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Leben mit Hochsensibilitaet

Leben mit Hochsensibilitaet

Titel: Leben mit Hochsensibilitaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marletta-Hart Susan
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und innerlich unruhig ist, zu sagen, dass es still zu sitzen hat oder den Mund halten soll, ist völlig sinnlos. Überlege doch einmal selbst, wie schwierig es beispielsweise ist, das Denken anzuhalten oder nichts mehr zu wollen. Man benötigt viel Übung und Geduld, um zu lernen, loszulassen und in sich selbst die Stille zu finden. Nicht umsonst ist es schwierig, zu meditieren und die Unruhe, die man aus der Umgebung aufgenommen hat, wieder loszuwerden. Kinder kopieren Verhalten. So arbeitet ihr Lern- und Entwicklungssystem normalerweise.
    Wie können wir also erwarten, dass unsere Kinder ruhig und ausgeglichen sind, wenn wir selbst überdreht herumrasen, hektisch sind, stets alles Mögliche müssen und wollen und selten einfach nur da sein können? Ruhelosigkeit kann als eigentliche Krankheit dieser Zeit betrachtet werden. Sie gleicht übrigens stark einer Sucht, die die Seele langsam, aber beständig aushöhlt. Es ist traurig zu sehen, dass manche Kinder schon von klein auf von Ruhelosigkeit geplagt werden. Aktivität wird nicht mehr durch Ruhe gedämpft. Tatendrang hat sein Gegengewicht verloren, nämlich die ausgleichende, beruhigende Energie. Dadurch geht schon bei den Kleinsten das essentielle Gleichgewicht verloren.
    Stell dir vor, du bist mit einer Hausarbeit beschäftigt wie Abwaschen oder Kochen, oder du sitzt einen Moment einfach so am Tisch oder auf dem Sofa. Beide Male bist du vollständig im Hier und Jetzt. Das bedeutet, dass du nicht in Beschlag genommen wirst von Gedanken an etwas anderes, an Geschehnisse in der Vergangenheit oder Zukunft. Gleichgültig, ob du gerade etwas tust oder nicht – deine Aufmerksamkeit ist im Hier und Jetzt. Denken und Wollen sind so gut wie nicht aktiv. Du bist in einem Zustand von „Nur einfach sein“. Wenn dir dies gelingt, fühlst du eine friedvolle, ruhige Offenheit. Du stehst nicht unter Druck. Du wirst nicht von ängstlichen, unruhigen, ärgerlichen, schuldbewussten oder anderen Empfindungen bedrängt. Du schmiedest keine Pläne und erwartest auch nichts von jemand anderem. In diesem Zustand spürst du, was essentiell ist. Du bist in einem intuitiven Zustand.
    Es spricht für sich, dass du erst einmal selbst lernen musst, ruhig und geerdet zu sein, bevor du dies von den Kindern in deiner Umgebung verlangst.
    Ein hochsensibles Kind braucht durchweg mehr Privatsphäre. Normalsensiblen Eltern kann es merkwürdig vorkommen, wenn ihr Kind keine Lust auf Geselligkeit und Aktivitäten hat. Manche Eltern nehmen das persönlich und glauben, dass ihr Kind sie nicht leiden kann. Doch ein hochsensibles Kind ist weder unfreundlich noch abweisend. Es braucht einfach nur mehr Zeit für sich allein, um die sinnliche Wahrnehmung einzudämmen und die Eindrücke des Tages zu verarbeiten. Vor allem Schulkinder werden mit Reizen überfüttert. Wenn die Eltern das verstehen, werden sie ihrem Kind die nötige Zeit und den nötigen Raum bieten.
    Zu Hause gelingt es dem Kind meistens, sich wieder zu fassen. In der Schule hingegen ist das viel schwieriger. Das heutige Schulsystem bietet hochsensiblen Kindern zu viel Unruhe und zu wenig Zeit, um sich von Reizen zu erholen. Eingepfercht in großen Gebäuden bei ununterbrochenem Geschrei, Gekreische, Geziehe und Geschubse geraten hochsensible Kinder schnell in Erregung und Überreizung. In manchen Klassen ist die Toleranz der Lehrkräfte zu hoch für das ertragbare Maß eines hochsensiblen Kindes. So manche Lehrkraft lässt ständiges Dazwischenquatschen, Geärgere oder Getrieze einfach durchgehen. Ständig ist etwas los. Ständig muss etwas getan und geleistet werden und die subtile Botschaft ist, dass jeder an diesem aktiven Prozess teilzunehmen hat. Und als wäre das alles nicht genug, bekommen die Kinder auch noch Schulaufgaben mit nach Hause. Hochsensible Kinder ermüdet das völlig. Kinder haben zwar mehr Energie als Erwachsene, glücklicherweise, sonst würden sie es ja überhaupt nicht aushalten – doch hochsensible Kinder haben zu sehr die Neigung, sich anzupassen, auch wenn sie darunter leiden.
    Vergiss nicht, dass Kinder schon sehr jung ermutigt werden, ständig Leistung zu erbringen. Da hochsensible Kinder sehr pflichtbewusst sind und alles fehlerfrei machen möchten, werden sie dengeforderten Leistungsdruck äußerst ernst nehmen. Außerdem werden Kinder in zunehmend jüngerem Alter danach gefragt, was sie denn wollen. Dabei geht es um alle möglichen Sachen: Was sie anziehen wollen, neben wem sie sitzen wollen, was sie gerne

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