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Leben mit Hochsensibilitaet

Leben mit Hochsensibilitaet

Titel: Leben mit Hochsensibilitaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marletta-Hart Susan
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geben, um bestimmte Prozesse genau unter die Lupe zu nehmen. Zunächst musst du lernen zu begreifen, dass jeder – du und die anderen – bestimmte Grundrechte hat. Zum Beispiel hat jeder das Recht, angenehm und glücklich zu leben, und das Recht, nein zu sagen. Hochsensible können in ihrem Gefühl für ihre Grundrechte geschädigt sein und den Kontakt dazu verloren haben. Vielleicht musstest du als Kind so einiges tun oder ertragen, was du nicht wolltest oder konntest aufgrund deiner Hochsensibilität. Vielleicht bist du in einer Familie aufgewachsen, in der die Rechte des einen mit den Rechten des anderen verwechselt wurden. Dann kannst du dich gefühlsmäßig der Idee entfremdet haben, dass du tun darfst, was gut für dich ist. Du musst also zusehen, dieses Recht zurückzugewinnen. Du wirst dich davon überzeugen müssen, ein vollwertiger Mensch mit normalen und legitimen Bedürfnissen zu sein. Für den einen ist dies einfacher als für den anderen. Grundsätzlich spielt dieses Zurückgewinnen eine Schlüsselrolle beim Prozess der Selbstakzeptanz. Vielleicht benötigst du dabei Hilfe – weil du schon so lange das Gefühl hast, dass du nichts ausrichten kannst, dass du nicht da sein darfst und keine wirklichen Rechte hast. Vielleicht bedeutet dies bei dir auch: „kein Recht auf Liebe“.
    Willst du selbstsicherer werden? Es hilft, wenn du in jeder Situation versuchst, das „Problem an sich“ zu sehen. Beschreibe es eventuell laut für dich und den anderen – damit auch der andere versteht, worum es genau geht, und ihr nicht in unklaren Gefühlen hängen bleibt und euch deshalb nicht einigen könnt. Sage ihm, nachdem klar ist, worum es geht, welche Auswirkungen die Sache auf dich hat (unabhängig von den Auswirkungen auf den anderen) und welche Vorlieben du in dieser bestimmten Situation hast. Gibt es vielleicht ein Verbot, das besagt, du darfst keine Vorlieben aussprechen?
    Je mehr du an deine Rechte glaubst, desto mehr Kontrolle wirst du über dich selbst haben. Dadurch wächst dein Vertrauen, das auszusprechen, was du eigentlich empfindest oder willst. Du wirstöfter erwarten, dass deine Bedürfnisse beachtet werden. Gleichzeitig (und das gilt mehr für Menschen mit dem Abwehrmechanismus der aggressiven Reaktion) lernst du, die Interessen anderer nicht zu missachten. Denn du musst dir immer vor Augen halten, dass der andere dieselben Grundrechte hat wie du und genauso möchte, dass man ihm mit Respekt begegnet. Wenn es dir schwer fällt, das zu spüren, versetze dich einmal in den anderen. Und bedenke: Viele Missverständnisse entstehen durch falsche Wortwahl, durch Schweigen oder Bequemlichkeit beim Kommunizieren.
    Du lernst natürlich nicht von heute auf morgen, selbstsicher zu sein. Bei manchen dauert es ziemlich lange, bis eine neue Art des Denkens gänzlich umgesetzt ist. Man braucht dazu Willenskraft und Einsicht. Du musst lernen, dich selbst gut zu beobachten (darin sind Hochsensible tatsächlich gut) und zu erkennen, wie du in einer spezifischen Situation reagierst. Dass du bestimmte Rechte hast, versteht sich von selbst. Darüber brauchst du nicht zu diskutieren. Es geht vor allem darum, den Anspruch auf diese Rechte geltend zu machen. Das bedeutet auch, dass andere ebenso ihre Ansprüche geltend machen können, und dass ihr letztendlich nicht einer Meinung zu sein braucht. Wäre das etwa eine Katastrophe?
    Wesentlich ist auf jeden Fall, dass du – auch wenn es um Kontakt zu weniger sensiblen Menschen geht – Respekt für dich, für den anderen und für eure Unterschiede behältst. In diesem Zusammenhang zitiere ich gern aus dem wunderbaren Buch
Narziß und Goldmund
von Hermann Hesse. In einem Gespräch zwischen Goldmund und Narziß sagt Letzterer:
    Es ist nicht unsere Aufgabe, einander näherzukommen, so wenig wie Sonne und Mond zueinander kommen oder Meer und Land. Wir zwei, lieber Freund, sind Sonne und Mond, sind Meer und Land. Unser Ziel ist nicht, ineinander überzugehen, sonder einander zu erkennen und einer im andern das sehen und ehren zu lernen, was er ist: des andern Gegenstück und Ergänzung. 20
    Zusammen mit den weniger sensiblen Mitmenschen gehörst du als Hochsensibler zu einem kostbaren, differenzierten Spektrum unterschiedlicher Menschen. Nicht jeder verhält sich so wie du. Menschen haben verschiedene Bedürfnisse. Wenn du erkennst, was deine Eigenschaften und Bedürfnisse sind, wirst du auch die Wünsche und Bedürfnisse anderer besser verstehen. Gerade in den

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