Leben mit Hochsensibilitaet
berücksichtigte den Zusammenhang noch nicht. Ich ging oft viel zu leicht bekleidet los und erkältete mich häufig. Eine Form von Überreizung, die mich persönlich sehr ablenkt. Ich ging auch ebenso oft weg, ohne gegessen zu haben. Obwohl ich Hunger nicht gut aushalten kann.
Mit der Zeit entwickelte ich meine Intuition, dieses Wissen, und begann immer besser zu fühlen, was mein Körper braucht. Ich lernte, mir selbst zuzuhören, den Signalen, die subtil anwesend sind und die einem eigentlich genau mitteilen, was man braucht. Je mehr ich in meine Mitte kam, desto eher bemerkte ich kleine Nuancen,wodurch man sich das Leben ein bisschen angenehmer machen kann. Ich fing an, zu erkennen, was ich in einer bestimmten Situation brauchte, und gab dabei nicht mehr stets anderen den Vorrang. Das war ein ziemlicher Schritt. Es schien, als würde der Kontakt zwischen meinem Körper und meinem Handeln stetig zunehmen. Ab und zu schaue ich zurück und denke, mein Gott, wie habe ich das früher nur ausgehalten?“
Es dauert manchmal Jahre, bis man sich genau auf die eigenen Bedürfnisse eingestellt hat. Marleen lernte, ihr Vorausgespür zu beachten. Ihr „Wissen“ half ihr, Situationen zu begreifen, und sie setzte es auf ganz praktischem Niveau um. Wie heute: Die Sonne schien, es war besonders warm, und doch hatte sie das Gefühl gehabt, sich gegen Kälte schützen zu müssen. Nach dem Interview, worin wir beide völlig aufgegangen waren, schauten wir nach draußen. Der Himmel hatte sich unerwartet bewölkt, und es sah nach Regen aus. Wind war aufgekommen und zerrte an den Blättern der Bäume, die vor dem Café standen. Der Ober holte Tische und Stühle von der Terrasse. Jeden Moment konnte es anfangen zu regnen. Diese Wetteränderung war wie ein Augenzwinkern für mich – ein deutliches.
Häufig wissen wir mehr, als wir uns zugestehen. Aufgrund verschiedener früherer Erfahrungen haben wir den Kontakt zu diesem „Wissen“ verloren. Wir lauschen, spähen und spüren nicht mehr so gut. Hochsensible sind häufig gut darin, sozial erwünschtes Verhalten zu zeigen. Dafür haben sie die Intuition oft zurückgesetzt. Erkennst du das? Vielleicht findest du, dass die Person, neben der dir ein Platz am Tisch zugewiesen wurde, eine fürchterliche Nervensäge ist, aber du hast gelernt, dennoch freundlich und interessiert zu tun. Eigentlich weißt du, dass du Kaffee nicht verträgst, aber du bist zu höflich, um „nein, danke“ zu sagen.
Wir wissen auch, dass Menschen, die stark intuitiv handeln, im Leben oft recht erfolgreich sind. Es wäre also gut, diese Fähigkeit wieder zu aktivieren. Das ist durch Ruhe und Kontemplation möglich – und geht es gerade dann am besten, wenn man es am wenigsten will. Aus Erfahrung und aus Untersuchungen wissen wir: UnserUnterbewusstsein arbeitet dann optimal, wenn es in Ruhe gelassen wird. Wenn man sich anstrengt und versucht, die Situation zu kontrollieren, verliert man tatsächlich die Fähigkeit, klare Einsichten zu gewinnen. Druck (von innen oder von außen) stört unser Selbstregelungssystem, unsere Intuition. Deshalb sind Entspannung, Ruhe und Kontemplation für jeden Menschen essentiell notwendig – besonders jedoch für Hochsensible.
2.7 Entspannung und Ruhe
Entspannung, Loslassen und Ruhe sind für jeden Menschen und besonders für Hochsensible wichtig, um intuitiv empfänglich zu bleiben. Wie deutlich wurde, tun Hochsensible gut daran, Möglichkeiten zu entwickeln, um sich schwierige Situationen zu erleichtern und unnötige Spannungen zu vermeiden. Das gelingt, wenn man die Erdung für sich entdeckt. Wenn du es als Hochsensibler schaffst, gut geerdet zu sein, bist du wie von selbst entspannt und ruhig. Ein guter Ausgleich zwischen Anspannung und Entspannung hilft dir, mit unerwarteten Situationen (die man nie völlig ausschalten kann) fertig zu werden. Du fühlst dich wahrscheinlich besser abgegrenzt, und gleichzeitig kannst du doch offen für andere sein.
Entspannung kann für jeden Menschen anders aussehen. Weniger sensible Menschen können sich vielleicht bei einem Action-Film entspannen, oder sie suchen Entspannung, indem sie sich sportlich total verausgaben, oder in der Herausforderung abenteuerlicher Reisen. Die meisten Hochsensiblen entspannen sich eher, wenn sie während des Tagesablaufs Zeit für sich selbst freimachen, um sich zurückzuziehen, die Nerven zu beruhigen, sich besinnen zu können, Erfahrungen und Eindrücke sich setzen zu lassen. Ein wohltuendes Bad, ein
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