Leben mit Hochsensibilitaet
gut zu interpretieren und zu respektieren. Das bedeutet, für dich da zu sein, Raum und Zeit für dich selbst zu schaffen. Das, was du nötig hast, so wichtig zu finden, dass du es an die erste Stelle setzt. Auch wenn das gegen die Erwartungen und Wünsche deiner Umgebung geht. Manchmal bedeutet das, deiner Müdigkeit nachzugeben, deinem Drang, auf der Stelle zu treten nachzugeben, deinem Bedürfnis zu sinnieren und zu träumen nachzugeben. Das Gute ist, du wirst zunehmend merken, dass du dich nicht mehr so bewusst abgrenzen musst. Denn indem du wirklich Raum und Zeit für dich schaffst, wirst du automatisch abgegrenzter und konzentrierter, wodurch sich weniger Dilemmas ergeben.
Du wirst höchstwahrscheinlich zu gewissen Zeiten immer wieder bewusst über deine Grenzen wachen müssen. Und es ist fast unvermeidlich, dass du sie so ab und zu übertrittst. Trotzdem wird es eine immer selbstverständlichere Handlung deinerseits werden. Der Prozess, den Aron „pause-to-check“ nennt und den ich im ersten Kapitel als „Innehalten und Prüfen“ erklärt habe, ist für dich von grundlegender Wichtigkeit. Er ist ein Aspekt deines sensiblen Charakters und hilft dir, deine Grenzen zu bewachen. Du bist mit der Tendenz zum „Innehalten und Prüfen“ geboren, sie definiert deine Kraft und ist dadurch der wichtigste Mechanismus, der dich in deinem Zentrum hält. Voraussetzung ist, dass du dich in erster Linie hundertprozentig auf deine Bedürfnisse einlässt, wie absurd oder schwierig sie auch scheinen mögen. Wenn das bedeutet, dass du vielleicht ein Jahr lang zu Hause sitzen musst, dann ist das die Konsequenz, mit der du lernen musst zu leben. Rose erkannte dies und nahm sich die Zeit für sich selbst. Andere Hochsensible berichteten mir ebenfalls, dass sie nun endlich wagen, für sich selbst zu wählen, gleichgültig, was die Konsequenzen sind. Musst du eine Beziehung dafür opfern? Auch das kann vorkommen. Vielleicht bedeutet es für dich, nie wieder eine Vollzeitstelle anzunehmen. Du wirst Zugeständnisse machen müssen – doch ich versichere dir, du erhältst dafür genügend zurück.
Zusätzlich gibt es Techniken, um zu lernen, sich besser abzugrenzen. Es hilft, sich mit dem eigenen Körper und buchstäblich der eigenen Haut zu beschäftigen. Nimm bewusst ein Bad, und nimm dir auch Zeit, dich einzuölen. Achte auf jedes Stückchen deiner Haut, vergiss nicht das Gesicht, deine Ohrläppchen und die Zehen. Lerne zu entdecken, mit welchen Teilen deines Körpers du mehr und mit welchen du weniger Kontakt hast. Das kann dir Einsichten geben in die (emotionalen) Teile deiner selbst, die du vernachlässigt hast. Zieh dich ab und zu zurück. Nutze Ohrstöpsel oder suche auf andere Weise die Stille. Schätze diese Momente und sei dir bewusst, dass sie dich nähren. Stelle dir vor, dich umgibt eine unsichtbare Hülle, die dich von der Umgebung abschirmt. Du kannst dir auch eine Pyramide um dich herum denken – oder bewusst mit deiner Aura beschäftigt sein.
Reise getrost erster Klasse im Zug. Es kostet vielleicht etwas mehr, doch du bekommst dafür Ruhemomente zurück. Bleibe aktiv dabei, dein System immer wieder abzustimmen. Will ich dies hier? Will ich das dort lieber nicht? Gehe Menschen, die dich auslaugen oder die du auf andere Weise schlecht vertragen kannst, lieber aus dem Weg. (Das besprechen wir noch im nächsten Kapitel.) Lade dir nicht zu viel auf und gönne dir von Zeit zu Zeit eine Pause. Halte ein Mittagsschläfchen und mache alles in deinem eigenen Tempo. Mögen andere sich doch aufregen! Lerne, nein zu sagen. Pieter Langelijk hat in seinem Buch
Sensibilität, wie gehe ich damit um
14 weitere Techniken beschrieben, die dir helfen können, dich zu schützen. Am Schluss dieses Kapitels findest du entsprechende Tipps und Übungen.
Trainiere dich darin, Energien wahrzunehmen. Unbemerkt wirst du in Situationen durch Energien von Menschen und Gegenständen beeinflusst. Räume haben bestimmte Stimmungen und übertragen diese auf dich. Genauso wie Menschen. Wenn du die Energie, die an einem bestimmten Ort anwesend ist, mit Worten beschreibst, merkst du rechtzeitig, ob sie zu dir passt. Du als Hochsensibler fühlst die Energie wahrscheinlich recht gut, du hast nur nicht gelernt, daraufzu achten. Dein Problem besteht auf dem Gebiet von „Etwas-darausmachen“. Du bist wahrscheinlich von klein auf darauf trainiert, dich deiner Umgebung anzupassen, und hast diese intuitive Energiewahrnehmung unterdrückt. Sobald du dich
Weitere Kostenlose Bücher