich begann, den Zusammenhang zu sehen, war ich schon ein Stückchen weiter, doch ich

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