Leben mit Hochsensibilitaet
fremden Menschen. Wenn dein Kind Angst vor Fremden hat, hilf ihm von klein auf an so viel wie möglich im Kontakt mit anderen. Dies verhindert einigermaßen, dass es im späteren Leben zu einem typischen Einzelgänger wird. Letztendlich leidet dein Kind mehr unter der Tatsache, ausgeschlossen zusein, als darunter, die Schwelle überwinden zu müssen, um Kontakte anzugehen, wie schwierig und spannungsreich das auch sein mag. Das beinhaltet unter anderem, dass du dein Kind nach dem ersten Lebensjahr zum Kontakt mit anderen kleinen Kindern ermutigen solltest. Für ein hochsensibles Kind ist es sicher keine schlechte Erfahrung, in eine Kindergruppe zu gehen, solange dort ein gewisses Verständnis für den speziellen Charakter deines Kindes vorhanden ist. Am besten wäre es, das Kind täglich nur einige Stunden dort hinzubringen, statt vielleicht ein oder zwei ganze lange Tage und danach wieder einige Tage nicht, denn diese Veränderung ist für das Kind viel größer.
Der erste Tag wird nicht einfach sein. Am besten gehst du zusammen mit deinem Kind dorthin. Bleib einige Male bei deinem Kind, bis es selbst wagt, die Umgebung zu erkunden. Du ziehst dich dann jedes Mal einen Schritt weiter zurück. Gebe deinem Kind die Möglichkeit, dich die ersten Male wiederzufinden, wenn die Situation für des Kind zu bedrängend wird. Wenn du merkst, dass sich dein Kind in der Gruppe eingelebt hat und zufrieden fühlt, kannst du weggehen. Vielleicht bringst du es auch schon etwas früher hin, bevor alle anderen Kinder kommen. Aber achte auch darauf, dass dein Kind nicht erschöpft wird, weil es am längsten bleibt. Später, wenn es etwas älter ist, könnt ihr zusammen üben, was dein Kind im Kontakt mit neuen Menschen sagen kann. Ziehe eventuell andere Erwachsene als Hilfe hinzu und auch andere Kinder, denen du diese Hilfe zutraust. Sprich schließlich mit Betreuern und Lehrkräften über dein Kind. Sorge auf jeden Fall dafür, dass seine Hochsensibilität positiv gesehen wird. Du wirst schnell genug merken, ob das akzeptiert wird oder nicht.
Jede Situation ist einzigartig. In jeder Situation musst du aufs Neue entscheiden, was das Beste für dein Kind ist. Es hat keinen Sinn, ein Kind mit harter Hand zu zwingen, Dinge zu tun, für die es zu verletzlich ist. Mit Worten, wie „Nun komm doch!“, „Stell dich nicht an!“ leugnet man die Besonderheit des Kindes. Ein Kind, das hochsensibel ist, wird sein ganzes Leben so bleiben. Du wirst dasKind nicht verändern können, indem du es abhärtest oder gefühlloser machst. Damit verliert es nur einen Teil seiner Echtheit. Du zwingst es, sich anders zu zeigen, als es seinem Wesen nach ist.
5.4.3 Ruhe
Mindestens bis zum dritten Lebensjahr ist jedes Kind, ob hochsensibel oder nicht, ganz und gar Sinneswahrnehmung. Alles strömt ungefiltert hinein ins aufnehmende Bewusstsein. Viele Menschen denken, dass dieser Zustand etwas Paranormales hat, weil Kinder in dieser Phase auch viele subtile Energien bemerken. Ein kleines Kind ist noch nicht im Stande, Filter wie beispielsweise die Ratio oder die Logik als Puffer zwischen sich und die Welt zu setzen. Eltern und Erzieher haben die Aufgabe, das Kind vor einem Übermaß von Reizen und Informationen zu beschützen. Ein hochsensibles Kind wird etwas mehr Ruhe und Schutz benötigen. Für Säuglinge kann dies ein besonders stiller Schlafplatz sein und für Kleinkinder ein eigenes Eckchen, wo sie ungestört in ihrer Phantasie aufgehen können.
Hochsensible Eltern sind wahrscheinlich auch fähig, sensibel und einfühlsam zu erziehen. Sie werden das Bedürfnis an Ruhe und Privatsphäre des Kindes zu respektieren wissen. Das liegt daran, dass sie selbst dieses Bedürfnis ebenfalls kennen. Eltern und Kinder, die hochsensibel sind, spüren, dass Ruhe und Stille so lebenswichtig sind wie Atmen und Schlafen. Andererseits haben Hochsensible gelegentlich relativ große Schwierigkeiten, ruhig zu bleiben, weil sie die Unruhe anziehen wie der Staubsauger den Staub. Manche Eltern sind auch nicht selbstsicher und ausgeglichen genug und können sich schlecht von äußerer Hektik abschirmen. Das kann sich dann auf die Kinder übertragen.
Im Allgemeinen gibt es wenig Stille im Leben von Kindern. Je unruhiger die Umgebung, desto ruheloser meistens das Kind. Kinder sind ein Spiegel dessen, was sie erleben. Ratschläge, Richtlinien, Lektionen oder Ermahnungen, wie gut auch gemeint, erzeugen eher Unruhe als Ruhe und Klarheit. Einem Kind, das mit Reizenüberfüttert wird
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