Leben mit Hochsensibilitaet
kompensieren. Doch solange du dir der alten Wunde nicht bewusst bist, wirst du immer wieder auf dieselbe Art scheitern. Du suchst Bestätigung und Sicherheit bei einem anderen Menschen und vergisst, dass du dir dies zuerst einmal selbst schenken kannst und musst. Indem du dich durch eigenes Handeln mehr der Selbsthilfe zuwendest und an deinen Minderwertigkeitsgefühlen arbeitest, kannst du dich tatsächlich heilen. Du wurdest in der Vergangenheit zwar verletzt -– doch die Gegenwart und Zukunft hast du in der Hand. Es gibt niemanden, der dich davon abhält, dich selbst zu lieben.
Innerhalb der Psychologie wird heute allgemein angenommen, dass dem Menschen vier Bindungsstrategien zur Verfügung stehen. Soziale Umgangsformen und Liebesbeziehungen werden nach dieser Theorie vier Persönlichkeitstypen zugeordnet: „selbstsicher“, „vermeidend“, „ängstlich“ und „besitzergreifend“. Die Theorie geht davon aus, dass jeder Mensch eine der vier Formen auswählt. Anfangs wurde angenommen, diese Bindungsstrategien seien unveränderlich. Neuere Untersuchungen weisen jedoch darauf hin, dass Menschen im Laufe ihres Lebens Erfahrungen machen, die ihnen bei der Wahl von Bindungsstrategien neue Möglichkeiten eröffnen: So kann ein Mensch mit ängstlicher Bindungsstrategie durch positive Erfahrungen in einer Beziehung eine selbstsichere Bindungsstrategie entwickeln. – Die Strategien sind übrigens unabhängigdavon, ob man hochsensibel ist oder nicht; in Hunderten von Studien wurden diese vier Formen bestätigt.
Die erste Form ist
der selbstsichere Typus
. Diese Menschen haben keine besonderen Schwierigkeiten, intime Bindungen einzugehen. Sie trauen sich, abhängig zu sein oder für jemand anderen da zu sein. Sie haben keine Angst, allein zu bleiben (wenn sich das zufällig ergibt), und sind mutig genug, entgegen den Gruppenerwartungen eine eigene Haltung einzunehmen, auch mit dem Risiko, nicht akzeptiert zu werden. Dieser Persönlichkeitstyp geht in der Regel in seinem Leben gesunde Beziehungen ein und läuft wenig Risiko, zu vereinsamen. Etwa 60 Prozent der Westeuropäer haben diesen selbstsicheren Bindungsstil. Sie beschreiben sich selbst etwa so: „Ich habe wenig Schwierigkeiten, mit anderen in Kontakt zu kommen. Ich halte mich für ziemlich liebenswert. Andere Menschen sind mir gegenüber auch überwiegend liebenswert und freundlich. Liebe kann ewig währen.“
Der fordernde Typus
hingegen leidet sehr, wenn er keine feste Beziehung hat. Er hat ein besonders starkes Bedürfnis, sich mit einem anderen eins zu fühlen. Er hat auch schnell das Gefühl, der andere habe ein weniger großes Bedürfnis nach Kontakt als er selbst. Diese Einschätzung kann zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden: Wovor solche Menschen Angst haben, wird schließlich auch geschehen.
Damit laufen diese Menschen Gefahr, kaum Anerkennung zu bekommen und in intimen Beziehungen zu scheitern. Sie sehen sich selbst etwa folgendermaßen: „Ohne feste Beziehung fühle ich mich nicht gut. Aber leider liebt mich mein Partner meistens nicht so sehr wie ich ihn. Er klagt oft darüber, dass ich ihm zu sehr auf den Leib rücke und ihm keinen Raum gebe.“
Auch
der ängstliche Typus
verlangt nach tiefem Kontakt, findet es aber schwierig, anderen zu vertrauen und/oder von ihnen abhängig zu sein. Aus Angst, verletzt zu werden, lassen Menschen dieses Typs andere von vornherein nicht zu dicht an sich herankommen. Entsprechend ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie letztendlich einsambleiben. Menschen mit ängstlicher Bindungsstrategie sagen etwa: „Ich finde es schwierig, andere an mich heran zu lassen. Ich vertraue anderen nicht so schnell und finde es außerdem schwierig, von ihnen abhängig zu sein.“
Dagegen fühlt sich
der abweisende Typus
ohne enge Kontakte gut und geht intimen Kontakten am liebsten aus dem Weg. Im Unterschied zum ängstlichen Typ will der Abweisende erst gar nicht von jemand anderem abhängig werden und wird auch verhindern, dass andere Ansprüche auf ihn erheben. Obwohl dieser Charaktertyp oft allein bleibt, haben solche Personen nicht so schnell das Gefühl, einsam zu sein. Wahrscheinlich hat dieser Typus schon früh Zurückweisung im Mutter-Kind-Kontakt erfahren, wodurch er sich menschlichen Kontakten gegenüber abgewendet hat und eher geneigt ist, in seinem Leben Gegenstände und Sachwerte anzusammeln.
Ein Bindungen meidender oder abweisender Mensch beschreibt sich etwa so: „Auch ohne intime Beziehung kann ich
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