Leben mit Hochsensibilitaet
die das Kind hat, und ihm andererseits den Mut zu geben, die Ängste zu überwinden. Wichtig ist auch, dass man als Elternteil die Initiativen und die Impulse des Kindes willkommen heißt. Ein hochsensibles Kind ist schnell verunsichert, wenn es aus sich selbst heraus etwas Spontanes tut. Anerkennung und Bewunderung für scheinbar kleinste Nebensächlichkeiten helfen dem Kind, sein Selbstvertrauen zu stärken. Ermutigung für seine besonderen Charaktereigenschaften empfinde ich als eines der geeignetestenund schönsten Dinge, die Eltern ihren Kindern geben können. Statt Erwartungen zu hegen, zeigt man Respekt, wenn man sein Kind in seinem eigenen Wert lässt, auch wenn es Interesse an Dingen hat, die man selbst irrelevant oder uninteressant findet.
Es gibt einige besondere Momente, in denen man hochsensible Kinder ermutigen sollte. Zu den stärksten Auslösern von Angst (und Depression) bei hochsensiblen Kindern gehören Veränderungen, vor allem, wenn diese unerwartet und abrupt sind. Ein neuer Babysitter, ein Wohnungsumzug, eine unerwartete Überraschung, ein neues Brüderchen oder Schwesterchen. Manche hochsensiblen Kinder möchten immer genau dieselbe Kleidung tragen, immer genau dasselbe essen, mögen es nicht, dass jemand zu Besuch kommt, und vermeiden Kontakt mit Fremden. Doch Kinder haben mit so viel Veränderung in ihrem Leben zu tun, dass sie wohl oder übel lernen müssen, damit umzugehen. Das wird ihnen im späteren Leben helfen, Strategien zu entwickeln, mit stressreichen Situationen umzugehen, die nun einmal nicht zu vermeiden sind. Eine Ermutigung, geduldig und ganz sanft gegeben, kann dem hochsensiblen Kind gerade die Hilfe bieten, die es benötigt. Gehe nicht immer davon aus, dass es klug und erwachsen genug ist, um eine Situation richtig einzuschätzen, auch wenn ein hochsensibles Kind sich manchmal so gibt. Bedenke, dass es wahrscheinlich mehr Zeit als üblich benötigt. Geduld ist etwas, was du bei der Erziehung eines hochsensiblen Kindes wirklich brauchst. Hilfreich ist es auch, wenn du dein Kind geistig und körperlich auf Dinge vorbereitest. Wenn es fit ist, ausgeschlafen, gegessen hat und ruhig ist, kann es neue Situationen besser bewältigen.
Als ich Kind war, zog meine Familie nach Amerika um. Das hatte enorme Auswirkungen auf mich. Ich reagierte mit Schlafproblemen und entsetzlichen Ängsten. Ich kann mich noch besonders gut daran erinnern, wie bange ich war, wenn meine Mutter abends weg musste. Ich stand heulend am Fenster und hatte die wildesten Phantasien über Unglücke. Ein neues Land bedeutet, eine neue Sprache zu lernen, in eine neue Schule zu gehen und neue Freunde zu finden.Für mich als hochsensibles Kind war das nicht so einfach. Die ersten Monate waren schmerzlich und traurig. Ich wurde nicht sofort akzeptiert und wurde geärgert. Ich musste um Freundschaften kämpfen. Man könnte sagen, dass das zu viel für ein hochsensibles Kind sei. Doch wenn ich zurückblicke, bin ich dankbar, dass meine Eltern damals die Emigration mit vier Kindern gewagt haben. Im Nachhinein gehört dies zu meinen wertvollsten Erinnerungen. Es war hart, aber ich lernte, mich selbst aus eigener Kraft durch Schwierigkeiten durchzukämpfen. Nun, da ich in mein Ursprungsland zurückgekehrt bin, profitiere ich von den Erfahrungen, die ich als Kind gemacht habe.
Sei dir als Elternteil der Intensität bewusst, mit der ein hochsensibles Kind Dinge erlebt. Hochsensible Kinder sind meist stark mit ihrer Umgebung verbunden. Sie kennen die Bäume und Pflanzen beinahe persönlich. Sie haben eine inspirierte, von tiefen Gefühlen gekennzeichnete Beziehung zu der Umgebung, in der sie aufwachsen. Ein Umzug ist deshalb auch ein emotionelles und spirituelles Geschehen. Ein Kind muss Abschied nehmen von vielen Dingen, die du vielleicht übersiehst, zum Beispiel vom Apfelbaum im Garten und von den Schnecken zwischen den Pflanzen. Man kann den Umzug mit symbolischen Handlungen begleiten und sollte auf jeden Fall Verständnis zeigen für die beinahe sakralen Handlungen, die das Kind durchführt, um den Umzug zu verarbeiten. Weil ein Umzug meistens ein stressreiches Ereignis ist, wird ein hochsensibles Kind die Nervosität seiner Eltern besonders spüren. Überlade dein hochsensibles Kind vor allem nicht mit deinen eigenen Ängsten und Sorgen. Es bemerkt sowie so schon viel zu viel und würde dann nur noch mehr zurückschrecken.
Neben Angst vor neuen Gegebenheiten haben manche hochsensiblen Kinder besondere Angst vor
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