Leben mit Hochsensibilitaet
Mittagsschläfchen, einen Spaziergang in der Natur oder ein Gespräch mit einer lieben und integren Person schätzt ein Hochsensibler oft höher als das aufregende abendliche Ausgehen.
Man könnte nun den Eindruck gewinnen, Hochsensible seien recht langweilige Zeitgenossen. Doch das ist nicht der Fall. Wer Zeit und Aufmerksamkeit aufbringt, um in die Gedankenwelt eines hochsensiblenMenschen vorzudringen, wird entdecken, dass sich hinter einer möglicherweise vorhandenen Fassade von Schüchternheit oder Eintönigkeit häufig sehr kreative, interessante Persönlichkeiten verbergen. Übrigens ist ein Teil der Hochsensiblen gar nicht so ruhig, eintönig und zurückgezogen, sondern im Gegenteil ausgesprochen lebendig und stürmisch. Unter den Hochsensiblen gibt es sowohl Extravertierte als auch Introvertierte, wobei Letztere den größten Teil der Gruppe bilden. Doch es kann gut sein, dass du zu Ersteren gehörst.
Sei auf jeden Fall nicht so kritisch mit dir selbst! Vertraue darauf, dass deine wirkliche Persönlichkeit stets interessanter ist als das, was du vielleicht darzustellen versuchst. Erfährst du Verständnislosigkeit oder abweisende Reaktionen, dann bedenke, dass diese in der Regel nichts mit dir persönlich zu tun haben. Dein Gegenüber war vielleicht zu unruhig, um wirklich offen für dich zu sein. Und warum sollte jeder dieselben Interessen haben? Die Welt wäre langweilig und würde insgesamt nicht funktionieren, wären alle gleich. Gerade die Unterschiede bewirken, dass die Welt sich weiter entwickelt. Was wir letztendlich kultivieren sollten, ist Respekt für das gegenseitige „Anders-Sein“.
2.8 Grenzen setzen
Ein Aspekt, der mit der Notwendigkeit des Erdens eng verbunden ist, ist die Notwendigkeit, eigene Grenzen zu setzen. Das erwähnte ich bereits. Während der alltäglichen Geschäftigkeit fällt es allerdings nicht immer leicht, sich abzuschirmen und das Setzen der Grenzen, die man als Hochsensibler so dringend benötigt, nicht zu vergessen. Verpflichtungen und Herausforderungen scheinen es manchmal doch besonders stark auf einen abgesehen zu haben. Es ist auch nicht schön, bei jeder Sache ständig bedenken zu müssen: Schaffe ich das überhaupt noch? Habe ich noch genug Energie? Will ich das so? Wäre es nicht besser, wenn ich nun allein wäre?
Logisch, dass man sich zu manchen Zeiten als lästigen Quengler empfindet. Warum muss man so vorsichtig sein? Und warum scheinen andere so viel mehr in derselben Zeit zu bewältigen? Man selbst benötigt für alles doppelt so viel Zeit, nur weil man nach einem anstrengenden Ereignis erst mal zur Ruhe kommen muss, um sich wieder aufzuladen. Während andere noch ausgelassen feiern, sehnt man sich nach dem Moment, in dem man wieder allein ist. Was ist da von Partnern zu halten, die zu einem ziehen wollen? Wenn man zusammenwohnt, wird man sich, geht es um Abgrenzung, vermutlich einige Gefechte liefern. Zusammensein ist herrlich, doch für einen Hochsensiblen auch eine ziemlich energiezehrende Aufgabe – besonders, wenn man in einer quirligen Familie lebt. Zeit für sich selbst wird dann wieder ein Thema. Auf einmal stört man sich an der Anwesenheit (und Unordnung) des Partners, an dem ganzen Trubel, und verlangt nach ruhigen Abenden ohne den anderen. Gleichzeitig mag man doch die Menschen, mit denen man zusammenlebt? Warum kann man dann die Nähe so schlecht ertragen? Da liegt sogleich das Gefühl auf der Lauer, sich selbst als zimperlich oder minderwertig zu empfinden.
Wenn du weniger aushalten kannst als die unternehmungslustigen sorglosen Menschen um dich herum, bist du vielleicht ärgerlich oder frustriert. Vielleicht bist du neidisch auf die, die alles so selbstverständlich angehen und bei denen alles wie am Schnürchen läuft. Auch du steckst wahrscheinlich voll Ehrgeiz, Plänen und Träumen, doch es fehlt dir gewöhnlich an Energie, dem Ausdruck zu verleihen. Oder du hast dich ganz und gar und ohne Vorbehalt in eine Sache gestürzt und bist darin untergegangen; es hat dich so aufgeregt und mitgenommen, dass du schließlich mit einem Fehlschlag statt mit Resultaten dasitzt. Vielleicht bist du depressiv geworden. Oder du bist tatsächlich beim Burn-out angelangt. Kurz, manchmal hat die Hochsensibilität in deinen Augen nur Nachteile. Gibt es denn keinen anderen Weg, fragst du dich vielleicht verzweifelt. Eine Pille? Einen Schalter im Gehirn, den man einfach umlegen könnte?
Die Antwort ist: Nein. Der einzige Weg ist, zu lernen, deine Bedürfnisse
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