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Leben mit Hochsensibilitaet

Leben mit Hochsensibilitaet

Titel: Leben mit Hochsensibilitaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marletta-Hart Susan
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vorüber. Es kann zu schmerzhaften Gesprächen und starken Emotionen kommen. Ob es für dich daraufhinauslaufen muss, kannst nur du beurteilen. Daniel (39) fand es nötig, den Kontakt zu seiner Familie abzubrechen. Die eingeschliffenen Familienstrukturen schmerzten ihn so sehr, dass er schließlich keine andere Lösung mehr sah. Nach jahrelanger Spannung wurde ihm klar, dieser Zwist würde ihm fortwährend Enttäuschung und Leid einbringen. Er sah die Nutzlosigkeit des ewigen Streitens ein. Als er entdeckte, dass er hochsensibel war (und dass die anderen es wahrscheinlich auch waren), erkannte er, dass er das Problem grundsätzlich anders angehen musste. Sein Bruder, seine Schwester und sein Vater würden niemals ausreichend Akzeptanz und Verständnis aufbringen. Vor allem die Schweigsamkeit seines Vaters schmerzte ihn – der seinen drei Kindern seit Jahren stillschweigend den Tod ihrer Mutter vorwarf. Da Daniel als Kind häufig krank war und viel Aufmerksamkeit nötig hatte, hatten die anderen drei Familienmitglieder begonnen, ihn als Spielverderber anzusehen. Nach Daniels Ansicht waren sie eifersüchtig auf seine enge Verbindung zur Mutter – obwohl er sich selbst im Netz der Mutter verstrickt sah und kaum gute Erinnerungen an sie behielt. „Es entstanden eine Menge kranker Beziehungen. Jeder reagierte empfindlich auf die anderen und reagierte sich auch am anderen ab. Bei uns zu Hause war nie Friede. Ich denke, dass meine Eltern sich ungenügend klar gemacht hatten, was sie durch ihre unterschwelligen Bemerkungen anrichteten. Sie spielten alle gegeneinander aus. Dieses Muster blieb bestehen. Ich bin der einzige, der genug davon hat und herausgetreten ist. Ja, und meine Mutter auf ihre Art natürlich auch. Ihre Krankheit kam nicht von selbst, es war ein Tumor aufgrund der vergifteten Atmosphäre zu Hause.“
    Vielleicht erfährst du deine Hochsensibilität als neue Identität, mit der du jetzt auf andere Art leben willst. Du wirst also deine Grenzen deutlicher setzen. Du wirst weniger Wasser in den Wein gießen und mehr Respekt für deine Andersartigkeit einfordern. Manche Menschen in deiner Umgebung werden dein neues Ich vielleicht weniger schätzen (vielleicht hatten sie in der Vergangenheit von deiner Verwirrung und Schwäche profitiert?) und werdenversuchen, dich zu demotivieren. Nach meiner Erfahrung werden allerdings diejenigen, die dich mögen, deine Kraft zu respektieren wissen und froh über deine Veränderung sein. Ob du nun manche Menschen meidest oder nicht – wichtig ist, dass du immer so klar und freundlich wie möglich kommunizierst. Das geht, wenn du dabei selbstsicher bist.
    Viele Menschen halten Selbstsicherheit für so etwas wie Unfreundlichkeit oder Herzlosigkeit. Sie „schonen“ andere lieber, als dass sie für sich selbst aufkommen. Doch Selbstsicherheit hat vor allem damit zu tun, auf eine für andere akzeptable Art nein zu sagen. Das mag anfangs schwierig erscheinen, das Schöne ist allerdings, dass es durch Übung immer leichter und natürlicher wird. Schließlich wird es ein ganz selbstverständlicher Teil von dir. Du wirst deine Standardreaktion anpassen müssen – das können sowohl aggressive als auch schüchtern-passive Menschen lernen. Auch Hochsensible können in bestimmten Situationen entweder schüchtern-passiv oder aggressiv reagieren. Beides sind keine optimalen Reaktionen. Der goldene Mittelweg liegt im selbstsicheren Reagieren.
    Selbstsicherheit bedeutet im Grunde, sich zu trauen, auf nette Art zu sagen, worum es geht. Gleichzeitig zeigt man Respekt für die Meinung oder die Wünsche des anderen. Wenn man selbstsicher ist, kann man eine abweichende Meinung auf eine Art äußern, die der andere annehmbar findet. Wenn man selbstsicher ist, kann man seine Wünsche zur Geltung bringen, ohne den anderen vor den Kopf zu stoßen. Wenn man selbstsicher ist, wird man wahrscheinlich wenig Schwierigkeiten mit unangenehmen Menschen und Situationen haben, da man sich als gelassen und frei gegenüber dem anderen und der Situation erlebt. (Das ist wiederum ein Teil der Abgrenzung.) Statt zurückzuschrecken, wenn die Situation konfrontativ wird, oder wütend durchzudrehen ohne Rücksicht auf den anderen, kann man ein Anliegen abschlagen, ohne das Gefühl zu haben, sich rechtfertigen zu müssen. Man kann eigene Bedürfnisse berücksichtigen, ohne dass man dadurch den anderen herabsetzt.
    Es klingt ideal – und es ist es auch. Doch es ist auch einfach; allerdings musst du dein Bestes

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