Leben mit Hochsensibilitaet
Unterschiedlichkeiten liegt die Lernerfahrung. Statt eine Trennung zu bewirken, kannst du mit Hilfe deiner Sensibilität mehr Verständnis schaffen – mehr Verständnis für dich und andere.
3.2.7 Zusammenfassung
Hochsensible haben in der Regel ein starkes Bedürfnis an tiefen, befriedigenden Kontakten, die die Seele nähren.
Sie sind dadurch im Kontakt zu anderen empathisch und meistens aufrichtig.
Weil sie in der Kommunikation so viel bemerken, unter anderem auch die Metakommunikation, fühlen sie sich schneller bedrängt, verantwortlich oder überflutet. Es ist wichtig, dass sie sich viel Zeit zur Verarbeitung nehmen und ihre Grenzen gut im Auge behalten.
Hochsensible können sich mit anderen so verbunden fühlen, dass sie in ihrem Erleben mit ihnen zusammenfließen. Sie wissen dann nicht mehr, ob ein Gefühl das ihre ist oder zum anderen gehört.
Hochsensible leiden mehr als Normalsensible unter Schüchternheit, weil sie aufmerksamer sind und beschämende Situationen aus der Vergangenheit in die Gegenwart mitnehmen.
Hochsensible haben ein größeres Bedürfnis als Normalsensible, sich ab und zu zurückzuziehen.
Sogar ihre Allerliebsten können ihnen manchmal zu viel werden. Hochsensible sollten dafür um Verständnis bitten und öfter erklären, warum das bei ihnen so ist.
Wie ein (hochsensibler) Mensch eine Liebesbeziehung eingeht, wird größtenteils durch seine Bindungsstrategien bestimmt.
Hochsensible können lernen, selbstsicherer zu sein und dadurch die eigenen Grundrechte und die der anderen besser zu respektieren.
3.3 Berufsleben
3.3.1 Probleme im Berufsleben
Arbeit ist ein wesentlicher Aspekt des Daseins in der Welt. Bei den Gesprächen, die ich mit Hochsensiblen führte, ging es meistens um das Problem, eine passende Arbeit zu finden. Viele Hochsensible schaffen es nicht, ein Gleichgewicht zwischen den Erwartungen der Gesellschaft und ihren eigenen Bedürfnissen herzustellen. Das ist verständlich, wenn man bedenkt, dass Hochsensible nicht dafür geschaffen sind, stundenlang ununterbrochen Dienst zu schieben, sich in stressreiche Situationen zu begeben und in Gruppen ihren Mann zu stehen. Aber genau das wird häufig von ihnen erwartet. Kennst du das? Du musst dann zwischen zwei wenig idealen Möglichkeiten wählen. Entweder machst du doch mit, legst dir selbst Zwänge auf und drehst eventuell durch. Oder du entziehst dich den Verpflichtungen, die ein normaler Job mit sich bringt, und gehst damit das Risiko ein, nutzlos zu Hause herumzuhocken. Im günstigsten Fall findest du eine Bestimmung, die deinem inneren Verlangen entgegenkommt. Doch leider bist du dadurch ständig in Geldsorgen, weil du mit solcher Arbeit kaum etwas verdienst. Kurz: Man scheint sich nur durchzumogeln, statt die richtige Lösung zu haben.
Als ich noch in der Fernseh- und Filmbranche arbeitete, stieß ich ständig auf die bekannten Hochsensibilitätsprobleme (obwohl ich damals noch nicht wusste, dass es diese waren). Obwohl ich inhaltlich interessante Aufgaben hatte, litt ich stark unter dem Druck,den mir die Arbeit auferlegte, und ich funktionierte einfach viel weniger, wenn ich mit anderen in einem Raum war. Die meisten Kollegen schüchterten mich ein. (Später erkannte ich, dass es damit zu tun hatte, dass die meisten Menschen in der Filmindustrie sehr unsicher sind und sich deshalb gegenseitig überschreien – womit ich unbewusst massive Schwierigkeiten hatte.) Auch die zeitlichen Rahmenbedingungen machten mich sehr angespannt. Die Selbstverständlichkeit, mit der erwartet wurde, dass man ununterbrochen für die Arbeit zur Verfügung stehe – wobei man dann wochenlang auch abends und eventuell nachts zu tun hatte –, war regelrechter Horror für mich. Als ich dieses Problem einmal gegenüber einem Regisseur ansprach, für den ich arbeitete, schaute er mich ausgesprochen herablassend an. Ich sah, dass ich in seinen Augen etwas geradezu Schimpfliches gesagt hatte. In dieser Branche gehörte es nämlich zum guten Ton, sich auf den Arbeitsstress zu freuen. Schließlich hatte man ja einen privilegierten Job.
Die Arbeit für die Fernseh- und Filmbranche bestand hauptsächlich aus zeitlich begrenzten Projekten, und so war ich tief im Inneren jedes Mal erleichtert, wenn ein Auftrag erledigt war und ich wieder Zeit hatte, zu mir zu kommen. Leider hatte ich regelmäßig tiefe Krisen, wenn Aufträge erledigt waren. Erst später begriff ich, dass dies einfach nur eine Reaktion auf den Arbeitsdruck und den Stress war. Und ich
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